„Das kann ich nicht wegreden“: Waldschmidts Beichte nach der Erlösung

Luca Waldschmidt jubelt über sein 1:0 für den 1. FC Köln in Ulm. (Foto: IMAGO / Nordphoto)
Luca Waldschmidt jubelt über sein 1:0 für den 1. FC Köln in Ulm. (Foto: IMAGO / Nordphoto)

Seit dem Rückrunden-Auftakt hatte er nicht mehr in der Startelf gestanden, seit dem Hinspiel nicht mehr getroffen: Mit seinem 1:0 in Ulm hat Luca Waldschmidt den 1. FC Köln erlöst – und auch sich selbst. Anschließend offenbarte der Matchwinner seine Gefühlswelt.

Aus dem Donaustadion in Ulm berichtet Martin Zenge

Gerhard Struber wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte. Es wäre rund um den 1. FC Köln wohl ungemütlich geworden, hätten die Geißböcke vom Tabellenvorletzten Ulm nur eine Nullnummer mit nach Hause genommen – wäre Luca Waldschmidt nach 86 Minuten nicht doch noch der Siegtreffer gelungen. Und so gab es von Struber einen liebevollen Klaps für den einzigen Torschützen des Tages, als dieser im Donaustadion gerade zu den Medienvertretern sprach.

Von seinem Trainer ließ sich Waldschmidt nicht aus dem Konzept bringen, von der musikalischen „Rakete“ wenig später aber schon. Die Erleichterung im FC-Lager ließ sich am Samstagnachmittag nämlich in Dezibel messen, unter anderem schallte der Karnevalshit der kölschen Band Mätropolis aus der Gästekabine durch die Katakomben. „Man hört es hinten“, antwortete Waldschmidt auf die Frage, was dieser Sieg bedeute – und musste seine Ausführungen kurz lachend unterbrechen, als die erwähnte „Rakete“ gezündet wurde.

Waldschmidt: „Erleichterung bei allen“

„Es ist bei allen schon ein bisschen Erleichterung da“, gestand Waldschmidt nach dem ersten FC-Sieg seit einem Monat, denn: „Wir wissen, dass Druck von außen kommt und wir machen uns auch selbst Druck. Wir haben einen Anspruch an uns, weil wir wissen, was möglich ist und was wir die letzten Wochen gezeigt haben.“ Da passten Anspruch und Realität mit nur einem Punkt und einem Tor aus drei Partien so gar nicht zusammen. „Von daher sind wir alle sehr gewillt, unsere Leistung wieder auf den Platz zu bringen. Wir lassen nichts über uns ergehen, sondern arbeiten daran – immer und immer wieder.“

Waldschmidt bezog diese Worte zwar auf die ganze Mannschaft, könnte aber auch sich persönlich gemeint haben. In Ulm stand der Ex-Nationalspieler erstmals seit dem Rückrunden-Auftakt beim HSV wieder in Strubers Startelf. In den folgenden Wochen hatte er sogar zweimal über die volle Distanz auf der Bank gesessen, war nicht mal als Joker gekommen.

Mich hängen zu lassen, war für mich keine Option. Ich gebe weiterhin Gas, will da sein, wenn ich gebraucht werde.

Luca Waldschmidt

„Das hat an mir genagt“, sagte Waldschmidt nun über seine zwischenzeitliche Reservistenrolle, sprach von „sehr, sehr schwierigen Wochen – das kann ich nicht wegreden“. Unter anderem mit einsamen Extraschichten nach dem Training probierte er, sich wieder in die erste Elf zu kämpfen, aufzugeben kam nicht infrage. „Dafür bin ich zu ehrgeizig, will zu viel und weiß auch, was ich kann. Ich gebe weiterhin Gas, will da sein, wenn ich gebraucht werde, und es ist schön, dass ich heute helfen konnte.“

Bei seiner Rückkehr in die Anfangsformation in Ulm war Waldschmidt der mit Abstand auffälligste Kölner Offensivakteur – doch zunächst glücklos. In Halbzeit eins verpasste er sowohl mit seinem starken linken Fuß als auch per Kopf das 1:0. Die ungenutzten Chancen brachten den 28-Jährigen allerdings nicht ins Grübeln. Im Gegenteil.

Vergebene Chancen als gutes Omen

„Ich wusste, dass es heute klappt, um ehrlich zu sein“, erklärte Waldschmidt im Nachgang und begründete: „Wenn ich einen vergebe, tut das kurz weh – aber es ist wichtig, dass ich überhaupt in diesen Situationen bin. Ich weiß: Wenn die Dinger da sind, mache ich sie irgendwann. Dass mal eine vermeintlich 100-prozentige Chance nicht reingeht, gehört da dazu.“

Wobei er so nicht immer gedacht habe. „Das ist ein Prozess, an dem ich in meiner Karriere gearbeitet habe – der Umgang mit Fehlern, sie nicht so zu gewichten. Ich bin Offensivspieler, ich muss Risiko gehen. Ich werde Fehlpässe spielen, ich werde in Dribblings hängenbleiben. Wichtig ist aber, es immer wieder zu probieren. Dafür wird man am Ende belohnt.“

Waldschmidt: „Ich würde lügen…“

Waldschmidts 1:0 am Samstag war der Beweis hierfür. Sein achter (!) Versuch der Partie saß. Nach Jan Thielmanns Vorarbeit über die linke Außenbahn versenkte der gebürtige Siegener den Ball aus 14 Metern zum Sieg. „Das tut schon extrem gut. Ich würde lügen, wenn ich etwas anderes sagen würde“, so der Matchwinner nach seinem ersten Zweitliga-Tor seit dem Hinspiel gegen Ulm.

Und er stand mit seinem Glücksgefühl natürlich nicht alleine da, das offenbarte der anschließende Kölner Jubel. „Da hat man gesehen, dass der Sieg für uns alle wichtig war. Wir haben alle zusammen gefeiert“, beschrieb Waldschmidt und verriet: „Das war auch das große Motto, das über dem Spiel stand: einen extrem Zusammenhalt zu haben, für den anderen da zu sein und alle Widerstände zu bekämpfen.“ So ließ sich trotz einer überschaubaren Leistung doch noch die Rakete zünden. Der Auftakt eines erfolgreicheren Saisonendspurts? Zumindest ein Anfang. Für den FC und für Waldschmidt persönlich.

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