Der 1. FC Köln steht vor gefährlichen Wochen. Der Aufstieg in die Bundesliga muss gelingen, andernfalls droht die Mannschaft auseinander zu brechen. Und das in einer Phase, in der die Machtverhältnisse im Club nicht ansatzweise geregelt sind.
Der 1. FC Köln steckt in der Macht-Falle. Das amtierende Präsidium mit Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich hat in dieser Dreier-Konstellation praktisch keine Chance mehr, noch einmal gewählt zu werden. Dennoch will keiner der drei bislang klar Stellung beziehen, ob einer oder mehrere der Vorstände überhaupt für einen der Posten weiter zur Verfügung stehen würden.
Der Mitgliederrat sucht daher nach einem neuen Vorstand. Die Gespräche sind nach GEISSBLOG-Informationen inzwischen weit fortgeschritten, das Kandidatenfeld wird aktuell ausgedünnt. Mit dem vom Express genannten Ex-DFL-Geschäftsführer Christian Müller tauchte nun erstmals ein Name öffentlich auf.
Geschäftsführer-Suche zeigt Dilemma
Das Problem: Ein neuer Vorstand wird erst im Herbst 2025 gewählt – egal in welcher Konstellation. Bis dahin bleibt unklar, wer beim FC das Sagen hat. Die nur schleppend laufende Suche nach einem neuen Marketing-Geschäftsführer zeigt das Dilemma: Das jetzige Präsidium ist nur noch eine Lame Duck. Wolf, Sauren und Wettich sind FC-Bosse auf Zeit. Eine Zeit, die sehr bald abläuft – weshalb sich der FC auf der Suche nach einem Nachfolger von Markus Rejek bereits zahlreiche Absagen eingehandelt hat.
Weder wollte bislang ein renommierter Marketing-Experte fest zusagen, ohne zu wissen, unter welchem Vorstand er oder sie künftig arbeiten wird. Noch scheint der Mitgliederrat dem amtierenden Präsidium noch zu vertrauen, die richtige Person auszuwählen. Hinzu kommt, dass potenzielle Kandidaten ebenfalls gerne wissen würden, wie es mit den Co-Geschäftsführern weitergeht, insbesondere mit Christian Keller, mit dem sich bereits Rejek ein erhebliches Kompetenzgerangel geliefert hatte.
Der Aufstieg würde den FC retten
So hat sich der Club selbst in eine Falle manövriert, aus der die Geißböcke nur entkommen können, sollte der Aufstieg in die Bundesliga gelingen. Denn zumindest für diesen Fall würde vorübergehend Ruhe einkehren beim FC. Mit dem sofortigen Wiederaufstieg würde der sportliche Bereich in den Händen der aktuell handelnden Personen bleiben.
Sportchef Christian Keller und Trainer Gerhard Struber hätten das Mandat für die Bundesliga sicher. Die meisten Leistungsträger würden in Köln bleiben. Der finanzielle Spielraum würde wieder steigen. Der Club könnte im Hintergrund die Vorstandssuche abschließen und ein neues Trio im Herbst wählen. Sollte der FC jedoch den Aufstieg verpassen, droht dem Club ab Ende Mai das Chaos.
FC droht bei Nicht-Aufstieg eine Zerreißprobe
Denn ein verpasster Aufstieg würde die gesamte Führung sofort unter Druck setzen. Keller wäre nach dann drei erfolglosen Jahren im Amt kaum mehr zu halten – und mit ihm sein ausgewählter Trainer Struber. Und auch der Vorstand, wenn seine Amtszeit nicht ohnehin auslaufen würde, hätte eine Zukunft endgültig verwirkt. Doch Wolf, Sauren und Wettich haben sich Keller mit Haut und Haaren verschrieben, haben den Sportchef immer gestützt, ihm weitreichende Befugnisse ausgestellt. Der FC ist nicht nur im sportlichen Bereich inzwischen längst ein Keller-Club. Ein Rauswurf des Sportchefs hätte also weitreichende Folgen.
Müsste Keller gehen, gäbe es niemanden beim FC, der die Federführung für die Nachfolge übernehmen könnte. Eine bereitstehende Interimslösung gibt es nicht mehr, dafür hat der Vorstand mit seiner Demission von Jörg Jakobs selbst gesorgt. Um einen Nachfolger zu bestimmen, würde das Vertrauen in das Präsidium fehlen. Weil es im Mai aber auch noch keinen neuen Vorstand geben wird, würde ein Vakuum entstehen.
Zum Aufsteigen verdammt
Ein Verbleib in der 2. Bundesliga hätte also unvorhersehbare Konsequenzen für die Geißböcke – nicht nur, weil dann ein Ausverkauf großer Teile der Mannschaft drohen würde. Vorstand, Sport-Geschäftsführung und Cheftrainer stünden gleichermaßen vor dem Aus. Im Hintergrund aber gäbe es niemanden, der sofort in der Position wäre, die dann offenen Stellen neu zu besetzen. So ist der FC nicht nur im Sinne der sportlichen Stabilität zum Aufsteigen verdammt.
Hier kannst du über den 1. FC Köln diskutieren und dich mit anderen Usern austauschen. Bitte beachte dabei die Spielregeln in unserer Netiquette! Du findest sie hier und kannst sie jederzeit nachlesen. Viel Spaß!