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Das Transfer-Spiel: Hinter der Fassade der verbalen Scharmützel

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Horst Heldt und Alexander Wehrle in Donaueschingen. (Foto: Bopp)

Der 1. FC Köln sitzt auf dem Transfermarkt praktisch ausschließlich auf dem Beifahrersitz. Das Problem: So geht es vielen anderen Klubs auch, wie beispielsweise dem FC Schalke 04 und dem SC Paderborn. Der FC verhandelt derzeit also aus einer schwachen Position mit Klubs in ähnlich schwacher Position. Viel mehr als öffentliche Scharmützel gibt es daher bislang nicht. 

Aus Donaueschingen berichten Sonja Eich und Marc L. Merten

Am Montagnachmittag hatten die FC-Spieler und -Verantwortlichen frei. Nach einer Radtour am Morgen ging es für viele Profis auf den Golfplatz oder in den Hotelpool. Am späten Nachmittag traf sich dann Horst Heldt mit den FC-Fans vor Ort und stellte sich den Fragen der Anhänger. Dabei ging es natürlich auch um die Kaderplanung. Viel Neues konnte Heldt jedoch nicht berichten, schließlich hat sich die Situation für die Geißböcke kaum verändert. Mehrere Beispiele der vergangenen Tage zeigen, wie sich das Spiel auf dem Transfermarkt derzeit entwickelt.

Beispiel Mark Uth: Der FC kann sich den Spieler nicht leisten, alle Seiten wissen das. Schalke kann sich den Spieler aber auch nicht leisten, auch das wissen alle Seiten. Uth selbst hat kein gesteigertes Interesse mehr auf Schalke zu bleiben, das ist ebenfalls bekannt. Nun ist ein Kampf der Worte entfacht: Die FC-Verantwortlichen betonen öffentlich ihr Interesse, ohne dabei jedoch ein Angebot, und sei es nur ein symbolisches als Verhandlungsgrundlage, abzugeben. Die Schalke-Bosse wiederum werfen dem FC schlechten Stil vor, schießen damit allerdings ebenso nur mit Platzpatronen wie die Geißböcke. Zudem streut offenbar die Spieler-Seite, dass man sich wünsche, der FC komme endlich in die Pötte und mache einen ersten Schritt auf Schalke zu, um den Transfer zu realisieren. Dabei wissen alle Parteien: Eine schnelle Einigung ist praktisch unmöglich. Erstens, weil Köln tatsächlich praktisch mittellos ist und nicht einfach eine Millionensumme auf den Tisch legen könnte. Zweitens, weil man in Köln insgeheim keine Eile hat Uth zu verpflichten, weil dieser keine Eingewöhnungszeit benötigen würde, sondern sofort bereit stünde – und man deswegen noch damit warten kann, das teure Gehalt zu übernehmen. Drittens, weil Schalke wiederum darauf hofft, über andere Verkäufe (McKennie, Kabak, Harit) aus den ärgsten Finanzsorgen zu kommen, um dann eine andere Verhandlungsposition zu haben. Und viertens, weil es aus FC-Sicht eigentlich einem Wahnsinn gleichen würde, in der aktuellen Situation einen anderen Deal einzugehen als ein Leihgeschäft – ausgenommen natürlich, Schalke würde in höchster Not doch noch bereit sein Uth mehr oder weniger zu verschenken. Was wohl nicht passieren wird.

Beispiel Streli Mamba: Der FC hat auch hier, wie bei Uth, zunächst versucht den Spieler auszuleihen. Das Angebot wurde ebenso abgelehnt wie die zwei folgenden Kaufangebote. Insofern ist der FC bei Mamba aktiver als bei Uth. Der SC Paderborn wiederum ist eigentlich bereit seinen Stürmer abgeben, sagt dies nur nicht laut. Der Zweitligist muss nach dem Abstieg Transfereinnahmen generieren und hat gar kein so großes Interesse Mamba zu halten, wie man vorgibt. Vielmehr ist man froh über das Kölner Interesse, weiß man doch, dass der 26-jährige einer der wenigen Spieler ist, mit dem Paderborn eine siebenstellige Transfersumme erzielen kann. Und diese ist auch nötig: Nach dem Verkauf von Luca Kilian für rund zwei Millionen Euro nach Mainz will man in Paderborn offenbar die gleiche Summe noch einmal bei Mamba erzielen. Auch hier gilt jedoch: Das wird nicht passieren, der FC kann sich diesen Betrag schlicht nicht leisten. Also verhandeln die Klubs im Hintergrund, während sie sich im Vordergrund verbal die Bälle medial zuspielen. Der Unterschied zu Uth: Hier liegt man nicht mehr weit auseinander. Der Deal scheint nur noch eine Frage der Zeit.

Beispiel Robin Hack: Und dann wären da noch Spieler, die ohnehin im Fenster der Öffentlichkeit stehen. Robin Hack gehört dazu. Nürnbergs Sportvorstand Dieter Hecking hat nun via Bild erklärt, es werde keinen Corona-Rabatt für den U21-Nationalspieler geben, und überhaupt: “Wir wollen Robin nicht abgeben.” Derweil hat FC-Sportchef Horst Heldt betont, der FC habe Interesse. So beginnt auch hier ein ähnliches Spiel: Der FC hinterlegt sein Interesse, der FCN sagt, man wolle den Spieler nicht ziehen lassen. Der Unterschied: Hecking sagte nicht, man werde Hack definitiv nicht verkaufen. Er sagte lediglich, man wolle dies nicht. In dem Wissen, dass Hack erstens zu den wenigen Spielern gehört, mit denen der Club Geld machen könnte. Und zweitens in dem Wissen, dass es – wie bei Uth oder Mamba – schwierig sein dürfte einen Spieler zu halten, sollte dieser wirklich gehen wollen. Zwar scheint es, ähnlich wie bei Uth, aus Kölner Sicht kaum vorstellbar, dass die Geißböcke diesen Transfer realisieren können. Doch undenkbar ist im Fußball bekanntlich nichts.

Beispiel freigestellte Spieler: In der aktuellen Corona-Krise sind Einnahmen und Ausgaben noch mehr als vorher eine Frage der Perspektive. Beim FC ist man schon froh, weniger Gehälter zahlen zu müssen als geplant, um daraus Spielraum für Transfers zu generieren. Ein bisschen Spielraum hat man sich durch elf Abgänge und zwei endende Leihgeschäfte bereits geschaffen. Nun hofft man beim Schaub, Sörensen, Sobiech und Queiros, diesen noch zu vergrößern. Das Quartett verdient beim FC pro Jahr zusammen rund fünf Millionen Euro. Dieses Geld ist bislang im Etat eingeplant. Würde man die Spieler verkaufen oder verleihen, würde im Etat selbst im Falle von Abfindungen zumindest eine kleine Lücke entstehen, die Sportchef Heldt für Transfers ausnutzen könnte.

Beispiel Einsparungen: Weitere Hilfen erhofft man sich durch Verhandlungen mit Vertragspartnern. Im Trainingslager soll es bis zur Abreise erste Gespräche zwischen der Geschäftsführung (Wehrle und Heldt sind beide vor Ort) und den Spielern geben über einen erneuten Gehaltsverzicht geben. Öffentlich sprechen will niemand darüber, doch intern heißt es: Eine vollständige Saison 2020/21 ohne Zuschauer würde der FC finanziell nur dann durchstehen, wenn die Spieler zu großen Einschnitten bereit wären, die Zweitliga-Konditionen ähneln würden. Das ist auch der Grund, weshalb der Klub mit der Stadt Köln über die Stadionpacht verhandelt. Der 1. FC Köln muss als Bundesligist jährlich rund 7,9 Millionen Euro an Pacht und 1,6 Millionen Euro an Betriebskosten an die Kölner Sportstätten GmbH (KSS) überweisen. Rückwirkend zur letzten Saison will man bei den Geißböcken ebenso einen Nachlass erwirken wie für jene Spiele, die in der kommenden Spielzeit ohne Zuschauer stattfinden werden. Hier wäre im Falle eines Entgegenkommens durch die Stadt/KSS schnell ein Einsparpotential in Millionenhöhe möglich.

Beispiel Finanzhilfen: Doch all das wird wohl nicht ausreichen, um auf stabilen Füßen zu stehen. Der FC spricht unter anderem mit der Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) über eine Finanzhilfe für Corona-betroffene Unternehmen. Das angesparte Eigenkapital, das gilt als sicher, wird in dieser Saison aufgebraucht. Der FC braucht also frisches Geld. Dies soll über eine Bank bereitgestellt werden. Da könnte es helfen, wenn eine andere Finanzhilfe aus Frankreich kommt. Ein Transfer von Serhou Guirassy würde dem FC eine Beteiligung an der Ablösesumme einbringen und damit wohl eine niedrige siebenstellige Summe. Aber auch da, es bleibt dabei, sitzt der FC auf dem Beifahrersitz. Am Steuer sitzen in diesem Sommer andere Klubs und Verantwortliche.

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