Der 1. FC Köln hat auf die Abgänge von Rafael Czichos und Jorge Meré reagiert und Julian Chabot von Sampdoria Genua verpflichtet. Die Datenspezialisten von CREATEFOOTBALL haben den neuen Innenverteidiger des FC für den GEISSBLOG genauer unter die Lupe genommen.
“Vielleicht kommt ihm seine RB-Ausbildung zugute, um sich an unser Spielsystem anzupassen, weil es da ähnliche Elemente gibt.” Das hat Jörg Jakobs am Mittwoch nach der Verpflichtung von Julian Chabot gesagt. Der 23-Jährige ist bis 2023 an die Geißböcke ausgeliehen. Der FC hat eine Kaufpflicht und eine Kaufoption. Doch wer ist der Innenverteidiger und was bringt er mit?
Wer sich an die Saison 2018/19 erinnert, der erinnert sich an ein giftiges Testspiel zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Groningen im Franz-Kremer-Stadion im Januar 2019. Noah Katterbach musste nach einem rüden Foul verletzt raus, der FC gewann 3:1 und Armin Veh rief zwischendurch empört auf, weil die Niederländer zu hart in die Zweikämpfe ging. Ein Gegenspieler der Kölner damals: Julian Chabot.
Chabot ein Ball Playing Defender
Drei Jahre später streift Chabot am Donnerstag erstmals das FC-Trikot im Franz-Kremer-Stadion über. Gegen den FC Schalke 04 wird der 23-Jährige zum Einsatz kommen. In der Bundesliga wird sich der ehemalige Frankfurter und Leipziger Nachwuchsspieler zwar zunächst hinter Timo Hübers und Luca Kilian einreihen müssen. Anders als das aktuelle Innenverteidiger-Duo ist Chabot jedoch ein Linksfuß, wodurch dem FC nach dem Abgang von Rafael Czichos wieder eine neue Option hinzukommt.
Chabot verkörpert einen spielerischen Typ Innenverteidiger, den sogenannten Ball Playing Defender, welchen der FC nach dem Czichos-Wechsel gut gebrauchen kann. Gegen den Ball ist Chabot mit seinen 1,95 Metern und seiner kräftigen Statur äußert robust und stark im direkten Zweikampf. Aufgrund einer verbesserungswürdigen Sprungkraft und einem eher unterdurchschnittlichen Timing hat der Deutsch-Franzose jedoch trotz seiner Größe im Luftzweikampf noch Verbesserungspotential.
Was den Kölner Neuzugang auszeichnet: Chabot attackiert die gegnerischen Angreifer häufig schon frühzeitig bei der Ballannahme. Allerdings kommt Chabot dabei nicht immer ohne Foul aus: Fünf Gelbe Karten in 483 Einsatzminuten belegen die aggressive, aber nicht immer faire Spielweise. Grund für die vielen Fouls ist dabei auch die fehlende Top-Geschwindigkeit. Zwar ist Chabot nicht langsam, mitunter jedoch noch zu ungestüm.
Im Spielaufbau bedient sich Chabot häufig langer Bälle auf die Angreifer oder zum Seitenwechsel. Damit ähnelt er Czichos’ Spielstil. Wenn der Verteidiger angespielt wird, bevorzugt er den progressiven (hohen) Pass ins letzte Drittel – beim FC würde er damit Anthony Modeste oder Sebastian Andersson suchen. Seine Passqualität ist dabei zwar selbst ohne Gegnerdruck noch ausbaufähig, die höchste Passlänge aller Verteidiger in der Serie A beweist aber auch seinen Mut, die Bälle weit zu spielen. Darüber hinaus ist der Abwehrhüne stark auf seinen stärkeren linken Fuß beschränkt.
Fazit
Julian Chabots großer Wille nach vorne zu spielen und aggressiv offensiv zu verteidigen, passt perfekt zu Baumgarts Spielidee. Dieser will die Gegner hoch attackieren, bei Ballgewinnen umschalten und das Mittelfeld schnell überbrücken. Kann Chabot seine Passqualität auf Bundesliga-Niveau anheben, dürfte der FC viel Freude an ihm haben.
Allerdings gibt es auch kritische Aspekte, die der FC in Person von Baumgart mit dem Innenverteidiger wird lösen müssen: Aufgrund des Systems fehlt dem FC ein zweiter Sechser, der Umschaltaktionen des Gegners schnell unterbinden kann. Dies war beispielsweise in Bochum zu beobachten, ehe Baumgart auf die Doppel-Sechs umstellte. Durch das frühe Aufrücken im Aufbau können Fehlpässe schnell zu Konterangriffen führen. In diesem Fall bräuchte Chabot ein überdurchschnittliches Stellungsspiel, um die Restverteidigung zu organisieren und die Anfälligkeit durch Tempogegenstöße zu verringern.
Diese Datenanalyse stammt von CREATEFOOTBALL Solutions, einer Fußball-Consultancy, die mit ihrem Know-How im Bereich Datenscouting national wie international professionelle Fußballclubs strategisch und ganzheitlich in der Kaderplanung berät und zudem mit Berateragenturen sowie Medienanstalten kooperiert. Mehr Informationen unter: www.createfootball.com
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