Markus Rejek und Philipp Türoff. (Foto: Bucco)

Markus Rejek und Philipp Türoff. (Foto: Bucco)

13 Millionen mehr pro Saison: So will der FC wieder nach oben kommen

Der 1. FC Köln will langfristig wieder erfolgreich sein. Dafür wurde im Matchplan des Vorstands definiert: Der Club muss mehr Geld einnehmen. Während es sportlich bergab ging, wurde dieses Ziel erreicht. Mit erstaunlichem Erfolg.

Werner Wolf betont gerne, dass der 1. FC Köln als mitgliedergeführter Verein investorenfrei bleiben und gleichzeitig in der Bundesliga in die Top Ten aufsteigen soll. Bis heute unklar ist aber, wie das gelingen soll. Im FC-Matchplan heißt es, der FC bräuchte jährlich 25 Millionen Euro Mehrumsatz.

Die Logik dahinter: Wer mehr Geld hat, kann mehr investieren, kann bessere Kader bauen, kann größeren sportlichen Erfolg haben. Was in der Rechnung des Vorstands von Anfang an aber nicht eingepreist war: die normale Inflation plus die besondere Inflation des Fußballmarktes. Denn jeder weiß aus Erfahrung: Im Fußball sind 25 Mio. Euro in fünf Jahren sehr viel weniger wert.

Warum die 25 Mio. Euro eine Mär sind

Nach fünf Jahren Amtszeit und drei Jahre seit der Vorstellung der Sieben-Jahres-Strategie befindet sich der Vorstand also nicht nur vor dem letzten Jahr der zweiten Amtszeit, sondern auch auf der Hälfte der Strecke des Matchplans. Zudem ist die vom Vorstand installierte Dreier-Geschäftsführung, die den Matchplan im Detail verbessern und dann umsetzen sollte, inzwischen anderthalb (Rejek), zwei (Keller) und zweieinhalb (Türoff) Jahre im Amt. Was also ist mittlerweile vom Matchplan zu sehen?

Präsident Wolf sagt in der neuesten Folge des Podcasts FC Inside: “Wir reden über 25 Millionen Euro, das ist keine Kleinigkeit. Wir können heute sagen, und das sage ich auch mit einem gewissen Stolz: Wir haben Halbzeit, und in der ersten Halbzeit ist es uns gelungen, ein bisschen mehr als die Hälfte von dem, was wir uns vorgenommen haben, zu erreichen. Wir sind also auf einem guten Weg und ich hoffe, dass es uns in der Zukunft gelingt, das weiterzuentwickeln. Der Abstieg in die 2. Liga war da aber sicherlich ein Rückschritt.” Einer, der nun korrigiert werden muss, was jedoch nicht – wie 2018 – mit einem riskanten Kraftakt und immensen Ausgaben erfolgen soll. Kann das gelingen?

Das ist ein Fehler, der mich persönlich fuchst bis zum Geht-nicht-mehr

Christian Keller

Christian Keller weiß, dass er das entscheidende Kriterium seiner Arbeit nicht erfüllen konnte. “Wir haben die Sanierung des FC im Rekordtempo hinbekommen. Der Club wird 2025 nahezu schuldenfrei und aus wirtschaftlicher Sicht handlungsfähig sein. Mir ist aber vollauf bewusst, dass dazu auch die Balance mit dem Sport gehört – und die haben wir nicht herstellen können. Das ist ein Fehler, der mich persönlich fuchst bis zum Geht-nicht-mehr. Weil es möglich gewesen wäre – trotz aller Herausforderungen –, diese Balance so herzustellen, dass zum Schluss der Klassenerhalt steht in Verbindung mit guten Dingen, die noch nicht sichtbar sind.”

Diese “noch nicht sichtbaren guten Dinge” sind zunächst einmal die Mehreinnahmen. “Was aus finanzwirtschaftlicher Perspektive, aus Vermarktungs-Perspektive und infrastrukturelle Perspektive mit dem FC passiert, sehen die Menschen im Normalfall nicht. Aber es ist notwendig, damit sportlicher Erfolg auf dem Rasen entstehen kann”, sagte Keller. Und so kann der FC nach dieser Saison allein im Bereich der von Markus Rejek verantworteten Vermarktung ein Umsatzplus von fast zehn Millionen Euro verzeichnen.

So nimmt der FC 13 Mio. Euro mehr ein

In den Bereichen Sponsoring und Merchandising baute der FC seinen Gesamtumsatz zuletzt von 39 auf 48 Millionen Euro pro Jahr aus. Die Kooperation mit dem Ausrüster Hummel ist ein Erfolg: Die Saison 2022/23 war ein Rekordjahr, allerdings auch bedingt durch ein zusätzliches Europa- und ein Jubiläumstrikot. Die Saison 2023/24 reiht sich im Gesamtumsatz dahinter auf Rang zwei ein.

Große Sponsorenverträge wie RheinEnergie wurden mit einem Plus von über einer Mio. Euro jährlich abgeschlossen. Der neue Pachtvertrag mit der Stadt Köln ermöglicht es zudem das Stadion besser zu vermarkten: mindestens sechs neue Logen kommen hinzu, dazu über 200 Business Seats. Darüber hinaus wurden am Oberrang der Osttribüne digitale Banden angebracht. So verdient der FC künftig über zwei Millionen Euro jährlich durch die Spieltage mehr.

Zur Wahrheit gehört auch, dass Teile dieser Einnahmen die Zuschauer tragen, denn die Ticketpreise wurden schrittweise erhöht. Zudem übernimmt der FC ab der nächsten Saison das Catering im RheinEnergieStadion selbst. Der Vertrag mit dem Dienstleister Aramark wurde nicht verlängert. Diese Umstellung soll dem FC ebenfalls rund eine Million Euro jährlich mehr einbringen. Unter dem Strich stehen dadurch rund 13 Millionen Euro, die den Geißböcken künftig in jeder Saison mehr zur Verfügung stehen – von den geplanten 25 Mio. Euro also rund die Hälfte.

FC ist wieder ohne Sondereffekte lebensfähig

Zusammen mit dem harten Kostenschnitt der letzten zwei Jahre, gerade im Profibereich, aber auch in anderen Abteilungen, steht der FC nun erstmals seit Jahren wieder auf finanziell gesunden Beinen. Der Club kann sich laut Aussage der Geschäftsführung und des Vorstands ohne Sondereffekte (d.h. ohne Spielerverkäufe, ohne unerwartete sportliche Erfolge) selbst finanzieren.

“Wenn in der Vergangenheit Notsituationen bewältigt werden mussten, wurden sie mit hohem Invest in Angriff genommen”, erklärte Finanzboss Philipp Türoff. “Es war alles sehr stark vom Tagesgeschäft getrieben. Man hat seine finanziellen Verhältnisse stark beansprucht und nach entsprechenden Krisen nicht die Phasen gefunden, um das konsequent wieder zu stabilisieren.” So wurde 2018 der Aufstieg mit großen Investitionen und 2019 der Klassenerhalt mit ebenso großen Ausgaben ermöglicht – ehe die Pandemie das Kartenhaus einstürzen ließ.

Dieser Weg braucht Geduld. Wir wollen ihn aus eigener Kraft gehen. Das ist anstrengend.

Philipp Türoff

Dies soll künftig nicht mehr passieren. “Wir wollen den FC so stark machen, wie er aufgrund langfristiger Erfolgsfaktoren sein kann. Dieser Weg braucht Geduld. Wir wollen ihn aus eigener Kraft gehen. Das ist anstrengend. Die Schritte sind kleiner, aber in Gänze sehr konsequent und in vielen Feldern mit klar erkennbarem Erfolg.”

Vorstand und Geschäftsführung erklärten unisono, dass der Abstieg doppelt bitter sei. Einerseits, weil er sportlich ein großer Rückschritt ist und den Wiederaufbau der Mannschaft erschwert. Andererseits aber auch, weil er die erfolgreiche Neuaufstellung der Finanzen überlagert und in den Hintergrund rücken lässt. Dennoch sei man auch in der 2. Liga in der Lage, die schwarze Null zu schreiben und anzugreifen, sobald wieder Transfers möglich seien. Diesen Beweis muss die Führung ab Januar 2025 erbringen.

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