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Der Artist, der ein ganz normaler Mensch sein wollte

30.03.1974: Der Effzeh siegt auch dank eines Treffers von Heinz Flohe gegen Fortuna Köln mit 5:0.
30.03.1974: Der Effzeh siegt auch dank eines Treffers von Heinz Flohe gegen Fortuna Köln mit 5:0.

Die Statue des Heinz Flohe, sie hält ihn am Leben. Die nach ihm benannte Fußballschule, auch sie lässt ein Teil von ihm beim Effzeh. „Flocke“, das Double-Idol des 1. FC Köln, wird am Geißbockheim niemand je vergessen. Wer sich fragt, warum das so ist, sollte sich „Heinz Flohe – Der mit dem Ball tanzte“ umgehend anschauen.

Es ist die Geschichte eines der begnadetsten Fußballer aller Zeiten. Die Geschichte eines eigenwilligen, öffentlichkeitsscheuen, hochtalentierten Pioniers der Fußballkunst. Die Geschichte eines fast vergessenen Helden Fußball-Deutschlands, dessen Karriere ein für sein ganzes Leben katastrophales Ende nahm.

Dank eines außergewöhnlichen Films lebt Heinz „Flocke“ Flohe in den Herzen der Fußball-Fans weiter. Ein Film, der ein wenig an „Tom meets Zizou“ erinnert, an die Dokumentation über Thomas Broich, die mitunter auch nicht zimperlich mit dem ehemaligen Kicker, Schöngeist und „Mozart“ des deutschen Fußballs umgeht. Auch Flohes Leben wird nicht verklärt. Nichts zu sehen vom Machwerk-Denken à la „Die Mannschaft“. Nichts zu sehen vom samtig reinen, ach so natürlich wirkenden Wachsweich-Fußball der Berater- und PR-Welt. Nein, der Film „Heinz Flohe – Der mit dem Ball tanzte“ (Edition Steffan, Köln, 104 Minuten plus Bonusmaterial, 19.99 Euro) ist die Chronologie eines Lebens, das allzu viele Aufs und Abs kannte und in entscheidenden Momenten von unerklärlichem Unverständnis beeinflusst wurde.

Er war ein Artist

Vor allem aber handelt der Film vom außergewöhnlichen Talent Flohes. „Er war ein Artist“, sagt Jupp Heynckes, einer der vielen prominenten Zeitzeugen. Für Günter Netzer „hat bei uns in Deutschland keinen gegeben, der diese technischen Fähigkeiten gehabt hat“. Für Franz Beckenbauer gehörte er „zu den besten Technikern der Welt“. Und Wolfgang Overath, sein damaliger kongenialer Partner im Mittelfeld, spricht noch heute vom „Brasilianer Flohe“, der mit dem FC 1978 Meister und Pokalsieger wurde und noch zwei weitere Male den Pokal in die Höhe stemmen durfte. Auch Weltmeister wurde er, 1974, wollte sich aber nie so nennen, da Trainer Helmut Schön eine bis heute nicht wirklich erklärliche Abneigung gegen Flohe hegte und er das war, was man heute WM-Tourist nennen würde.

Eine solche Abneigung trieb ihn 1979 von seinem heißgeliebten FC weg und in die Arme des TSV 1860. Franz Beckenbauer hatte ihn schon früher zum FC Bayern holen wollen. Doch die Löwen mit dem Ex-Kölner Jupp Kapellmann nutzten die Gunst der Stunde, als sie sich ihnen bot. Was hätte Flohe noch für eine Karriere haben können in München, wo er sich schnell wohl und geschätzt fühlte. Sogar eine Rückkehr in die Nationalmannschaft schien im Herbst 1979 wieder in greifbarer Nähe. Hätte er sich nicht am 1. Dezember desselben Jahres gegen den MSV Duisburg den Unterschenkel gebrochen. Das 14. Pflichtspiel für den TSV war sein letztes. Irreparable Schäden im Bein. Auch an den Nerven. Karriere-Ende. Lebenslange Schmerzen. Manche mutmaßen, dass seine späteren Herzprobleme durch die starken Morphium- und Cortison-Behandlungen ausgelöst wurden.

Bei 1860 durfte er nie zum Helden werden, der er beim Effzeh war, aber nur bei einigen dauerhaft blieb. Held wollte er vielleicht selbst nie einer sein. Aber ein Ballartist. Und als solcher sollten ihn die Fans in Erinnerung behalten. Als der, der mit dem Ball tanzte, der im Juni 2013 nach drei Jahren Wachkoma viel zu früh mit 65 Jahren verstorben war. Flohe hat es verdient, dass man sich an ihn erinnert. An das, was er auf dem Fußballplatz geleistet hat. Und auch an das, was ihn neben dem Platz zu einem ganz normalen Menschen machte.

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