[nextpage title=”Die Transferbilanz 2017 – Rückblick und Ausblick”]
Die Transferpolitik des 1. FC Köln im Jahr 2017 hat den Kader nicht verbessert – das Gegenteil hat die Hinrunde schmerzhaft offenbart. Was lief falsch und wie könnte sich die Mannschaft im Winter verändern?
Köln – Ex-Manager Jörg Schmadtke wollte nicht zum Sündenbock der sportlichen Krise gemacht werden. Doch er gestand Fehler ein. Zu Recht, wie sich im Laufe der Saison gezeigt hat. Auch, wenn zahlreiche Verletzungen von Leistungsträgern und eine große Portion Pech mitverantwortlich für die sportliche Talfahrt des Effzeh sind. Bei den Transfers bewiesen die Verantwortlichen kein glückliches Händchen.
Wintertransfers fallen durch
Zur Bilanz des Jahres 2017 gehört, die Bewertung der Transfers bereits vor einem Jahr im vergangenen Winter zu beginnen. Damals verließ mit Mergim Mavraj ein Spieler die Geissböcke, der nicht nur Teil der viertbesten Defensive der Bundesliga-Hinrunde 2016/17 war. Der Albaner gehörte auch den wenigen Spielern im Kölner Kader, die auf dem Platz als unangenehmer Gegenspieler auftraten, als Lautsprecher und Charaktertyp gleichermaßen. Der Typ Mavraj fehlte bereits in der Rückrunde, was die deutliche Zunahme an Gegentoren bereits im Frühjahr demonstrierte. Zudem kam mit Christian Clemens ein Spieler, der im gesamten Jahr 2017 nie beweisen konnte, warum Köln ihn aus Mainz zurückholte. Als Ersatz für den verletzten Marcel Risse fiel der 26-Jährige ebenso durch wie der Mavraj-Ersatz Neven Subotic.
Was ist im Sommer passiert?
Dann kam der Sommer. Über allem stand der Abgang von Toptorjäger Anthony Modeste. Ein Wechsel mit zahlreichen Nebengeräuschen. Der Abschied schien kaum vermeidbar – und wirtschaftlich attraktiv. Knapp 35 Millionen Euro soll der Transfer des Franzosen nach China in die Kassen gespült haben. Doch mit Modeste wechselte auch die Torgefahr ins Reich der Mitte: 45 Tore hatte Modeste in 73 Spielen erzielt. Er war in den vergangenen Jahren Kölns Lebensversicherung.
Neben Modeste verließ mit Marel Hartel zudem ein Spieler die Geissböcke, der Köln mit seiner Unbekümmertheit und technischen Klasse in der folgenden Hinrunde durchaus hätte helfen können. In der Zweiten Liga bei Union Berlin zeigte der Offensivspieler seine Qualitäten. Jedoch war es wohl genau der Schritt, den Hartel hatte gehen müssen, um sein Potential entfalten zu können. Derweil kehrte Neven Subotic nach seiner Leihe zurück nach Dortmund, während Artjoms Rudnevs im September aufgrund von persönlichen Problemen überraschend sein Karriereende verkündete.
Cordoba als Sinnbild
Um den Wechsel von Modeste zu kompensieren, verpflichtete Köln Jhon Cordoba aus Mainz. 17 Millionen Euro legte der Effzeh für den Kolumbianer auf den Tisch. Ausgezahlt hat sich der Wechsel bislang nicht. Die Fußstapfen, die Modeste in der Domstadt hinterließ, erwiesen sich als zu groß. Cordoba avancierte zum Transfer-Flop der Hinrunde. Allerdings war der 24-Jährigen in den Planungen der Kölner eigentlich als Ergänzung zu Modeste gedacht – nicht als Ersatz. Cordoba war bereits der Wunschstürmer von Peter Stöger, als Modestes Abgang noch längst nicht absehbar war. Er hätte dem Franzosen die Last des Toreschießens abnehmen, nicht von Modeste übernehmen sollen. So musste der Neuzugang zwangsläufig an den hohen Erwartungen scheitern, weil die Verantwortlichen es versäumten, einen weiteren Angreifer zu verpflichten.
[nextpage title=”So geht es im Winter weiter”]
Spieler, die nicht gekommen sind
Neben Cordoba verpflichtete Köln mit Jannes Horn, Jorge Meré, Joao Queiros und Tim Handwerker vier Perspektivspieler. Talentiert zwar, aber keine sofortigen Verstärkungen, welche die Geissböcke so dringend benötigt hätten. Meré und Horn mit jeweils 20 Jahren brauchten einige Monate, um in Köln anzukommen, zeigten zum Ende der Hinrunde ihr Potenzial erstmals deutlich an. An beiden Spielern könnte der Effzeh noch große Freude haben. Handwerker avancierte zu einer kleinen Überraschung mit seinem frechen Auftreten. Queiros hingegen fiel bislang durch und fällt aktuell verletzt aus.
Im September verstärkten sich die Köln mit dem Routinier Claudio Pizarro. Doch der erhoffte Positiv-Effekt verpuffte schnell. Der Peruaner fiel nicht durch Tore auf. Stattdessen war der 38-Jährige häufiger verletzt als auf dem Trainingsplatz. Seine Klasse am Ball hin oder her, der Pizarro-Transfer brachte bislang noch keinen Erfolg.
Die entscheidenden Fehler jedoch waren nicht die Spieler, die der Effzeh verpflichtete, sondern viel mehr die Spieler, die nicht kamen. Zwei Jahre lang suchte Jörg Schmadtke einen Sechser und einen offensiven Flügelspieler. Es kam weder der eine noch der andere. Man holte sich Felix Uduokhai (1860 München), Ibrahima Konaté (FC Sochaux), Georges-Kevin N’Koudou (Tottenham Hotspur) und Maxwel Cornet (Olympique Lyon) Absagen ab. Am Ende blieben die Kernpositionen unbesetzt. Die Strafe dafür folgte in der Hinrunde.
Verstärkungen mit Persepektive
Den Abstieg vor Augen muss sich der 1. FC Köln nun der Realität stellen: Am Ende der Saison droht den Kölnern der bittere Gang in die Zweite Liga. Bei möglichen Wintertransfers stehen die Verantwortlichen vor dem schwierigen Spagat zwischen sinnlosem Geldverbrennen und sinnvollen Verstärkungen, um das Projekt “Klassenerhalt” doch nach zu schaffen.
Die Rückholhaktion von Angreifer Simon Terodde war der erste Fingerzeig, welche Spieler im Winter in die Domstadt wechseln könnten: Solche, die das Team sofort verstärken, perspektivisch aber auch in der Zweiten Liga ihre Berechtigung im Kader hätten. “Es gibt ein, zwei Spieler – wenn wir die bekommen, werden wir sie holen”, sagte Armin Veh vor Weihnachten. “Aber sonst werden wir niemanden holen, der uns für die Zukunft nicht weiterhelfen kann und dessen Vertrag dann im Sommer wieder ausläuft.” Leihgeschäfte für ein halbes Jahr wird es mit Veh nicht geben. “Davon halte ich nichts. Das macht für mich überhaupt keinen Sinn.”
Ein oder zwei Spieler also könnten noch kommen. Insbesondere im zentralen Mittelfeld und auf den offensiven Flügeln, aber auch auf der Rechtsverteidiger-Position hält der Effzeh nach Neuzugängen Ausschau. Fabian Lustenberger galt als Kandidat für das Zentrum. Doch der Ausschluss eines Leihgeschäfts macht den Deal mit dem Schweizer von Hertha BSC eher unwahrscheinlich.
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