[nextpage title=”Darum ist Ruthenbeck der Richtige für das Team”]
Nun ist Stefan Ruthenbeck also neuer Cheftrainer des 1. FC Köln. Bis zum Saisonende soll der 45-Jährige mehr sein als nur der Verwalter des drohenden Abstiegs. Der Fußballlehrer soll und will den Effzeh in der Rückrunde stabilisieren und unabhängig von einem möglichen Wunder auf den nötigen Umbruch im Sommer vorbereiten.
Köln – Armin Veh hatte die Wahl: Spricht er Stefan Ruthenbeck das Vertrauen bis zum Sommer 2018 aus oder holt er einen externen Übergangstrainer für die Rückrunde 2017/18? Klar war, dass ein gänzlich neuer Coach nicht kommen würde. Zu groß wäre das Risiko gewesen, diesen neuen Mann bereits in den ersten Monaten zu verbrennen, ehe dessen eigentliche Aufgabe in der nächsten Saison begonnen hätte. Plan B wäre ein erfahrener Trainer gewesen, der sich bereit erklärt hätte, für ein halbes Jahr bis zum Sommer zu übernehmen. Doch die naheliegende Wahl fiel auf Ruthenbeck, der nun fünf große Problemfelder zu bearbeiten hat.
1. Die Stimmung
In der Mannschaft hat sich so einiges verändert. Im Sommer ging mit Anthony Modeste nicht nur der Topstürmer, sondern einer der großen Spaßmacher im Team. In der Kabine wurde es ruhiger, weniger gelöst und locker. Die Krise zog die FC-Profis runter, kaum jemand war mehr da, der selbst an den Tiefpunkten der Hinrunde mit seiner positiven Art die Mitspieler mitriss. Ruthenbeck soll zusammen mit Kevin McKenna und Markus Daun dabei helfen. Der 45-Jährige ist ein positiv Verrückter, kommunikativ, aktiv. Kein harter Hund, der mit eiserner Hand regiert – ein solcher Trainer wäre nach dem ruhigen Menschen Peter Stöger ein zu großer Kulturschock gewesen. Ruthenbeck spricht viel mit den Spielern, weiß, dass er die mentale Stärke seiner Mannschaft wiederherstellen muss.
2. Defensive stabiliseren
Der 1. FC Köln hat in der Hinrunde sage und schreibe 32 Gegentore kassiert und stellt damit die schlechteste Defensive der Liga. Jahrelang stellte die Abwehrstärke den Faustpfand der Geissböcke dar. Doch schon in der vergangenen Rückrunde war dem Effzeh die Stabilität abhanden gekommen. In den ersten 17 Bundesliga-Spielen des Kalenderjahres 2017 gab es 27 Gegentreffer. Seit einem Jahr also bekommt der FC das eigene Tor nicht mehr dicht. Die Zeiten, in denen man zur Not mal ein 0:0 in Kauf nahm, sind vorbei. 59 Gegentreffer in 2017 zeugen von einem massiven Problem, das nicht nur in der Viererkette, sondern in der Gesamtstruktur des Teams zu suchen ist. Ruthenbeck muss seinen Spielern eine neue Sicherheit verleihen, denn die defensiven Probleme führten auch zu Hemmungen in der Offensive.
[nextpage title=”Ein Balanceakt vor dem nötigen Umbruch”]
3. Eine neue Spielidee für mehr Gefahr
Das DFB-Pokal-Spiel auf Schalke zeigte eindrücklich, woran die Geissböcke in dieser Saison auch offensiv kranken. Nur zehn Tore erzielte der FC in der Bundesliga. In 14 von 26 Pflichtspielen in dieser Spielzeit blieb Köln ohne eigenen Treffer. Eine katastrophale Ausbeute, die nicht nur an den Stoßstürmern und der Verletzungsmisere lag. Wie schon in den Jahren zuvor demonstrierten die Spieler hinter dem Angriff eine erschreckende Abschlussschwäche. Niemand konnte sich torgefährlich hervortun, die Abhängigkeit von Anthony Modeste in den letzten Jahren wurde auf dramatische Weise offensichtlich. Auch, weil den Geissböcken die spielerischen Mittel fehlten, um im gegnerischen Drittel für Gefahr zu sorgen. Über die Außenpositionen fehlten Schnelligkeit und Laufwege in die Zwischenräume der gegnerischen Ketten. Aus dem Mittelfeld fehlten Mut und Passqualität, um diese Zwischenräume zu bespielen. Im Strafraum fehlten die abgesprochenen Laufwege, um letzte Pässe anbringen und verwerten zu können. Und dass sich die Gegner bei Kölner Ecken und Freistößen keine Sorgen machen brauchten, trug zur offensiven Harmlosigkeit des FC bei.
4. Trainingssteuerung für weniger Verletzte
Zum Trainingsauftakt am 2. Januar erwartet Stefan Ruthenbeck sieben der 13 verletzten Spieler zurück. Sie gelten einerseits als Hoffnungsträger für eine bessere Rückrunde, insbesondere Nationalspieler Jonas Hector. Andererseits kam es in den vergangenen Monaten vermehrt vor, dass sich verletzte Spieler nach ihrer Rückkehr neuerliche Blessuren zuzogen. Diese Re-Verletzungen hatte Köln über Jahre im Griff, nicht jedoch in dieser Saison. Ruthenbecks Trainerteam wird durch eine entsprechende Trainingssteuerung dafür sorgen müssen, dass die zurückkehrenden FC-Profis gesund und fit bleiben sowie die noch immer verletzten Spieler zeitnah wieder an die Mannschaft herangeführt werden können. Soll es für ein Wunder reichen, kann sich die Mannschaft keine personellen Rückschläge mehr erlauben.
5. Den Umbruch im Sommer einleiten
Ruthenbeck steht vor der schwierigen Aufgabe, einen Balanceakt vollführen zu müssen. Einerseits wollen die Geissböcke doch noch das Wunder schaffen und den Klassenerhalt sichern. Dafür benötigt der Chefcoach die besten Spieler. Andererseits ist nach den letzten Monaten deutlich geworden, dass der Effzeh im kommenden Sommer einen Umbruch benötigt und Sportchef Armin Veh die Mannschaft verändern muss. Im Falle eines Abstiegs würde dieser Umbruch deutlicher ausfallen, einstige Leistungsträger würden den Verein verlassen, junge Talente, die zuletzt einsprangen, aufrücken. Diese könnten nun schon in der Rückrunde mehr Spielzeit erhalten. Doch der FC will keine Halbserie unter Testbedingungen für die Zweite Liga spielen. So ist zwar zu erwarten, dass Ruthenbeck in den verbliebenen 17 Spielen bis Mai vermehrt auf jüngere Spieler setzen wird. Das richtige Maß zu finden, wird jedoch einer seiner schwierigsten Aufgabe für die kommenden Monate.
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