[nextpage title=”Spinner will aufräumen und gerät in die Kritik”]
Werner Spinner ist nicht nur durch die Personalie Peter Stöger in die Kritik geraten. Der Präsident des 1. FC Köln muss sich auch intern immer häufiger rechtfertigen. Nun hat er Aufräumarbeiten angekündigt. Diese müssen aber überall stattfinden – auch im eigenen Präsidium.
Köln – Er wollte den Verein vereinen. Diese Aussage wird Werner Spinner wohl noch so lange verfolgen, so lange der inzwischen 69-Jährige dem 1. FC Köln als Präsident vorsteht. Dass ihm dieses Vereinen immer weniger gelingt, tritt in diesen Wochen deutlich zutage. Das liegt auch an internen Grabenkämpfen, die in der sportlichen Krise der Geissböcke für jeden sichtbar geworden sind.
Wir müssen über unsere Gremienarbeit nachdenken
Der Vorstand und die Geschäftsführung, diesen Eindruck wurde man in den letzten Tagen nicht mehr los, haben ihren Laden am Geißbockheim nur noch bedingt im Griff. Werner Spinner gab dies am Sonntagmittag auf der Pressekonferenz zur Entlassung von Trainer Peter Stöger sogar zu. “Eines ist klar: Wir müssen über unsere Gremienarbeit nachdenken und über das, was in den letzten Tagen und Wochen an die Öffentlichkeit gelangt ist. Das ist sehr bedenklich gewesen.”
Der 1. FC Köln bedarf einer Generalinspektion. Aktuell, so viel ist klar, bekommt der Klub für die Bundesliga keinen TÜV mehr. Die Mängelliste scheint endlos, längst nicht nur auf sportlicher Ebene. Die Informations- und Entscheidungskanäle am Geißbockheim sind durchgerostet und löchrig wie zu Zeiten der Overath- und Meier-Ära. Schwarzmalerei ist hier zwar fehl am Platze, denn der Effzeh befindet sich in einem in vielerlei Hinsicht deutlich besseren Zustand als vor sechs oder sieben Jahren. Allerdings äußern diverse Mitarbeiter inzwischen hinter vorgehaltener Hand, dass ihnen aktuell einiges aus den dunkelsten Zeiten bekannt vorkommt.
Personalie Stöger demonstriert Zerrissenheit des Vorstands
Werner Spinner, Toni Schumacher und Markus Ritterbach werden sich daran messen lassen müssen, ob sie diese Probleme wieder in den Griff bekommen. Und ob sie ihre eigenen innerpräsidialen Streitigkeiten beiseite legen können, die das Vorstandsklima schon seit Monaten belasten. Zur von Spinner angekündigten Aufarbeitung muss zwingend auch eine Analyse gehören, ob dieses Führungstrio tatsächlich noch so gut zusammenarbeitet, wie es einst vorgab. Zuletzt hörte man hinsichtlich dieser Problematik nicht einmal mehr Dementis oder beschwichtigende Worte. Spinner, Schumacher und Ritterbach haben sich offenbar damit abgefunden, dass ihr Bündnis nur noch zweckmäßig ist. Es bleibt die Frage, ob es noch immer dem richtigen Zweck dient – nämlich dem Wohle des 1. FC Köln.
Auch die Personalie Peter Stöger demonstrierte diese Zerrissenheit im Präsidium eindrucksvoll. Toni Schumacher stand lange Zeit unverrückbar an der Seite Stögers, während sich Werner Spinner bereits deutlich vom Trainer distanziert hatte. Markus Ritterbach soll sich, wie so häufig in sportlichen Fragen, zurückgehalten haben. Eine Zusammenstellung, die ganz natürlich zu genau der Uneinigkeit geführt hatte, die wochenlang über der ungeklärten Trainerfrage lag und auch mit anderen Gremien (Gemeinsamer Ausschuss, Mitgliederrat) ausgetragen wurde.
[nextpage title=”Zwischen Moralaposteln, Werten und der Basis”]
Es gibt eine Reihe an Pseudo-Moralaposteln
Genau diese fehlende Führung durch einen Einigkeit ausstrahlenden Vorstand hatte Stöger am Donnerstag auf dessen außergewöhnlicher Pressekonferenz kritisiert. Zwar versuchten die FC-Verantwortlichen anschließend, die Worte des Trainers in der Öffentlichkeit freundlich zu deuten. Doch ein Satz ließ sich nicht ausblenden: Stöger schloss zwar Geschäftsführer Alexander Wehrle in seine Kritik nicht mit ein, fügte jedoch an: “Aber es entscheiden eben mehrere Personen.”
Doch diese Personen zögerten über mehrere Wochen hinweg eine Entscheidung in der Trainerfrage hinaus. Dies kritisierten in den vergangenen Tagen diverse Medien, auch der GEISSBLOG.KOELN. Die Onlinezeitung warf dem Präsidium unfaires Zeitspiel vor und zeigte auf, dass Stöger von den Verantwortlichen zeitweise alleine gelassen worden war. Spinner wollte dies am Sonntag nicht unkommentiert lassen: “Es gibt eine Reihe an Pseudo-Moralaposteln, die uns einen respektlosen Umgang mit Peter Stöger vorwerfen”, schimpfte der Präsident. Die Trennung sei allerdings respektvoll und in einem langen Gespräch vollzogen worden, in dem “wir uns zweieinhalb Stunden ausgetauscht haben, was wir vielleicht falsch gemacht haben und was die Trainer vielleicht falsch gemacht haben. Es war sehr offen, sehr ehrlich. Das Ergebnis war respektvoll.”
Von Werten trennt sich nicht der Verein. Von Werten trennen sich Menschen.
Dem 1. FC Köln ist zu wünschen, dass diese umfassende Analyse – sehr offen, sehr ehrlich – nun weitergeht. Der Effzeh braucht nicht nur einen neuen Geschäftsführer Sport und einen neuen Trainer. Die Geissböcke müssen auch zu ihren alten Werten zurückkehren, die den Klub vor fünf Jahren in die richtige Spur brachten. Peter Stöger sagte am vergangenen Donnerstag: “Von Werten trennt sich nicht der Verein. Von Werten trennen sich Menschen.” Jetzt müssen Spinner, Schumacher, Ritterbach und Wehrle beweisen, wie kritikfähig sie sind. Denn es waren harte Worte, die auch ihnen galten – denn die Mitarbeiter eines Unternehmens oder eines Vereins können nur leben, was ihnen vorgelebt wird.
In der “Adventszeit”, einem Magazin des Erzbistums Köln, wurde jüngst ein Interview mit Werner Spinner veröffentlicht, das dieser – das sei erwähnt – bereits im Spätsommer gegeben hatte. Damals ging es dem Effzeh noch, getreu seinem Motto, spürbar anders als heute. Spinner überraschte in diesem Interview mit der Aussage, “die Kirche kann von uns lernen”, und zwar in Bezug auf den Dialog mit den Fans und Mitgliedern. “Wir wollen wissen, was geht den Fans durch den Kopf?” Nun muss der Vorstand beweisen, dass er es ernst meint mit dieser Nähe zu den Fans, Mitgliedern und auch Mitarbeitern. Denn eines ist klar geworden in den letzten Wochen: Die Führungsetage hat einiges an Rückhalt in der Basis verloren.
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