[nextpage title=”Die U21 bleibt ein Team für Jungprofis”]
Andre Pawlak und die U21 des 1. FC Köln kämpfen wie die Profis um den Klassenerhalt. In der Regionalliga sieht es für die Jung-Geissböcke aber etwas besser aus. Zwei Punkte fehlten zum rettenden Ufer. Der FC-Coach setzt für die verbliebenen Spiele auch auf den Effekt typischer U-Mannschaften.
Köln – Pawlak kam als U17-Coach zum FC, wurde nach dem tragischen Tod von Uwe Fecht und dem Rücktritt von Patrick Helmes aber zur U21 befördert. Dort sammelte er die Scherben auf, stabilisierte die jungen Spieler vor allem mental wieder und brachte das Team auf Kurs. Im Winter verstärkte der FC die U21 noch einmal. Pawlak will mit der Mannschaft jetzt Erfolge feiern. Auch, weil er persönlich noch hohe Ziele hat. Der GEISSBLOG.KOELN traf den 46-Jährigen zum Interview.
Es geht nicht um die etablierten Profis
GBK: Herr Pawlak, noch eine Woche haben Sie bis zum Wiederbeginn der Regionalliga Zeit. Wie lief die Vorbereitung?
ANDRE PAWLAK: Der Anfang war noch etwas holprig, weil nicht klar war, wie viele Spieler wir zur Verfügung haben. Einige waren noch bei den Profis. Wir wollten noch externe Spieler dazu holen. Es hat bis Ende Januar gedauert, ehe wir wussten, wie unser Kader aussehen würde. Jetzt haben wir ihn zusammen und können gezielt Dinge einstudieren.
Zu Ihnen in die U21 gekommen sind Anas Ouahim, Filip Kusic und Joao Queiros. Welche Unterstützung werden Sie darüber hinaus noch von den Profis bekommen?
Das Trio, das Sie genannt haben, wird in der Rückrunde bei uns spielen. Birk Risa und Chris Führich werden dagegen im Profi-Training bleiben, genauso wie Nikolas Nartey und Tim Handwerker. Diese vier werden ständig oben trainieren, dann aber zum Spieltag bei uns sein, so sie nicht oben eingesetzt werden. Es geht nicht um die etablierten Profis, sondern um die jungen Spieler, um sie weiterzuentwickeln und Spielpraxis zu sammeln.
Um diese Kontinuität habe ich gebeten
Und dabei bleibt es?
Stefan Ruthenbeck und ich haben eine klare Absprache getroffen. Es geht in erster Linie um die Jungprofis. Sie sollen fest zu dem Stamm gehören, die zur U21 runterkommen. Um diese Kontinuität habe ich gebeten, damit die Mannschaft Ruhe bekommt und weiß, wer zum Kader gehört, auch, wenn sie nicht immer bei uns mittrainieren.
Im Tor gehört Sven Müller weiter dazu, nehme ich an.
Genau. Er soll eine Konstante bleiben, weil er das in den letzten Spielen gut gemacht hat. Er hat sich stetig verbessert und soll dauerhaft Spielpraxis bekommen. Hin und wieder wird aber auch Brady Scott seine Einsätze bekommen.
[nextpage title=”Wie weit sind die beiden US-Talente?”]
Ein sehr wissbegieriger Junge, in dem viel Potential vorhanden ist
Brady Scott kam im vergangenen Sommer nach Köln. Was zeichnet ihn aus?
Er ist ein moderner Torhüter, spielerisch schon sehr ordentlich und auf der Linie stark. Trotz seiner 18 Jahre hat er schon eine ordentliche Strafraumbeherrschung. Da merkt man, dass er in den USA in der Nationalmannschaft spielt. Er ist ein guter Typ, hat schnell Deutsch gelernt, ein sehr wissbegieriger Junge, in dem viel Potential vorhanden ist.
Kam über ihn der Kontakt zu Nebiyou Perry zustande, den der FC gerade verpflichtet hat?
Nein, dass sie sich kennen, war Zufall. Wir haben Perry bei der amerikanischen U20 gesehen. Dass sich Brady und Nebi kennen, ist natürlich kein Nachteil. Das macht die Eingliederung leichter. Sie wohnen auch zusammen in unserem Internat. Wobei Nebi in Schweden, wo er zuletzt bei Solna gespielt hat, schon Männerfußball kennen gelernt hat.
Ein Außenbahnspieler, der gerne von links nach innen zieht
Was ist Perry für ein Spielertyp?
Bei ihm müssen wir Fantasie mitbringen. Er hat was, ist ein Außenbahnspieler, der gerne von links nach innen zieht. Es gibt allerdings immer weniger echte Flügelspieler, die eine gute Flanke aus dem vollen Lauf schlagen können. Davon bin ich eher der Freund und versuche, diese Spieler dahingegen zu schulen. Ich glaube, dass sie dadurch auch torgefährlicher sein können. Perry ist ein Rechtsfuß, kann seinen linken Fuß aber auch gut gebrauchen.
Wenn es jetzt wieder losgeht, worauf liegt Ihr Hauptaugenmerk in der täglichen Arbeit mit der Mannschaft? Was muss besser werden?
Die größte Baustelle war der gesamte Defensivverbund, die Arbeit gegen den Ball. Mit 42 Gegentoren war das bislang definitiv nicht gut genug. Wenn wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben wollen, müssen wir das deutlich reduzieren. Dafür haben wir Flo Hörnig verpflichtet, um mehr Erfahrung reinzubekommen.
Er soll also der neue Leitwolf werden?
Das große Problem in U-Mannschaften ist das gegenseitige Coaching auf dem Platz. Es ist sehr ruhig, man hört nicht unbedingt aufeinander, wenn man gleich jung ist. Jetzt ist einer da, der ist erfahren, der ist laut, der kann von hinten coachen und Situationen vorhersehen, die ein 18-jähriger noch nicht so häufig erlebt hat.
[nextpage title=”Häuptlinge, Indianer und Fußballlehrer”]
Die Häuptlinge in die Mitte und die Indianer nach außen
Wie wird das konkret auf dem Platz aussehen?
Wir haben jetzt mit Hörnig, Laux und Prokoph eine zentrale Achse. Man sagt ja: die Häuptlinge in die Mitte und die Indianer nach außen. Das war mein Wunsch. Wir haben talentierte Innenverteidiger, mit Bisseck und Brackelmann kommen aus der U19 noch welche nach. Wir sind da gut besetzt, aber Flo Hörnig soll die Mannschaft auf und neben dem Platz führen.
Gab es neben dem Platz Nachholbedarf?
In Männermannschaften gibt es Selbstreinigungsprozesse in der Kabine. Da muss der Trainer nicht eingreifen. Wenn du aber nur Gleichaltrige hast, findet das oft nicht statt. Deswegen war es wichtig, so einen erfahrenen Mann zu holen, der auch mal aufräumen soll. Nicht nur auf dem Platz. Auf der anderen Seite weiß er auch, dass Situationen kommen werden, in denen er dann mal zurückstecken muss und die jungen Talente spielen werden.
U-Mannschaften machen in der Rückrunde einen großen Schritt
Sie spielen auf die Rolle der U21 als Ausbildungsmannschaft an.
Wir werden weiter eine Ausbildungsmannschaft sein, aber über dieses Ziel müssen wir in unserer jetzigen Situation den Klassenerhalt stellen. Für den 1. FC Köln ist es enorm wichtig, dass die U21 in der Regionalliga bleibt. Wir sind auf einem guten Weg. Und bei U-Mannschaften ist es häufiger so, dass sie in der Rückrunde einen großen Schritt machen, weil gerade die, die aus der A-Jugend gekommen sind, ein halbes Jahr brauchen, um sich an den Männerfußball zu gewöhnen.
Schauen wir über die Saison hinaus! Sie besitzen als Trainer aktuell die A-Lizenz. Wie geht es mit Ihrer eigenen Ausbildung weiter?
Ich werde im April beim Prüfungslehrgang für den Fußballlehrer des DFB sein. Das wäre der nächste Schritt.
Dann sind Sie also auch in dem Personalpuzzle enthalten. Stefan Ruthenbeck, Kevin McKenna, Markus Daun, Patrick Helmes – und Andre Pawlak. Das sind viele Variablen für die neue Saison.
(lacht) Das stimmt. Warten wir ab, was im April passiert. Aber ich bin auf beides eingestellt: Wenn der Verein sagt, ich soll mich auf den Fußballlehrer konzentrieren, wäre das völlig okay. Wenn der Verein sagt, ich kann parallel eine Mannschaft trainieren, freue ich mich. Klar wäre das deutlich stressiger, aber ich würde es sehr gerne machen. Ich bin gerne auf dem Platz.
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