Der 1. FC Köln bekommt in diesen Tagen und Wochen die Quittung dafür, im Winter die dringendsten Baustellen personell nicht behoben zu haben. Dabei hätte es einen Zeitpunkt gegeben, an dem die Geissböcke noch einmal alle Zeichen auf Angriff hätten stellen müssen. Der Klassenerhalt wäre dadurch zwar nicht selbstverständlich geworden, aber realistischer.
Köln – Peter Stöger und Jörg Schmadtke haben eine große Chance verpasst. Sie hätten – der Trainer bei seiner Rückkehr nach Köln, der Manager im Gespräch mit der “Rheinischen Post” – ihre Verantwortung für das krachende Scheitern des 1. FC Köln übernehmen können. Denn die Jobtitel Sportchef und Cheftrainer beinhalten den Begriff “Chef”, was bedeutet, dass sie für ihre Bereiche hauptverantwortlich waren.
Die ersten Fehler der neuen Verantwortlichen
Nun sind andere am Werk, Armin Veh und Stefan Ruthenbeck. Beide müssen ausbaden, was ihre Vorgänger ihnen im letzten Dreivierteljahr eingebrockt haben. Ein völlig unausgeglichener Kader mit einem Überangebot an Innenverteidigern, Sechsern und Achtern sowie Mittelstürmern und einem völligen Fehlen an Alternativen auf den Außenpositionen. Dazu ein körperlicher Zustand, der erst jetzt wieder Bundesliga-tauglich ist und doch – das wurde gegen Eintracht Frankfurt sichtbar – längst nicht mit den Topklubs mithalten kann. Und schließlich eine mentale Instabilität aufgrund der monatelangen Talfahrt, durch die das Team mit unvorhersehbaren Ereignissen im Spielverlauf nur allzu schlecht umgehen kann.
Dennoch: Auch die neuen Verantwortlichen haben wohl schon ihre ersten Fehler gemacht. Denn spätestens nach dem 2:0-Auswärtssieg am 19. Spieltag beim Hamburger SV hätte der 1. FC Köln noch einmal offiziell den Klassenerhalt als Ziel ausrufen sollen und auch personell in die Wege leiten müssen. Konstantin Rausch wurde verkauft, Vincent Koziello wurde verpflichtet. Doch statt in den letzten zehn Tagen bis zum Ende der Transferperiode noch einmal alles zu unternehmen, um auf den entscheidenden Positionen nachzubessern, verfiel mal in die gleichen Muster wie im vergangenen Sommer: lieber keinen Neuen holen statt einen, der nicht allen Anforderungen entspricht.
Das Lückenstopfen geht weiter
Mit diesem Credo verzichteten Schmadtke und Stöger bereits im vergangenen Sommer auf das Verpflichten offensiver Außenbahnspieler, eines Rechtsverteidigers, eines echten Modeste-Ersatzes und eines Sechsers. Genauso scheuten die ehemaligen Manager und Trainer einen harten Schnitt bei dem einen oder anderen Spieler, den der FC besser schon nach der letzten Saison abgegeben hätte. So wurden an den entscheidenden Stellen keine Kaderplätze frei, die der FC dringend benötigt hätte, um eine ausgeglichene Mannschaft auf die Beine zu stellen.
Nun schloss auch Veh im Januar aus, übliche Wege im Abstiegskampf zu gehen. Keine Leihspieler holen, da diese nicht motiviert genug seien. Keine Spieler holen, die im Abstiegsfall wieder weg wären. Keine Profis verpflichten, die nicht über den Sommer hinaus in beiden Ligen weiterhelfen könnten. Statt eines Alles-oder-Nichts-Angriffs auf den Klassenerhalt muss das Trainerteam einen weiterhin schlecht zusammengestellten Kader verwalten und überall Lücken stopfen. Die gesamte rechte Seite ist defensiv wie offensiv eine einzige Großbaustelle. Auf links spielt offensiv Milos Jojic ohne jegliche Konkurrenz, wodurch sein Leistungsniveau in den letzten Wochen wieder rapide nachgelassen hat. Probleme, für deren Behebung man im Januar mehrere Wochen Zeit gehabt hätte. Die Quittung bekam der FC gegen Dortmund und Frankfurt. Zwar wäre auch mit weiteren Neuzugängen der Klassenerhalt nicht automatisch wahrscheinlicher geworden. So aber bleibt der Beigeschmack, es nicht mit dem letzten Willen versucht zu haben.
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