[nextpage title=”Bewegender Abschied und Streit mit Labbadia”]
“Trainer mit Herz – Danke, Markus!” Dieses Plakat war am Montagabend im Stadion von Holstein Kiel zu sehen. Die Störche verpassten zwar den Aufstieg gegen den VfL Wolfsburg und unterlagen auch im Rückspiel daheim (0:1). Doch Markus Anfang kann sich als Sieger fühlen. Er hat die Arbeit geleistet, die man sich nun beim 1. FC Köln erhofft – mit einem besseren Ende als dieses Jahr für Kiel gegen den VfL.
Köln/Kiel – Am Dienstag um 17 Uhr steht für Markus Anfang der letzte Gang als Trainer von Holstein Kiel an. Trotz der Niederlage in der Relegation gegen Wolfsburg wollen die Störche ihre überragende Saison gemeinsam mit den Fans feiern – auf dem Rathausbalkon.
Kommt noch ein zweiter Assistenztrainer?
Anfang wird dann ein letztes Mal als KSV-Coach zu sehen sein, ehe er zum 1. FC Köln wechselt. Der 43-Jährige vergoss am Montag nach dem Schlusspfiff ein paar Tränen. In den vergangenen zwei Jahren hatte er die Störche aus der Dritten Liga in die Zweite Liga und anschließend mit der besten Offensive des deutschen Unterhauses in die Bundesliga-Relegation geführt. Dort erwies sich Wolfsburg zwar als individuell besser besetzt, doch Anfang kann mit Fug und Recht stolz auf die Leistung des Trainerteams und der Mannschaft sein.
Den Offensivfußball, den Anfang zelebrieren ließ (71 Tore in 34 Spielen), will man künftig auch beim Effzeh sehen. Fußball zu schauen soll sich wieder lohnen in Müngersdorf. Dafür will FC-Sportchef Armin Veh dem neuen Coach eine spielerisch starke Mannschaft zusammenstellen, die als Favorit in die kommende Zweitliga-Saison gehen soll. Anfang selbst wird seinen Co-Trainer Tom Cichon mitbringen. So viel ist bereits klar. Auch ein zweiter Assistent soll nach GBK-Informationen noch kommen. Dann geht es am 25. Juni mit der Vorbereitung los.
Streit mit Labbadia nach Schlusspfiff
Am Montag wollte Anfang davon freilich noch nichts wissen. Der Frust nach dem verpassten Aufstieg saß tief. Nach dem Spiel geriet der KSV-Coach kurz mit seinem VfL-Kollegen Bruno Labbadia aneinander. “Das war eigentlich nichts Wildes”, ließ Anfang hinterher gegenüber Eurosport wissen. “Er hat mir die Hand gegeben, ich habe nur gesagt: ‘Ich glaube, wir hätten es heute verdient gehabt.'” Darauf habe Labbadia nicht mehr reagiert, man sei uneins auseinander gegangen. Labbadia sprach hinterher von mangelndem Respekt und sagte: “Ich habe ihm extremen Respekt entgegengebracht. Aber schon im Hinspiel hatte er sich über viele Leute beschwert. Mein junger Kollege sollte noch was lernen.”
[nextpage title=”Köln kann von Kiel und Anfang lernen”]
Anfang kann sich nun dem Effzeh widmen
Es waren nicht die einzigen Giftpfeile an diesem Abend. Nach der Partie ätzte Kiels Dominic Peitz gegen die Wölfe-Stars: “Die bringen einmal im Jahr Leistung. sonst zählen sie sonst ihr Geld.” Zum zweiten Mal in Folge hatten sich die Wolfsburger erst in der Relegation vor dem Abstieg gerettet. Im Vorjahr hatte Eintracht Braunschweig in zwei Spielen gegen das VW-Team verloren. Nun hofft Kiel, im kommenden Jahr nicht das gleiche Schicksal zu erleiden wie Eintracht Braunschweig in der Folge der verpassten Relegation. Die Niedersachsen stiegen in dieser Saison direkt in die Dritte Liga ab.
Wer Anfangs Nachfolger bei den Störchen wird, ist noch nicht klar. Das ist nun aber nicht mehr das Problem des 43-Jährigen. Der künftige Trainer des 1. FC Köln wird nach einer kurzen Verschnaufpause seine ganze Energie auf die neue Aufgabe am Geißbockheim richten. Am 25. Juni beginnt die Vorbereitung, doch Anfang wird schon deutlich früher erstmals beim Effzeh erwartet. Seine Arbeit wird er zusammen mit Veh und Frank Aehlig aufnehmen, mit denen er bereits seit Wochen im Austausch steht. Gemeinsam müssen sie die abgelaufene Saison sportlich aufarbeiten und die Kaderplanung für die nächste Saison vorantreiben. Dem Vernehmen nach hatte sich Anfang dazu bereits mit Niklas Hauptmann von Dynamo Dresden getroffen, um den Mittelfeldspieler von einem Wechsel zum FC zu überzeugen.
Anfangs Erfahrung als wichtiger Faktor
Anfang profitiert in seiner Vorbereitung auf 2018/19 davon, in der abgelaufenen Saison bereits in der Zweiten Liga gearbeitet zu haben. Der Coach kennt die Gegner und die Anforderungen für eine erfolgreiche Saison in der aktuellen Zusammenstellung der Liga. Anfang bringt somit wichtiges Wissen mit nach Köln. Ob er auch sein in Kiel bevorzugtes 4-1-4-1 mitbringen wird oder auf eine Dreierkette in der Defensive umstellen wird, ist dagegen noch nicht klar. Die kommenden Transfers des FC dürften erste Hinweise liefern. Aktuell jedoch gibt es noch zu viele Baustellen im Kader, als dass schon absehbar wäre, in welche Richtung sich der FC in seiner Grundstruktur entwickeln könnte.
Allerdings hat Anfang mit Kiel gezeigt, wie erfolgreicher Fußball in der Zweiten Liga funktionieren kann. Während der letzte FC-Aufstiegstrainer Peter Stöger konsequent auf eine stabile Defensive setzte (nur 20 Gegentore in 34 Spielen in der Saison 13/14), will Anfang ein Fußballspiel dominieren, den Gegner einem hohen Stress aussetzen, Druck aufbauen, frühe Ballgewinne erzwingen und bei eigenem Ballbesitz zu vielen Abschlüssen kommen. Eine Denkart, die ganz im Sinne des ehemaligen Trainer Armin Veh ist. Gemeinsam wollen sie im Sommer 2019 den Aufstieg feiern. Dann zwar nicht auf einem Rathausbalkon, aber immerhin auf dem Rasen und anschließend auf der Haupttribüne in Müngersdorf.
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