[nextpage title=”Die Kettenreaktion teurer Abfindungen”]
Der 1. FC Köln hat noch immer ein Problem: die Abfindung, die die Geissböcke an Jörg Schmadtke zahlten. Weil sie an die Öffentlichkeit kam, zahlte der Effzeh in den folgenden Monaten immer weiter: an Peter Stöger und Manfred Schmid, an Alexander Bade. Und das, obwohl alle selbst bereit gewesen wären zu gehen. Könnte es so nun auch bei Stefan Ruthenbeck laufen?
Köln – Es sind Abläufe, die bis heute im Detail ungeklärt sind. Wieso zahlte der 1. FC Köln an Jörg Schmadtke eine Abfindung in Höhe von rund 3,3 Millionen Euro, obwohl dieser selbst das Gespräch mit dem Vorstand gesucht und eine Trennung als mögliche Lösung angesprochen hatte? Hatte der FC nicht eigentlich Schmadtke halten wollen? Warum dann eine Abfindung, wenn man ihn gar nicht rausgeworfen hatte?
Schmadtkes Entscheidung – Köln zahlte trotzdem
Zur Erinnerung: In der Pressemitteilung des FC hieß es damals: “‘Mit diesem Schritt möchte ich den Weg frei machen für einen neuen Impuls’, begründet Jörg Schmadtke seine Entscheidung.” Seine eigene Entscheidung also, dass er den Weg habe frei machen wollen. Schmadtke war aus eigenem Antrieb gegangen. Dazu passt, dass Präsident Werner Spinner bekanntlich von Geschäftsführer Alexander Wehrle aus einem Streuselkuchen-Meeting geholt worden war, weil ihn Schmadtkes Schritt auf den Vorstand zu in diesem Moment überrascht hatte. Nein, eine Trennung war nie vorgesehen gewesen. Genauso wenige wie die Abfindung.
Die Folgen für den 1. FC Köln waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu erkennen. Erst, als plötzlich öffentlich wurde, dass Schmadtke die millionenschwere Zahlung erhalten hatte. Dieser Umstand brachte den FC in arge Verlegenheit. Peter Stöger und Manfred Schmid wussten in diesem Augenblick, dass sie in einem Moment, in dem sie selbst bereit gewesen wären zu gehen, auf eine Abfindung hoffen konnten. So kam es schließlich auch – obwohl offenbar schon ein Kontakt zu Borussia Dortmund bestanden hatte. Im Winter kam dann auch noch Alexander Bade dazu, ebenfalls wohl schon mit dem BVB in Kontakt, und wurde ebenfalls abgefunden.
Jeder durfte sich sein Stückchen vom Kuchen abholen
Der FC als Abfindungsmaschine, Geschäftsführer Alexander Wehrle wurde gleich mehrfach in den Verhandlungen über mögliche Trennungen ausmanövriert, ihm waren nach dem Schmadtke-Deal mit dem Vorstand praktisch die Hände gebunden. Jeder durfte sich sein Stückchen vom Kuchen abholen, die Koffer packen und das Geißbockheim als heimlicher Sieger verlassen.
[nextpage title=”Wer entscheidet über Ruthenbecks Zukunft beim FC?”]
Stefan entscheidet ganz alleine
Doch was haben die Abfindungen mit Stefan Ruthenbeck zu tun? Wenige Tage vor Saisonende laufen die Gespräche im Hintergrund über die Zukunft des Noch-Trainers der FC-Profis. Sein Vertrag als U19-Trainer bei den Geissböcken läuft bekanntlich über den Sommer hinaus weiter. Doch in dieser Phase geht es auch über die Deutungshoheit der Wortspielereien in der Öffentlichkeit. Die Zwischentöne werden am Ende wohl entscheiden.
Sportchef Armin Veh hatte an dem Tag, als der FC bekannt gab, Ruthenbeck werde nicht über die Saison hinaus Trainer der Profis bleiben, gesagt: Was Ruthenbeck machen werde, “entscheidet Stefan ganz alleine. Die Möglichkeit hat er und wir wären sehr glücklich, wenn er bei uns bleiben würde.” Veh unterstrich damit, dass nur Ruthenbeck ganz alleine über seine Zukunft entscheide. Der FC würde ihn als U19-Coach zurücknehmen. Nun müsse der Trainer sich nur noch erklären.
Das ist nicht nur eine Entscheidung, die ich zu treffen habe
Doch dieser pokert, wissend um einerseits die Möglichkeit zu einem anderen Klub zu wechseln und andererseits um seinen gesicherten Vertrag in Köln. “Wir sind in Gesprächen”, sagte der 45-Jährige am Dienstag und betonte: “Das NLZ war immer fair zu mir, der Austausch war immer gut. Deswegen muss die Entscheidung relativ schnell fallen.” Was schon ein wenig nach Abschied klang, relativierte Ruthenbeck dann wieder. “Ich habe hinterlegt, was ich mir vorstellen kann. Die Leute wissen also Bescheid. Jetzt schauen wir mal, wie das reflektiert wird. Dann wird zeitnah eine Entscheidung fallen.”
Ruthenbeck hat beim FC also deutlich gemacht, wie er sich eine Zukunft vorstellen könnte – dem Vernehmen nach nicht zwingend in der U19, sondern möglicherweise auch in der U21, wo Andre Pawlak in der kommenden Saison den Fußballlehrer-Schein machen wird. Obwohl Veh noch vor wenigen Wochen gesagt habe, der Ball liege einzig bei Ruthenbeck, spielte dieser den Ball nun zum Verein zurück. “Es geht nicht nur darum, dass ich was zu entscheiden habe, sondern auch der Verein. Wir müssen beide wollen. Das ist nicht nur eine Entscheidung, die ich zu treffen habe.” Der Hintergrund dieser Aussage ergibt sich auch aus den Vorfällen der Hinrunde: Hätte Ruthenbeck tatsächlich die Chance auf einen neuen Klub, könnte er zwar einfach um die Auflösung seines Vertrags bitten und wechseln. Doch das hätten vor ihm auch schon Stöger, Schmid und Bade machen können.
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