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Armin Veh befindet sich das erste Mal mit dem 1. FC Köln in Kitzbühel. Im Trainingslager will er die Analyse des bestehenden Kaders abschließen, um anschließend noch einmal auf dem Transfermarkt tätig zu werden. Der GEISSBLOG.KOELN traf den Sportchef der Geissböcke zum Interview.
Aus Kitzbühel berichtet Marc L. Merten
Armin Veh redete nicht um den heißen Brei herum. “Aus meiner Sicht sind wir nicht torgefährlich genug.” Eine klare Ansage an die Offensive des Effzeh, aber auch eine klare Aufgabe an sich selbst, dass der Kader noch nicht die Abschlussqualität besitzt, die für den Aufstieg dringend erforderlich ist. Hier folgt Teil 1 des großen Veh-Interviews – Teil 2 lest Ihr am Sonntag!
GBK: Herr Veh, Sie haben zu Beginn der Vorbereitung gesagt, der Kader sei besser als im Vorjahr…
ARMIN VEH: Das stimmt, aber das heißt ja nicht, dass er schon so gut ist. (lacht)
Genau darauf wollte ich hinaus. Wie bewerten Sie den Kader jetzt, da Sie die Spieler in Kitzbühel nach drei Wochen Vorbereitung beobachten?
Für mich ist wichtig, wie die Trainer arbeiten. Das Trainerteam soll ja länger beim FC bleiben. Deren Arbeit gefällt mir sehr gut. Markus Anfang und sein Team arbeiten anders, als man es vorher gewohnt war.
Inwiefern anders?
Der Trainer geht sehr schnell an das System heran, das er spielen lassen möchte. Er möchte es schnell in die Köpfe kriegen. Das ist nicht so einfach.
Warum nicht?
Weil es kein einfaches 4-4-2 oder 4-2-3-1 ist, sondern mehr auf Zonen ausgerichtet. Das muss man erst lernen. Für die Spieler ist das im taktischen Bereich sehr intensiv.
Wir wollen hier eine Spielidee entwickeln, von der man irgendwann sagt: Das ist der FC.
Wie passt der Kader zu dieser Spielidee?
Ich denke schon, dass sich der Kader mit dem System noch entwickeln muss. Das wird ein andauernder Prozess sein. Wir arbeiten jetzt mit dem vorhandenen Kader. Aber er wird sich immer wieder verändern. Wir wollen hier eine Spielidee entwickeln, von der man irgendwann sagt: Das ist der FC. So spielt der FC. Dementsprechend werden wir Spieler holen oder eben auch abgeben.
Das klingt nach einer langfristigen Spielidee für den FC. Sie haben aber schon gesagt, dass der FC personell jetzt noch nachlegen muss. Auf welchen Positionen?
Aus meiner Sicht sind wir nicht torgefährlich genug. Im Abwehrbereich werden wir kein Problem bekommen, davon bin ich überzeugt. Aber wenn ich die Statistiken der letzten Jahre anschaue, haben wir zu wenige Torchancen herausgespielt und waren zwei Jahre lang zu abhängig von Anthony Modeste. Wir müssen lernen, uns wieder Torchancen herauszuspielen. Darin haben wir noch Defizite. Ich nehme die Testspiele noch nicht so ernst. Aber natürlich hast du auch in solchen Spielen die Möglichkeiten, Tore zu machen. Die haben wir nicht genutzt. Wir müssen also mehr Chancen herausspielen und diese dann konsequenter nutzen. Deswegen kann es gut sein, dass wir in der Offensive noch etwas machen.
Meinen Sie die Torgefährlichkeit im Strafraum oder aus der zweiten Reihe?
Beides. Wir brauchen Spieler, die nicht nur hinter dem Ball bleiben, sondern auch in die Lücken starten. Genau deshalb haben wir mit Schaub, Koziello und Hauptmann Spieler verpflichtet, die schnell umschalten und in die Räume hineinstoßen.
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Milos ist hier nie richtig angekommen
Aber Koziello und Hauptmann sind nicht gerade torgefährlich.
Beide sind Spieler, die die Fähigkeiten besitzen, in die Räume reinzugehen, in denen sie Tore machen können. Sie sind junge Spieler, die noch torgefährlich werden können. Das muss doch auch der Anspruch eines offensiven Mittelfeldspielers sein. Wenn ich ein Achter oder Zehner sein will, muss ich lernen, Tore zu erzielen. Daran werden sie arbeiten.
Einer, der aus der zweiten Reihe Tore machen kann, ist Milos Jojic. Was hat zur Entscheidung geführt, ihn zu verkaufen?
Milos ist hier nie richtig angekommen. Wir konnten uns jetzt anständig trennen. Und es war eine wirtschaftliche Entscheidung. Wir haben einen Fußballklub zu führen. Wir sind ein Unternehmen. Wir müssen einnehmen, um ausgeben zu können. Auf der Position hatten wir ein Überangebot. Deswegen ist es dazu gekommen. Sechs Neuzugänge sind mir noch zu wenig, wenn wir etwas Neues anfangen wollen.
Das klingt nach mehr Neuzugängen als nur einem weiteren in diesem Sommer.
Das kann sein. Das lasse ich aber völlig offen. Wir brauchen Spieler, die uns sofort helfen. Wir brauchen aber auch Spieler, die uns in naher Zukunft helfen. Wenn beides passt, dann machen wir das.
Wir werden einen Kader mit der richtigen Größe behalten
Wenn Sie jetzt wissen, dass noch mindestens ein Spieler kommen muss: Warum nicht jetzt, warum erst nach der Vorbereitung?
Weil vielleicht noch andere Vereine an den Spielern dran sind? Weil wir uns noch nicht einig sind? Weil der Transfermarkt sich dafür erst noch mehr bewegen muss? (lacht) Transfers lassen sich in der Regel nicht in ein paar Tagen durchziehen. Natürlich hätten wir gerne schon alle an Bord. Aber es gibt kaum einen Klub, der jetzt schon fertig ist.
Gehe ich richtig in der Annahme, dass Milos Jojic nicht der letzte Abgang war?
Ich kann mich da noch nicht festlegen. Aber wir werden einen Kader mit der richtigen Größe behalten. Gesund sind 24 Feldspieler plus die Torhüter.
Teil 2 des großen Veh-Interviews lest Ihr am Sonntag beim GEISSBLOG.KOELN!
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