Die Fans des 1. FC Köln. (Foto: Mika Volkmann)

Welchen Präsidenten-Typus braucht der FC jetzt?

[nextpage title=”Der Fußballer und der Unternehmer”]

Während die Profis des 1. FC Köln dem Aufstieg und der Rückkehr in die Bundesliga scheinbar unaufhaltsam entgegen eilen, bleiben im Hintergrund viele Fragen offen. Die Suche nach einem neuen Vorstand geht munter weiter – nicht nur beim Mitgliederrat. Es geht auch um eine Grundsatzfrage: Welche Art Präsidium braucht der Effzeh?

Köln – Der FC Bayern München wird seit Jahrzehnten mit Kontinuität, vor allem aber von sportlichen Idolen des Klubs geleitet. Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, künftig Oliver Kahn. Die Kette an Ehemaligen, die in Führungspositionen Stück für Stück die Leiter der Macht aufsteigen und den FCB im Griff haben, ist lang und wird über die kommenden Jahre fortgesetzt werden.

Ein anderes Modell findet sich bei Borussia Dortmund. Weder im Präsidium des Vereins noch im Vorstand der AG finden sich ehemalige Fußballprofis. Der erste Ex-Bundesligaprofi in einer Führungsposition ist Michael Zorc als Sportdirektor, doch dieser war noch nie Teil eines der höchsten Gremien, sondern immer nur ein Angestellter unterhalb der Führungsetage. Ihm zur Seite stehen Matthias Sammer als externer Berater und Sebastian Kehl, der als Zorc-Nachfolger aufgebaut werden soll. Drei BVB-Idole also auf operativer Ebene, über ihnen jedoch Funktionäre ohne direkten Fußballbezug. Zorc könnte in Zukunft zwar Hans-Joachim Watzke als Vorstandsboss beerben. Doch aktuell fährt Dortmund den Kurs, dass sportliche Kompetenz an oberster Stelle nicht vonnöten ist – im Gegensatz zum FC Bayern.

Diese beiden Beispiele der zwei erfolgreichsten deutschen Klubs sind freilich nur zwei Arten, wie die Führungspositionen in einem Fußballklub besetzt werden können. Welche weiteren Optionen gibt es? Und welche wären für den FC geeignet? Der GEISSBLOG.KOELN hat sie zusammengestellt – jeweils auf die Rolle des Präsidenten ausgerichtet.

1. Der Fußballer

Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Wolfgang Overath oder auch Karl-Heinz Thielen, der sich ja einst in einer Kampfkandidatur gegen Werner Spinner, Toni Schumacher und Markus Ritterbach hatte aufstellen lassen: Der Gedanke, einen ehemaligen Fußballer zum obersten Boss eines Klubs zu machen, ist so naheliegend und alt wie der Fußball selbst. Streng genommen war auch Franz Kremer ein solcher, hatte er doch für den KBC gespielt, ehe er dessen Vorsitzender geworden war, um später als erfolgreicher Unternehmer den 1. FC Köln ins Leben zu rufen. Und damit war Kremer eine Mischung aus einem Fußballer und einem…

2. …Mann aus der Wirtschaft

Nun sind Männer aus der Wirtschaft weit verbreitet im deutschen Fußball. Auch in obersten Führungspositionen. Nicht nur damals unter Kremer, sondern auch heute. Allerdings gibt es von ihnen zwei Sorten. Die einen, wie Albert Caspers oder Werner Spinner beim FC, waren Vorstände von Großunternehmen, die vor allem auch wegen ihrer Erfahrung in Führungspositionen in den Klub geholt wurden. Gleiches gilt in Mönchengladbach für Autozulieferer und Multimillionär Rolf Königs. In Hannover übernahm dagegen ein Unternehmer die Führung bei 96. Der Hörakustiker Martin Kind leitet die Geschicke bei 96, seitdem der Klub in die Viertklassigkeit abgestiegen war. Und beim FC wäre beinahe Manfred Hell, der einstige Jack-Wolfskin-Unternehmer, als Präsident gekommen, ehe man sich doch für den Ex-Bayer-Vorstand Spinner entschied. Nun könnte es mit Dr. Werner Wolf einen weiteren Mann aus der Wirtschaft geben, der ehemalige Chef der Bitburg Brauereigruppe und promovierte Psychologe.

[nextpage title=”Der Funktionär, der Politiker und das Fazit”]

3. Der Funktionär

Ein Name, der erst kürzlich fiel, da er auf St. Pauli seinen Job aufgeben wird, ist Andreas Rettig. Der ehemalige Chef der Deutschen Fußball Liga spielte einst bis in die Oberliga hinein Fußball. Noch währenddessen stieg er im Bayer-Konzern bald auf, um schließlich bei Bayer Leverkusen Karriere zu machen. Seit er 1989 im Alter von 26 Jahren bei der Werkself einstieg, arbeitet Rettig im Fußballbusiness als Funktionär. Als solcher wäre der heute 55-Jährige ein idealer Kandidat für das Amt eines Vorstandsvorsitzenden in einem Fußballklub, da langjährige Führungspersonen im Fußball wie Rettig im Bestfall teilweise Fachwissen aus dem Fußball genauso wie aus der freien Wirtschaft mitbringen. Andere Funktionäre wie Reinhard Rauball bei Borussia Dortmund kommen dagegen nicht aus der Juristerei und der Politik.

4. Der Politiker

Rauball vertrat einst Sportler als Jurist, ehe er es in Nordrhein-Westfalen als Politiker bis ins Innenministerium schaffte. Von dort aus wurde er ins Präsidium von Borussia Dortmund gewählt und ist aktuell zum zweiten Mal Interimspräsident des Deutschen Fußball-Bundes. Auch Politiker haben es in den letzten Jahrzehnten immer wieder im Fußball in bedeutende Funktionen gebracht. Auch, weil sie auf lokaler oder regionaler Ebene besondere Verbindungen mitbringen, um dem Klub politisch zu helfen. In dieser Funktion könnte auch Wolfgang Bosbach agieren. Zusammen mit Martin Schulz wurde Bosbach zuletzt immer wieder ins Spiel gebracht. Der 66-Jährige kann sich das Amt des FC-Präsidenten vorstellen. Zwischen den Zeilen schloss er zuletzt sogar nicht mehr aus, doch in einer Kampfkandidatur anzutreten, sollte der Vorschlag des Mitgliederrates keinen breiten Zuspruch in der Öffentlichkeit erfahren. Der CDU-Politiker ist einer der bekanntesten Fußballfans in der deutschen Politszene, ein streitbarer Charakter, der allerdings in der Ultra-Szene kaum vermittelbar scheint. Dies war dem Vernehmen nach auch einer der Gründe, warum der Mitgliederrat den 66-Jährigen nicht ernsthaft in Erwägung zog.

Fazit

Der Fußballer, der Mann aus der Wirtschaft, der Funktionär oder der Politiker – wer käme für das Präsidium des 1. FC Köln in Frage? Dem FC, das war in den letzten Jahren immer wieder zu hören, mangelt es an jüngeren ehemaligen Profis, die – wie Zorc oder Kehl in Dortmund, Kahn in München oder Frank Baumann in Bremen – in Führungspositionen agieren können. Der Name Bodo Illgner fiel in den letzten Monaten häufiger. Auch aktuelle FC-Spieler wie Thomas Kessler oder Marcel Risse gelten als vielversprechende Kandidaten für eine Zukunft in führender Position beim Klub. Ebenso hat sich längst Lukas Podolski in Position gebracht, um irgendwann beim FC an prominenter Stelle das Sagen zu haben. Andere Ex-Spieler mit Profil aus den vergangenen 20 (Fahrstuhl-)Jahren, die nun im besten Alter wären, um Verantwortung zu übernehmen, finden sich kaum.

Im Hier und Jetzt werden sich der Mitgliederrat auf der einen Seite sowie Toni Schumacher und Markus Ritterbach auf der anderen Seite ihre Gedanken machen. Schumacher und Ritterbach bildeten als Sportler und Kölner Unternehmer zusammen mit Spinner, dem Mann aus der internationalen Wirtschaft, lange Jahre ein erfolgreiches Trio. Mit Bosbach könnten sie versuchen, zu diesen alten Erfolgen zurückzukehren. Dafür müssten sie sich aber gegen den Mitgliederrat stellen. Dieser hat die Aufgabe, neben Werner Wolf zwei Vizepräsidenten zu nominieren. Erst, wenn dieses Trio bekannt ist, wird klar sein, ob das Gremium seiner Aufgabe gerecht werden konnte – oder ob die bisherigen Vizepräsidenten mit Bosbach ihre Chance versuchen werden zu nutzen, um dem FC weiter vorzustehen.

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