[nextpage title=”Darum lebt der FC auf großem Fuß”]
Der 1. FC Köln muss in diesem Sommer mit einem geringen Transferbudget auskommen. Die Suche nach Verstärkungen gestaltet sich daher schwierig. Der Grund liegt auf der Hand: Viel Geld wurde in den letzten zwei Jahren verbrannt, nicht nur durch den sportlichen Misserfolg. Das vorgeschlagene Vorstandstrio um Werner Wolf will künftig einen genaueren Blick auf die Ausgaben werfen.
Köln – Das Narrativ beim 1. FC Köln hat sich in den letzten Jahren immer wieder verändert. Es kam darauf an, ob der FC gerade Erfolge oder Misserfolge erlebt, wer gerade die Führungspositionen bekleidet oder ob eine Führungsperson den Klub gerade verlassen hatte und ob es opportun war, für den Erfolg die Verantwortung zu übernehmen oder den Misserfolg lieber einem Entlassenen als Abschiedspaket um den Hals zu hängen und so die eigenen Hände in Unschuld zu waschen.
Ein Vorgehen also, wie es heute in fast allen Bereichen der Wirtschaft und Politik gang und gäbe ist. Gegangen sind in den letzten zwei Jahren beim FC bekanntlich eine ganze Menge Mitarbeiter und Führungspersonen. Kaum einmal kam es zu einer gütlichen Trennung, meist war sie mit Schmutz und bösen Worten verbunden. Ganz sicher waren die Trennungen aber fast ausnahmslos mit Abfindungen verbunden. Von Jörg Schmadtke über das Stöger-Trainerteam bis hin zu Markus Anfang – der FC zahlte in den letzten zwei Jahren einen hohen einstelligen Millionenbetrag alleine dafür, sich seiner ehemaligen Mitarbeiter zu entledigen.
Viele Verträge aus den erfolgreichsten Zeiten
Diese Ausgaben waren stets vorher vertraglich vereinbart gewesen. Sie waren aber auch die Folge üppiger Gehaltsgestaltungen am Geißbockheim. Schmadtke hatte zusammen mit Alexander Wehrle sein Geschäftsführer-Gehalt mit einer Vertragsverlängerung im Mai 2017 bis 2023 aufgebessert. Beide waren so dem Vernehmen nach mit ihren Gehältern ins obere Drittel der Bundesliga-Geschäftsführer aufgestiegen. Schmadtke konnte mit seiner Abfindung nur ein halbes Jahr später davon profitieren, Wehrle kann sich heute freuen, nach dem Aufstieg nicht nur wie ein Bundesliga-Neuling, sondern wie der Geschäftsführer eines Topklubs vergütet zu werden.
Gleiches gilt bekanntlich für diverse Profis. Timo Horn, Jorge Meré und Jonas Hector zum Beispiel blieben nicht nur aus Nächstenliebe in der Zweiten Liga in Köln, sondern auch, weil der Klub ihnen zusagte, die Differenz zwischen Erstliga- und Zweitliga-Gehalt im Aufstiegsfall als Aufstiegsprämie zu zahlen, sodass sie durch den Gang ins Bundesliga-Unterhaus faktisch keine Gehaltseinbußen hinnehmen mussten. Überhaupt verdienen ab dem 1. Juli insgesamt elf Spieler in der neuen Saison wieder wie zu besten Zeiten, als ihre Verträge in den Jahren 2016 oder 2017 geschlossen wurden – und damit in der Hochzeit des Kölner Erfolgs.
Nicht ganz freiwillig ein 50-Millionen-Etat
Das kostet bekanntlich viel Geld, und so muss der FC in der kommenden Saison nicht ganz freiwillig einen 50-Millionen-Euro-Spieleretat in der Bundesliga stemmen, ohne andererseits große Reserven zu besitzen, die viel Spielraum auf dem Transfermarkt zulassen würden. Auch, weil im Winter der abgelaufenen Saison mit dem Multimillionen-Paket für Anthony Modeste und der Drei-Millionen-Euro-Verpflichtung von Florian Kainz bereits Vorgriffe auf die kommende Saison geleistet wurden und mit Markus Anfang ein Trainer wieder abgefunden werden musste, dessen Gehalt über den marktüblichen Vergütungen für einen noch jungen Trainer in Liga zwei gelegen hatte.
[nextpage title=”Vorstandstrio will kontrollieren – auch bei Wehrles und Vehs Gehalt?”]
Vorstandstrio kündigt Kontrolle an
Die Verantwortlichen müssen daher nun die Einschränkungen aushalten, die sie sich durch die Vertragsgestaltungen auch selbst gebaut haben. Freilich steigt der 1. FC Köln mit einem Kader auf, der sportlich nicht dem eines normalen Aufsteigers gleicht. Doch dafür muss der 1. FC Köln eben auch Gehälter bedienen, die nicht denen eines normalen Aufsteigers entsprechen. Der große Fuß, auf dem der Effzeh aktuell lebt, besitzt also zwei Medaillenseiten. Die eine bringt sportliche Qualität mit sich, die andere einen hohen Kostenapparat, der große Sprünge in diesem Sommer verhindert.
Nun wird bekanntlich im September ein neuer Vorstand und damit eine neue Vereinsführung gewählt. Sollten Werner Wolf, Jürgen Sieger und Eckhard Sauren von den Mitgliedern die nötigen Stimmen erhalten, werden künftig ein Unternehmer, ein Gesellschaftsrechtler und ein Fondsmanager die Geschicke der Geissböcke leiten. Aktuell stellt sich das Trio den FC-Mitgliedern vor, reist zu Fanclub-Treffen, Stammtischen und Talkrunden. Auch in dieser Woche waren Wolf, Sieger und Sauren wieder unterwegs, sprachen unter anderem im Kölner Karnevalsmuseum vor FC-Mitgliedern.
Wollen nahe an der Verwendung des Geldes sein
Bemerkenswert an jenem Abend war einerseits, dass Sieger ausführlich sezierte, warum insbesondere ein Stadionneubau auf freier Wiese für den Klub finanziell nicht zu stemmen sei und warum der Verkauf von Anteilen der KGaA an Investoren (wie zuletzt Hertha BSC) weder gewünscht noch finanziell lukrativ sei. Andererseits horchten die Anwesenden auf, als Wolf andeutete, wie künftig die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung aussehen könnte. Denn Wolf machte klar, dass das Trio gerade im Bereich der Finanzen noch Potential sehe. Zwar habe Alexander Wehrle in den letzten Jahren den FC erfolgreich auf gesunde Füße gestellt. Jedoch ließ Wolf auch durchblicken, dass diese Füße in den letzten Jahren stark gewachsen seien.
Es gehe nicht immer nur darum, die Einnahmen zu erhöhen, so Wolf, “sondern auch die Ausgabenseite im Blick zu behalten. Das, was ich als Beirat in den letzten Jahren im Bereich der Ausgaben mitbekommen habe, fand ich nicht immer glücklich. Als Vorstand wollen wir deshalb nahe an der Verwendung des Geldes sein. Ausgabenkontrolle hilft auch immer, um am Ende mehr zu verdienen.” Es war ein wenig versteckter Hinweis darauf, dass sich das Trio sehr genau wird anschauen wollen, wohin die Gelder der KGaA fließen und welche Potentiale es möglicherweise geben könnte, Einsparungen vorzunehmen.
Rotstift auch bei Geschäftsführer-Gehältern?
Ob dies auch die Gehälter der Geschäftsführung selbst betreffen wird, blieb offen. Doch Veh und Wehrle verdienen zusammen dem Vernehmen nach rund 2,5 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2013 hatte das durchschnittliche Managergehalt in der gesamten Bundesliga bei rund 800.000 Euro gelegen – mit dem Großteil der Manager bei 200.000 bis 600.000 Euro Gehalt und der riesigen Kluft zu den Topverdienern aus München, Dortmund und Wolfsburg bei über zwei Millionen Euro. Drei Jahre später lag der Durchschnitt inzwischen bei knapp unter einer Million Euro. Im Herbst 2018 legte dann Borussia Dortmund die Gehälter seiner Bosse offen. 2017/18 hatte Hans-Joachim Watzke insgesamt 1,8 Millionen Euro plus Boni von knapp 750.000 Euro verdient. Finanzboss Thomas Treß war auf zusammen 1,2 Millionen Euro gekommen, Marketingchef Carsten Cramer auf rund 650.000 Euro. Insgesamt ließ sich der BVB seine drei Geschäftsführer also rund 4,3 Millionen Euro kosten – als jahrelanger Champions-League-Teilnehmer.
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