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Ehizibue im Interview: “Endlich kann ich Zweikämpfe führen”

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Kingsley Ehizibue spielt seit dem Sommer für den 1. FC Köln. (Foto: Bopp)

Kingsley Ehizibue soll beim 1. FC Köln in der kommenden Saison die rechte Seite beackern. Mit seiner Schnelligkeit und Zweikampfhärte will der Niederländer in der Bundesliga mit dem FC den nächsten Schritt gehen. Im Interview mit dem Geissblog.Koeln sprach Ehizibue unter anderem über seinen geplatzten Wechsel nach Genua, die Unterschiede zwischen deutschem und holländischem Fußball sowie die hohen Gehälter im Fußball. 

Kingsley Ehizibue – das ‘bue’ am Ende muss ein bisschen gesungen werden. So erklärte es der Kölner Neuzugang im Interview mit dem Geissblog.Koeln. Der Rechtsverteidiger fühlt sich beim seinem neuen Klub bislang pudelwohl. Das ist auch kein Wunder, schließlich muss sich der Holländer im Vorfeld zu 100 Prozent sicher sein, bevor er eine wichtige Entscheidung trifft. Mit Ehizibue haben die Kölner seit diesem Sommer einen pfeilschnellen Spieler in ihre Reihen, wenngleich es hin und wieder zu Problemen mit seinen langen Beinen kommen kann.

Das Interview führte Sonja Eich 

GBK: Herr Ehizibue, Ihr Nachname ist gar nicht so leicht auszusprechen. Ihren Namensvetter Kingsley Schindler nennen alle „King.“ Haben Sie auch einen Spitznamen?

Kingsley Ehizibue: (lacht) „Die Fans können mich Easy nennen.“

Sie wurden in Deutschland geboren, sind aber in den Niederlanden aufgewachsen. Können Sie ein bisschen was zu Ihrer Herkunft erzählen?

„Ich wurde in München geboren und habe dann zwei Jahre in Deutschland gelebt. Dann sind wir in die Niederlande gezogen. Meine Eltern kommen aus Nigeria. Dort habe ich selbst aber nie gewohnt.“

Sprechen Sie denn auch etwas Deutsch?

„Meine Mutter hat mir gesagt, dass ich als kleiner Junge Deutsch gesprochen habe. Aber mittlerweile habe ich alles vergessen. Ich werde auf jeden Fall Deutschunterricht nehmen. Ich denke, ich werde die Sprache schnell lernen, denn ich verstehe schon einiges. Zu sprechen, fällt mir aber noch etwas schwer.“

Fühlen Sie sich eher als Nigerianer oder als Niederländer?

„Manchmal weiß ich nicht genau, wie ich mich fühlen soll. Ich habe nigerianische Wurzeln, aber ich denke, ich fühle mich eher als Niederländer.“

Habe nur noch gefragt: Wo kann ich unterschreiben?

Im letzten Winter standen Sie kurz vor einem Wechsel zum FC Genua in die Serie A und hatten dort bereits den Medizincheck absolviert. Warum sind Sie letztendlich in Zwolle geblieben?

„Genua ist ein toller Klub mit super Fans. Der Eindruck, den ich bekommen habe, war wirklich gut und auch das Angebot war sehr reizvoll. Aber mein Herz hat mir gesagt, dass ich nicht dorthin gehen soll. Solche wichtigen Entscheidungen muss ich mit voller Überzeugung treffen und ich vertraue dabei auf mein Gefühl.“

Was waren die Gründe, dass Sie bei einem Wechsel zum 1. FC Köln ein gutes Gefühl hatten?

„Als ich vom Kölner Interesse gehört habe, war ich sofort begeistert. Ich habe mit Frank Aehlig und Armin Veh gesprochen und hatte gleich ein gutes Gefühl. Als ich dann das RheinEnergieSTADION gesehen habe, habe ich nur noch gefragt, wo ich unterschreiben kann (lacht).“

Waren Sie bereits bei einem Heimspiel des FC?

„Ja, ich war gegen Darmstadt 98 im Stadion. Leider hat der FC das Spiel verloren. Aber die Atmosphäre war wirklich beeindruckend.“

Was erwarten Sie von Ihrem ersten Heimspiel unter Flutlicht gegen Borussia Dortmund?

„Natürlich wird es schwierig für uns. Jeder weiß, dass Dortmund ein großer Klub ist. Aber ich denke, man sollte uns nicht unterschätzen. Schon seit dem ersten Tag bin ich mir sicher, dass wir eine richtig gute Mannschaft mit tollen Spielern haben, von denen ich noch viel lernen kann. Zudem haben wir unsere Fans im Rücken. Ich glaube schon, dass wir eine Chance haben.“

Warum wollte der Verein Sie Ihrer Meinung nach unbedingt nach Köln holen?

„Weil ich ein wirklich lustiger Typ bin (lacht). Aber im Ernst: Ich bin ein Abwehrspieler mit viel Zug zum Tor. Außerdem sehe ich meine Stärken in der Zweikampfführung und meiner Schnelligkeit.“

War die Nähe zu Ihrer Heimat in Zwolle ein ausschlaggebender Grund für Ihren Wechsel nach Köln?

„Nein. Ich wäre auch gekommen, wenn Köln sechs oder sieben Autostunden entfernt gewesen wäre.“

Gemeinsam mit Kingsley Schindler könnten Sie auf der rechten Seite in Zukunft für viel Tempo sorgen. Woher kommt Ihre Schnelligkeit?

„Ich denke, das ist ein Geschenk von Gott. Ich bin auch sehr groß und habe lange Beine. Manchmal kann ich meinen eigenen Beinen kaum folgen. Das ist wirklich verrückt (lacht).“

Aus meinem Glauben ziehe ich meine Stärke

Ihr Glaube scheint in Ihrem Leben eine wichtige Rolle zu spielen.

„Das stimmt. Ich glaube an Gott und der Glaube hat einen hohen Stellenwert für mich. Ich versuche, jeden Tag nach dem Aufwachen oder vor dem Schlafengehen in der Bibel zu lesen, habe dafür sogar eine App auf dem Handy. Aus meinem Glauben ziehe ich meine Stärke.“

Wie wird der 1. FC Köln in den Niederlanden Ihrer Meinung nach wahrgenommen?

„Das ist unterschiedlich. Ältere Spieler wissen, dass der Verein früher sehr erfolgreich war. Da der FC letzte Saison in der Zweiten Liga gespielt hat, denken jüngere Spieler vielleicht, dass es ein kleiner Verein ist. Aber ich kannte den FC und wusste, dass es ein großer Klub mit langer Tradition ist.“

Spüren Sie einen Unterschied zwischen deutschem und holländischem Fußball?

„In Deutschland geht das Spiel permanent hoch und runter. Wer dann am Ende das bessere Spiel auf den Platz bringt und den größeren Willen zeigt, gewinnt auch meistens. In den Niederlanden wird während eines Spiels viel mehr abgewartet und öfter der Pass nach hinten gesucht. In Deutschland geht es direkt schnell nach vorne, um ein Tor zu erzielen. Das gefällt mir.“

Merken Sie das auch schon im Training?

„Ja, das Training ist intensiver. Wenn man in den Niederlanden einen Zweikampf etwas härter führt, wird man vom Trainer auch mal zurückgepfiffen. Hier habe ich direkt gesehen, dass es auch mal intensiver zugehen darf und gedacht: Jetzt kann ich endlich mal richtige Zweikämpfe führen (lacht).“

Haben Sie ein bestimmtes Vorbild?

„Als ich klein war, habe ich immer zu Thierry Henry aufgeschaut. Aber er hat nicht auf der gleichen Position gespielt wie ich. Ich schaue mir viele Spieler an, die auf meiner Position spielen und versuche, das Beste von ihnen zu übernehmen.“

Welche Fähigkeit würden Sie gerne haben, die Sie aktuell vielleicht noch nicht besitzen?

„Ich würde gerne singen können. Wenn ich singen könnte, würde ich das den ganzen Tag machen. Eigentlich mache ich das jetzt auch schon, aber es klingt nicht besonders gut (lacht).“

Und auf dem Feld?

„An meinem linken Fuß kann ich noch arbeiten. Zwar kann ich damit auch passen und schießen, aber es könnte besser sein.“

Sie haben beim 1. FC Köln einen Vertrag bis 2023 unterschrieben. Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Klub?

„Ich möchte mich mit dem FC in der Bundesliga etablieren. Und ich habe gehört, was hier los ist, wenn sich der Club für Europa qualifiziert. Das würde ich gerne auch erleben (lacht)!“

Sie haben 2016 ein Spiel für die niederländische U21-Nationalmannschaft gemacht. Ist die A-Nationalmannschaft ein Ziel, dass Sie in Ihrer Karriere verfolgen?

„Natürlich. Ich denke es ist für jeden Spieler eine Ehre, sein Land zu repräsentieren.“

Geld kann dir kein Glück kaufen

 Ajax Amsterdam hat in der abgelaufenen Saison das Halbfinale der Champions League erreicht. Haben Sie ihnen die Daumen gedrückt?

„Ja, ich hatte gehofft, dass sie die Champions League gewinnen. Als sie im Halbfinale verloren haben, habe ich direkt den Fernseher ausgeschaltet und bin ins Bett gegangen. Ich denke, sie können sehr stolz auf sich sein. Wir Niederländer sind in jedem Fall stolz auf das, was sie geleistet haben.“

Ihr Landsmann Matthijs de Ligt soll vor einem Wechsel zu Juventus Turin stehen. Gerüchten zufolge soll er rund 300.000 Euro in der Woche verdienen. Halten Sie solche Summen im Fußball für angemessen?

„Er ist ein wirklich guter Spieler und noch sehr jung. Er hat eine tolle Entwicklung genommen. Es ist schwierig für mich zu sagen, ob solche Summen angemessen sind. Als ich jünger war, wollte ich auch immer viel Geld haben. Aber mittlerweile denke ich, dass Gefühle viel mehr wert sind. Für mich ist es wichtiger, gute Beziehungen zu führen. Wenn du viel Geld hast, aber nicht glücklich bist, kann Geld dir auch kein Glück kaufen.“

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