Armin Veh hat Wort gehalten. Der 1. FC Köln hat sich auf genau jenen Positionen mit Neuzugängen verstärkt, die nach der vergangenen Saison als Schwachpunkte ausgemacht worden waren. Der Sportchef hat damit seine erste Visitenkarte in der neuen Funktion nach seiner Trainerkarriere abgegeben. Jetzt müssen sich die Transfers allerdings noch in Ergebnissen auszahlen.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Selten zuvor haben sich beim 1. FC Köln die Wünsche der Fans, die Einschätzung der Medien und die tatsächlichen Transferziele der sportlichen Leitung bei den Geissböcken derart eindeutig überschnitten wie in diesem Sommer. Während es in den vergangenen Jahren mitunter große Unterschiede gab zwischen dem, was sich das Umfeld vorgestellt hatte und was die FC-Bosse schließlich umsetzten, waren sich in diesem Sommer alle einig: Der FC sollte im defensiven Mittelfeld, in der Innenverteidigung, auf der Rechtsverteidiger-Position und auf der offensiven Außenbahn nachbessern und in allen Bereichen Tempo dazu gewinnen.
Armin Veh hat geliefert. Sebastiaan Bornauw auf der Vier, Birger Verstraete und Ellyes Skhiri auf der Sechs, dazu Kingsley Ehizibue und Kingsley Schindler für die rechte Seite, defensiv wie offensiv. Dazu kam mit Julian Krahl ein Torwart-Talent, das Thomas Kessler Konkurrenz machen soll. Transfers mit sportlicher Notwendigkeit, denn bis auf Krahl kamen sie mit Vehs Ansage, potentielle Stammspieler verpflichten zu wollen. Und wer die Vorbereitung verfolgt hat, kommt zu dem Schluss: Erfüllen Skhiri und Bornauw die Erwartungen, werden sie genauso nahe an die Startformation heranrücken wie Verstraete, Ehizibue und Schindler.
Auch wirtschaftlich mit Perspektive
Freilich müssen sich diese Transfers sportlich erst noch auszeichnen. Sie haben noch kein Pflichtspiel absolviert, noch keine Tore geschossen, Vorlagen geliefert, Zweikämpfe gewonnen, Gegentore verhindert oder Punkte geholt. Das Quintett (Krahl ausgenommen) muss erst noch, gemeinsam mit den neuen Mitspielern, dafür sorgen, dass der FC auch tatsächlich konkurrenzfähig sein wird in der Bundesliga. Doch in dem Gefühl, das sich am Geißbockheim breit macht, schwingt längst die Hoffnung mit, dass diese fünf Neuzugänge genau die richtigen waren für das, was der FC in der kommenden Saison brauchen wird.
Doch nicht nur in der kommenden Saison, denn Bornauw (20), Ehizibue (24), Skhiri (24), Verstraete (25) und Schindler (26) sind nicht nur Spieler für den kurzfristigen Erfolg. In der vergangenen Saison setzte Veh nur auf eines: den Aufstieg. Spieler wie Rafael Czichos, Lasse Sobiech, Benno Schmitz oder auch Johannes Geis im Winter kamen vornehmlich, um der Zweiten Liga sofort wieder zu entfliehen, während sich Dominick Drexler mit seinen inzwischen 29 Jahren als der erhoffte Spätstarter entpuppte. Die nun getätigten Transfers jedoch folgen einer anderen Logik, einem Denken, zu dem auch Louis Schaub (24) gezählt werden muss: Sie sollen dem FC dazu verhelfen, sich wieder in der Bundesliga zu etablieren und dabei gleichzeitig einen Entwicklungsschritt machen, der sie persönlich zu einem wertvolleren Spieler werden lässt.
Argumente für Veh bei Vertragsgesprächen?
Veh verwies nicht umsonst nach der Bornauw-Verpflichtung darauf, dass der FC in Zukunft wieder Werte schaffen müsse. Im Zuge der Ablöseexplosion wollen die Geissböcke endlich auch selbst partizipieren, nachdem durch den Abstieg 2018 viele Werte vernichtet worden waren. Die in diesem Sommer getätigten Transfers sollen daher zum Beweis dienen, dass Armin Veh in seiner Post-Trainer-Karriere auch als Manager in der Lage ist, nicht nur eine Mannschaft zu gestalten, die für einen Aufstieg gut ist, sondern auch für eine vielversprechende Perspektive in der Bundesliga. Greifen die Transfers und bleibt der FC in der Liga, dann hat Veh an Kölns Zukunft mitgebaut. Im Zuge potentieller Gespräche über seine eigene Zukunft beim FC wären dies keine schlechten Argumente für den Geschäftsführer Sport. Am Sonntag wird sich zeigen, ob die Transfers halten, was sie versprechen.
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