Laola mit den Fans: Die Spieler des 1. FC Köln bejubeln den Sieg über Leverkusen. (Foto: Mika Volkmann)

Nur der Sport zählt: Die Politik muss jetzt Pause haben

Dass nach nicht einmal 100 Tagen Amtszeit der neue Vorstand des 1. FC Köln schon wieder Geschichte ist, ist eine schallende Ohrfeige für den Mitgliederrat. Das Gremium wollte eigentlich ein harmonisches, funktionierendes und ruhig im Hintergrund arbeitendes Team auf die Beine stellen. Stattdessen überlagerte durch den Rücktritt von Jürgen Sieger als Vizepräsident die Vereinspolitik wieder den Sport – zumindest kurzfristig. Nach dem Derbysieg darf es aber nur noch um den sportlichen Erfolg gehen. Alle Verantwortlichen müssen sich dem endlich unterordnen.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Als der 1. FC Köln das letzte Mal ein Bundesliga-Spiel gewann – am 20. Oktober 2019 gegen den SC Paderborn -, da war die Hoffnung groß, dass nun endlich Ruhe einkehren würde in den Klub. Doch der damalige Sportchef Armin Veh sorgte höchstselbst tags drauf mit seinem Interview bei Sky über seinen Abschied für große Aufregung. Schon war keine Rede mehr von dem sportlich so wichtigen Erfolg über Paderborn. Es wurde nur noch über Veh geredet, über dessen Zukunft, über die Entscheidungen auf sportlicher Ebene, die nun auch vom Vorstand begleitet werden müssten. Drei Wochen und vier Niederlagen später war Veh Geschichte – und mit ihm Trainer Achim Beierlorzer.

Am Samstag nun schien man das Gefühl zu haben, der FC könnte sich endlich wieder berappeln. Eine beachtliche Leistung gegen Bayer Leverkusen führte nicht nur zum Derbysieg, sondern auch zum ersten Erfolg unter der neuen sportlichen Führung Horst Heldt und Markus Gisdol. Das Duo hatte zuletzt jeden, von den Mitarbeitern am Geißbockheim über die Spieler und die Fans bis hin zu den Medien, beschworen, zusammenzuhalten und gemeinsam für Ruhe beim FC zu sorgen. Doch sie hatten wohl nicht mit dem nächsten vereinspolitischen Beben gerechnet. Denn noch während die Spieler am Samstag auf dem Rasen um den Sieg kämpften, sickerte durch, dass Jürgen Sieger als Vizepräsident zurückgetreten war.

Machtspiele und Animositäten dürfen keinen Platz haben

Wie der 1. FC Köln am Sonntag den Posten neu besetzte, verlief überraschend geräuschlos – und mit einer durchaus interessanten Entscheidung. Nicht etwa Stefan Müller-Römer, sondern Carsten Wettich wurde interimsweise in den Vorstand bestellt, um Sieger bis nächsten Herbst zu vertreten. Die Sieger-Nachfolge wurde damit anders entschieden als die Nachfolge von Werner Spinner im März, als Müller-Römer nachgerückt war. Dies hatte sich schon am Samstagabend abgezeichnet, als Wettich als Favorit für die vakante Position gehandelt wurde. Wohl auch deswegen, weil Müller-Römer in seinen fünf Monaten als Spinner-Vertreter im Vorstand eben nicht für die nötige Ruhe im Klub gesorgt hatte. Im Gegenteil ist den restlichen Mitgliederräten klar, dass der Rechtsanwalt am Geißbockheim die Mitarbeiter des FC spaltet. Ein dabei entscheidender Faktor: Geschäftsführer Alexander Wehrle, der aus dem Veh-Abgang gestärkt hervorgegangen war, gilt als scharfer Müller-Römer-Kritiker. Was dem Vernehmen nach allerdings auf Gegenseitigkeit beruhen soll.

Die Nominierung Wettichs ist somit auch ein Zeichen, dass man in den kommenden Monaten den Konflikt zwischen dem kaufmännischen FC-Boss und dem Chef des Mitgliederrates nicht auf Vorstands-Geschäftsführer-Ebene sehen will. Vielmehr soll und muss nun den Sport im Mittelpunkt und im Interesse aller FC-Verantwortlichen stehen. Der Sieg über Bayer Leverkusen darf nicht von neuerlichen politischen Grabenkämpfen überschattet und in den Hintergrund gerückt werden. Die sportliche Leitung genauso wie die Mannschaft müssen spüren, dass der Verein nichts anderes im Sinn hat, als in der Bundesliga die Klasse zu halten. Machtspiele, persönliche Animositäten oder Ambitionen haben da keinen Platz. Denn wohin diese den FC in der Regel führen, kann man trotz des 2:0-Sieges über Leverkusen noch immer an der aktuellen Tabelle ablesen.

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