Simon Terodde hat am Mittwoch eingestanden, dass der 1. FC Köln im Sommer die Erwartungen an die neue Saison selbst höher gehängt hatte als nötig. Für diese Worte muss man dem 31-Jährigen dankbar sein in einer Zeit, in der Verantwortung immer häufiger ausgelebt wird, indem man mit dem Finger auf andere zeigt. Terodde dagegen sprach am Mittwoch wie ein Vorbild für den FC.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Wer die letzte Folge der Dokumentation 24/7 gesehen hat, hat womöglich noch einen emotionalen und fordernden Simon Terodde in Erinnerung. Einen Stürmer, der in der Kabine die Kölner Innenverteidiger lautstark aufforderte, die gegnerischen Stürmer mal ordentlich ranzunehmen. Er vermittelte damit den Eindruck, dass da ein Spieler des 1. FC Köln alles bereit war zu investieren für den Kampf gegen den Abstieg – und dies auch von seinen Mitspielern erwartete. Im Gegensatz zu manch anderen, weniger motivierenden Worten, die die Doku aus der Kabine an die Öffentlichkeit trug.
Horst Heldt erklärte zuletzt, er definiere Führungsqualitäten so, dass jeder bei sich anfangen müsse, um als gutes Beispiel voran zu gehen. Damit hat er natürlich Recht. Doch emotionale Leader hat es im Fußball schon immer gegeben und gibt es noch heute. Spieler, die auch für alle sichtbar lautstark voran gehen, sich nicht aus der Kritik ausklammern, nicht nur Einsicht zeigen, sondern einerseits auch an sich arbeiten und andererseits den Finger in die Wunde legen. Terodde tut dies, nicht nur (als einer der sehr wenigen FC-Profis) abseits des Geißbockheims zusätzlich mit einem Personal Coach, sondern auch verbal: klar, direkt, kritisch, reflektierend. Ein Spieler, der von sich, aber auch von seinem Umfeld Professionalität einfordert.
Terodde weiß, dass er selbst und der gesamte FC im Sommer mehr in dem Kader hatten sehen wollen als reinen, puren Abstiegskampf. Doch der Stürmer war einer der Ersten, die begriffen, worum es in dieser Saison wirklich geht. Das zeigen seine Leistungen in den letzten Wochen. Er mag nicht so häufig getroffen haben wie gewünscht. Er mag nicht den Erfolg herbeigeführt haben. Doch Terodde ging mit seinem Einsatz immer voran. Nun hat er dies auch verbal getan, statt mit dem Finger auf das unruhige Umfeld des Klubs zu zeigen, ganz so, als seien Fans und Medien für die formulierte Erwartungshaltung vor der Saison verantwortlich. Seine Mitspieler täten gut daran, sich in vielerlei Hinsicht an dem Routinier ein Beispiel zu nehmen. Der 31-Jährige will nicht schon wieder in die Zweite Liga, nicht noch weitere Zweitliga-Rekorde brechen. Terodde will Bundesliga spielen. Dafür hat er am Mittwoch ein Zeichen gesetzt.
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