Der 1. FC Köln würde gerne die Personalplanungen für die kommende Saison vorantreiben. Doch die Coronavirus-Pandemie macht zahlreichen Deals aktuell einen Strich durch die Rechnung. Zahlreiche Verhandlungen sind entweder unterbrochen und müssen unter erschwerten Bedingungen fortgesetzt werden. Der FC kann davon ein Lied singen.
Köln – Die Zahlen sind inzwischen bekannt. Schon jetzt wird der 1. FC Köln aufgrund der Coronavirus-Pandemie in dieser Saison mindestens zehn Millionen Euro weniger Umsatz machen als ursprünglich kalkuliert. Der Grund sind die fünf Geister-Heimspiele, die selbst bei regulärer Beendigung der Saison ebenso unumgänglich wären wie Einbußen im Merchandising- und im Sponsorenbereich. Sportchef Horst Heldt hat zwar betont, dass die Kölner nicht insolvenzgefährdet sind. Die Personalplanungen gestalten sich aber als überaus schwierig. Mehrere Deals sind blockiert, und dabei geht es noch nicht einmal um potentielle Neuzugänge.
Jhon Cordoba
Eigentlich dachte Heldt, der 1. FC Köln wäre in einer guten Position. Jhon Cordoba schoss den FC in der Tabelle immer weiter von den Abstiegsrängen weg. Der Marktwert stieg. Die Geissböcke waren sich sicher in einer guten Position zu sein, mit dem Angreifer zu verlängern. Dann kam Corona. Nun liegen die Gespräche zwar nicht auf Eis, doch die Unsicherheit ist groß. Wie weit kann der FC finanziell gehen, um den 2021 auslaufenden Vertrag mit Cordoba zu verlängern? Keiner weiß, wie groß das Budget der Geissböcke wirklich nach der Krise noch sein wird? Schlagen finanzstarke Teams, die von der Krise kaum getroffen sein werden, zu? Interessenten dürfte es genug geben und der FC könnte es sich nicht leisten auf eine Millionen-Ablösesumme zu verzichten, sollte Cordoba nicht verlängern und stattdessen wechseln wollen. Doch der Kolumbianer fühlt sich in Köln inzwischen pudelwohl. Das könnte Kölns Faustpfand werden in einer Zeit, in der dem FC das Geld durch die Finger rinnt.
Mark Uth
Durch die Coronavirus-Pandemie und die ausgelöste Finanzkrise, die auch die Bundesliga trifft, dürfte klar sein: Der 1. FC Köln wird Mark Uth im Sommer 2020 nicht kaufen können. Zumindest nicht, wenn die Geissböcke auf den Verkauf anderer Leistungsträger verzichten kann. Die Wunschlösung wäre wohl eine neuerliche Ausleihe des bis 2022 an den FC Schalke 04 gebundenen Offensivspielers. Doch in der Hand haben es die Kölner nicht. Uth könnte sich einen Verbleib beim FC vorstellen. Mit bald 29 Jahren dürfte der so stark aufspielende Zehner allerdings an einem langjährigen, gut dotierten Vertrag interessiert sein. Ähnlich wie bei Cordoba sind den Geissböcken finanziell aber aktuell die Hände gebunden. Zudem könnte auch Schalke daran interessiert sein, durch die Krise einige Millionen an Ablöse zu generieren. Die wird Köln im Sommer wohl kaum zahlen können.
Noah Katterbach
Anders sieht es bei Noah Katterbach aus. Der 1. FC Köln und das Eigengewächs sind sich prinzipiell über eine Vertragsverlängerung einig. Der Gemeinsame Ausschuss hat nach übereinstimmenden Medienberichten den neuen Vertrag für den Linksverteidiger bereits genehmigt. Bestätigt hat Köln den Deal aber noch nicht. Dies, so hofft man am Geißbockheim, soll zwar nur noch eine Frage der Zeit sein. Doch erst, wenn alles unter Dach und Fach ist, wird man beim FC aufatmen. Katterbach soll unbedingt bleiben. Auch, um ein Signal der Perspektive für Nachwuchsspieler aus den eigenen Reihen zu senden.
Louis Schaub
Der 1. FC Köln wird im Sommer darauf angewiesen sein auch Transfererlöse zu erzielen. Die Verluste in dieser Saison werden gewaltig sein, und so sollten eigentlich die Verkäufe einiger Spieler frisches Geld in die Kasse spielen. Allen voran hoffte man beim FC, dass sich Louis Schaub beim Hamburger SV durchsetzen und der HSV die vereinbarte Kaufoption von dem Vernehmen nach über drei Millionen Euro ziehen würde. Doch der Chaos-Klub aus dem Norden hat gerade einen politischen Umsturz hinter sich und muss sich erst wieder sortieren. Vielleicht ist das Aus von Vorstandschef Bernd Hoffmann sogar ein Glücksfall für den FC, da so der Mäzen Klaus-Michael Kühne wieder mehr Einfluss bekommen hat – und sein Geld zur Verfügung stellen könnte. Doch die Hamburger würden, selbst wenn sie Schaub verpflichten wollten, versuchen die Ablöse zu drücken.
Jannes Horn
Genau das passiert bereits bei Jannes Horn. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Hannover 96 den Linksverteidiger fest verpflichten will. Beim FC hat man für Horn keine Verwendung mehr. Doch auch hier befinden sich die Geissböcke nun in der schwächeren Position. Während Uth auf Schalke eine Zukunft haben könnte und anderswo begehrt wäre, säße Horn in Köln auf der Tribüne und hat in den letzten Monaten seinen Marktwert kaum steigern können. Hannover wird versuchen den FC auf ein Minimum an Ablöse zu drücken. Nur gut, dass Horst Heldt seinen Verhandlungspartner wenigstens gut kennt: Gerhard Zuber, den Heldt dem Vernehmen nach gerne irgendwann selbst beim FC sehen würde.
Birger Verstraete
Eine Meldung aus Belgien überraschte am Mittwochabend Fußball-Europa. Sieben der 24 Profi-Klubs Belgiens haben vorerst keine Lizenz für die kommende Saison erhalten, darunter die Erstligisten Standard Lüttich, KV Oostende und Royal Mouscron (mit den Leihspielern Lasse Sobiech und Kevin Wimmer). Offenbar hat sich durch den vorzeitigen Saisonabbruch die finanzielle Lage bei einigen Klubs noch einmal zugespitzt. Zwar sind die verweigerten Lizenzen bislang nur vorläufig und bereits aus der Vergangenheit nicht ungewöhnlich, doch in diesem Jahr bekommen die Entscheidungen aufgrund der Coronavirus-Krise eine neue Tragweite.
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Aufmerksam dürfte dieses Geschehen auch Birger Verstraete verfolgen. Der Belgier war im Sommer 2019 für vier Millionen Euro zum FC gewechselt und hatte einen Vier-Jahres-Vertrag unterschrieben. Doch der Mittelfeldspieler fand unter Markus Gisdol bislang praktisch nicht statt. Daher wäre ein Abschied im Sommer und eine Rückkehr in die Heimat eigentlich wahrscheinlich gewesen. Nun ist völlig offen, wie es mit dem 25-Jährigen weitergehen wird. Beim FC wird er im Sommer noch mit drei Millionen Euro in den Büchern stehen. Eigentlich könnte sich es Köln kaum erlauben, den Sechser für weniger Geld gehen zu lassen. Doch war dieser Betrag noch vor wenigen Wochen kaum der Rede wert, erscheint er im Licht der Finanzsorgen so vieler Klubs in Europa plötzlich wieder eine bemerkenswerte Hürde. Und so zeigt der Fall Verstraete, welche Auswirkungen die Coronavirus-Krise auf unzählige Personalentscheidungen in ganz Europa haben dürfte.
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