Der 1. FC Köln kann vor leeren Zuschauer-Rängen nicht gewinnen. Im Derby gegen Bayer Leverkusen unterlagen die Geißböcke verdient mit 1:3 (0:2). In einer schwachen ersten Halbzeit war der FC praktisch chancenlos und kam nur durch gute 20 Minuten nach der Pause noch einmal ins Spiel zurück. Am Ende aber war die Werkself das klar überlegene Team. Derweil sicherte sich Fortuna Düsseldorf bei RB Leipzig einen Last-Minute-Punkt (2:2), weshalb der FC rechnerisch noch nicht den Klassenerhalt geschafft hat. Doch eigentlich können sich die Kölner trotz der Krise schon gerettet fühlen.
Leverkusen – Nach dem Sieg des FC Bayern bei Werder Bremen am Dienstagabend stand bereits vor den Spielen am Mittwochabend fest: Der 1. FC Köln kann nicht mehr direkt absteigen. Trotzdem bestand vor der Partie bei Bayer Leverkusen die minimale Chance, dass der FC am Ende der Saison noch auf den Relegationsrang 16 abrutschen könnte. Dafür benötigte Rivale Fortuna Düsseldorf im Parallelspiel bei RB Leipzig einen Sieg bei einer gleichzeitigen FC-Niederlage oder Punkteteilung. Die Geißböcke wollten ihrerseits gegen die Werkself aber punkten, um die Negativerlebnisse der letzten Wochen beiseite räumen zu können. FC-Trainer Markus Gisdol hatte nach der ernüchternden Pleite gegen Union Berlin erklärt: „Das, was wir dort gezeigt haben, muss ein Ausrutscher gewesen sein.”
Ausgangslage
So veränderte Gisdol im Vergleich zu Samstag auf gleich vier Positionen: Für den schwachen Benno Schmitz rückte nach überstandener Verletzung Noah Katerbach wieder in die Startelf. Im Zentrum bekam Kapitän Jonas Hector eine Pause, für ihn startete Elvis Rexhbecaj. Auf dem linken Flügel musste Florian Kainz für Jan Thielmann weichen. Im Angriff setzte Gisdol zunächst auf die Doppelspitze Jhon Cordoba und Anthony Modeste – das erste Mal unter dem Coach, dass die beiden Mittelstürmer zusammen starteten. Dies hatte zur Folge, dass der FC-Trainer auf sein favorisiertes 4-2-3-1-System verzichtete. Zuletzt agierte der 1. FC Köln beim Hinrunden-Spiel gegen den FC Augsburg im klassischen 4-4-2.
Moment des Spiels
Der FC fand am Mittwochabend in Hälfte eins zu keiner Zeit Zugriff auf das Spiel von Bayer Leverkusen. Dies zeigte das 0:2 der Gastgeber. Nach einem Ballverlust im Kölner Angriffsspiel leitete Kai Havertz in der eigenen Hälfte mit einem Seitenwechsel auf Linksverteidiger Wendell den Gegenangriff ein. Der Brasilianer nahm Tempo auf und bediente 25 Meter vor dem Kölner Tor Leon Bailey, der im Rücken der FC-Abwehr in die Gasse gestartet war. Ehe Sebastiaan Bornauw und Kingsley Ehizibue aufschließen konnte, spielte der Jamaikaner den Ball von der Toraus-Linie in die Mitte des Strafraums, wo Havertz ungestört aus zehn Metern vollenden konnte. Eben dieser Havertz hatte Sekunden vorher den Angriff noch vor der Mittellinie eingeleitet. Seine vermeintlichen Bewachern Rexhbecaj und Skhiri kamen erst mit großen Sicherheitsabstand im Strafraum an, als der Ball schon im Netz zappelte.
Die wichtigsten Szenen
Leverkusen startete schwungvoll in die Partie. Bereits nach drei Minuten lief Moussa Diaby allein auf Timo Horn zu, doch der Franzose zögerte zu lange, sodass Katterbach noch dazwischen gehen konnte. Nach nur fünf Minuten lautete die Eckenbilanz 4:0 für die Werkself. Die fünfte Ecke brachte dann die Führung für Leverkusen. Bailey schlug den Ball scharf auf den ersten Pfosten, Sven Bender setzte sich gegen Katterbach durch und beförderte den Ball am verdutzten Horn ins Tor (7.). Mal wieder verschlief der FC die Anfangsphase völlig. Die Geißböcke konnten sich in der ersten Viertelstunde kaum einmal in die Nähe des Sechzehners von Leverkusen spielen. Auf der anderen Seite scheiterte Diaby nach schönem Solo an Horn (13.). Danach beruhigte sich das Spiel zunächst, Bayer blieb aber gefährlicher. Wieder war es der auffällige Diaby, der in der Strafraummitte den freien Volland fand, doch Drexler ging im entscheidenden Moment dazwischen und verhinderte die Großchance (32.). Wenn Leverkusen mal aufs Tempo drückte, wirkte der FC nicht in der Lage, etwas gegen den Spielwitz der Werkself entgegenzusetzen: Diaby und Havertz spielten mit einem doppelten Doppelpass die linke FC-Abwehrseite schwindlig. Letztlich scheiterte der deutsche Nationalspieler im Abschluss (38.). Eine Minute später machte es der Nationalspieler dann besser: Nach einer feinen Kombination über Wendell auf Bailey fand sich Havertz alleine im Kölner Strafraum wieder und hatte keine Mühe, aus zehn Metern zum 0:2 einzuschieben. So ging es auch in die Halbzeit.
Würde sich der FC noch einmal zurückmelden? Tatsächlich startete die Gisdol-Elf mutiger in die zweite Hälfte. Zunächst näherten sich Thielmann und Rexhbecaj mit Weitschüssen dem Tor von Lukas Hradecky an, ehe Cordoba nach Flanke von Bornauw die große Möglichkeit hatte, auf 1:2 zu verkürzen. Sein Flugkopfball ging allerdings am Tor vorbei (56.). Die Geißböcke blieben am Drücker und wurden belohnt: Nach einem Eckball von Rexhbecaj setzte sich Bornauw im Luftduell gegen zwei Leverkusener durch und setzte den Ball per Kopf ins lange Ecke – das 1:2 (59.). Doch statt nachzulegen, verflachte die Partie wieder. Gefährlich blieb Leverkusen in Person von Kai Havertz. Der Nationalspieler konnte aus seinen Chancen allerdings kein Kapital schlagen (76./77.). Besser macht es Diaby dann acht Minuten vor dem Ende: Nach einem Doppelpass mit Havertz umkurvte der schnelle Franzose Toni Leistner und schloss aus spitzem Winkel trocken zum 1:3 ab. Leverkusen hatte in der Schlussphase noch die Chance zu erhöhen, doch sowohl Amiri, Paulinho und Wirtz vergaben. Der FC zeigte dagegen dieser Tage einmal mehr zu wenig und verlor am Ende verdient. Mit 35 Punkten können die Kölner allerdings nur noch theoretisch absteigen. Fortuna Düsseldorf auf Rang 16 liegt zwei Spieltage vor Schluss sechs Punkte und 15 Tore hinter dem FC.
Fazit
Zum Freuen: Der Klassenerhalt ist so gut wie perfekt.
Zum Ärgern: Auf die Worte folgten keine Taten.
Stimmung: Offiziell feiern kann man den Klassenerhalt noch immer nicht.
Aufstellung
Horn – Katterbach, Czichos (56. Leistner), Bornauw, Ehizibue – Skhiri (56. Höger), Rexhbecaj (78. Uth) – Drexler, Thielmann (78. Kainz) – Cordoba, Modeste
Tore
1:0 Bender (7.)
2:0 Havertz (40.)
2:1 Bornauw (59.)
3:1 Diaby (83.)
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