Den 1. FC Köln in seiner Gesamtheit zu führen, dürfte für Horst Heldt keine einfache Aufgabe sein. Trotzdem scheint sich der Geschäftsführer Sport dem Klub verschrieben zu haben. Allerdings weiß der 50-jährige auch, dass sich etwas verändern muss, wenn die Geißböcke das Image der Fahrstuhlmannschaft endgültig ablegen wollen.
Köln – Der 1. FC Köln wird auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen. So viel steht inzwischen fest, selbst wenn rein mathematisch noch nicht alles in trockenen Tüchern ist. Doch aller Voraussicht nach dürften nicht einmal die optimistischsten Fans von Fortuna Düsseldorf daran glauben, dass ihre Mannschaft mit einem Fußballwunder die Geißböcke noch in der Tabelle überholt.
Zwischen Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt
Damit hat der FC in seinem ersten Jahr nach der direkten Bundesliga-Rückkehr sein Ziel erreicht. Trotzdem bleiben nach einer Saison, die wohl deutlich mehr Höhen und Tiefen beinhaltete als eine Fahrt auf der Wilden Maus, einige Fragezeichen zurück. Zum Beispiel die Frage nach dem Anspruchsdenken in Köln oder aber die Ungewissheit, welches Gesicht der Mannschaft denn nun das Wahrhaftige ist. Schließlich schien sich das Team nach dem katastrophalen Saisonstart unter Achim Beierlorzer mit dem neuen Trainer gefangen zu haben und endlich das Potential abzurufen, welches in ihm steckt. Doch nach mittlerweile acht sieglosen Spielen und teils erschreckend fehlerhaften und schwachen Auftritten muss man konstatieren, dass der FC zwischen Spieltag 15 und 25 möglicherweise über seinen Möglichkeiten performt hat und gleichzeitig von den Schwächephasen der Gegner profitieren konnte.
Ungeachtet der Ergebnisse der verbleibenden Spiele gegen Frankfurt und Werder Bremen wird auf den 1. FC Köln in der Sommerpause einiges an Arbeit warten, um die Saison, die zwischen Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt die gesamte Bandbreite abdeckte, aufzuarbeiten. Dabei darf der Klassenerhalt nicht die schwachen Leistungen nach der Corona-Unterbrechung mit mindestens vier Niederlagen überstrahlen. Doch von einer realistischen Einschätzung der Geschehnisse ist man am Geißbockheim überzeugt: “Wir sind die ersten, die kritisch sind. Damit fängt es an”, erklärte Horst Heldt am Donnerstag. “Wir müssen die Wahrheit finden, ohne uns in die Tasche zu lügen. Aber es gehört auch dazu, alles richtig einzuordnen.” Schon vor der Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen plädierte der Geschäftsführer Sport für eine realistische Betrachtungsweise der Voraussetzungen und machte unter der Woche noch einmal ganz deutlich, dass der Verein trotz seiner Historie längst nicht mehr zu den Big Playern im Deutschen Fußball zählt. “Wir sind der 1. FC Köln, aber wir sind verdammt nochmal Aufsteiger. Wenn wir das nicht in den Kopf kriegen, wird es nicht besser. Wir brauchen erst einmal Stabilität und Ruhe. Dafür müssen wir die Saison richtig einordnen”, lehnte Heldt den Hang zur Selbstüberschätzung entschieden ab.
Alles andere darf als Ziel keine Rolle spielen
An dieser Grundhaltung dürfte sich auch im zweiten Jahr nach dem Aufstieg nichts ändern, zumal eine Verstärkung des Kaders in der kommenden Transferperiode nach aktuellem Stand kaum zu realisieren scheint. Große Sprünge in der Erwartungshaltung und dem Anspruchsdenken darf es daher laut Heldt nicht geben. “Auch in der nächsten Saison gilt nur der Klassenerhalt und im DFB-Pokal weit kommen. Alles andere darf als Ziel keine Rolle spielen.” Zwar gab der Geschäftsführer zu, vor den Spielen gegen Mainz und Düsseldorf angesichts der komfortablen Tabellensituation ebenfalls vom internationalen Geschäft geträumt zu haben. In diesem Fall hatten die Träume mit der Realität am Ende aber nur wenig zu tun. Vielmehr will man beim FC nach über 20 Jahren endlich das Image der Fahrstuhlmannschaft ablegen. Dafür bedarf es im Klub aber das nötige Feingefühl, Situationen richtig einschätzen und beruhigen zu können. Jörg Schmadtke und Peter Stöger waren mit ihrer Führung vor einigen Jahren auf dem richtigen Weg dahin, scheiterten am Ende aber möglicherweise an sich selbst. Was seither im Verein mit seinen Trainer- und Führungswechseln passiert ist, glich schließlich wieder dem Chaos-Klub, mit dem Kölner seit Jahrzehnten leidet. Mit Horst Heldt an der Spitze haben die Geißböcke aber inzwischen einen Geschäftsführer, der sich zwar nicht mit dem Chaos, aber vielleicht mit dem Unperfekten gut identifizieren kann. “Ich will nichts Gelecktes”, bestätigte der 50-jährige selbst. “Ich mag den Klub so wie er ist. Wir passen perfekt zu den Menschen der Stadt.” Menschen, die mit ihrem Verein hoffen, bangen und leiden. Die ihn verteufeln, wenn es wie gerade schlecht läuft, ihm aber niemals die Unterstützung versagen, egal wie schwierig es wird. Für Horst Heldt bedeutet das, den Spagat zwischen Euphorie und Trübsal sowohl innerhalb des Vereins als auch nach außen hinzubekommen. “Ich will nur zu einer Unaufgeregtheit gelangen, auch wenn es mal nicht gut läuft. Das ist die Kunst.”
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