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Markus Gisdol zwischen sportlicher Krise und neuem Vertrag

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Sieben Spiele ohne Sieg: Markus Gisdol steckt mit dem FC in der Krise. (Foto: Edith Geuppert / GES / POOL via Mika Volkmann)

Markus Gisdol dürfte sich beim 1:2 gegen Union Berlin an das Hinspiel erinnert haben. Der Trainer des 1. FC Köln steht wie schon im Dezember 2019 mit seiner Mannschaft vor der Frage, wie nach einem solchen Tiefpunkt die Wende herbeigeführt werden kann. Dabei kommt die Kölner Krise zu einem durchaus delikaten Zeitpunkt. Eigentlich will der FC mit Gisdol verlängern. Ist die Krise dafür der richtige Zeitpunkt? Fest steht: Die Belohnung für den Klassenerhalt ist in Gisdols Vertrag bereits vorgesehen.

Köln – Der 1. FC Köln wünscht sich nichts sehnlicher zurück als die Fans im Stadion. Dann wären, davon sind die Verantwortlichen am Geißbockheim überzeugt, die Spiele nach der Coronavirus-Unterbrechung anders verlaufen. Doch so sehr Spieler und Vereinsbosse wieder auf Ränge voller Anhänger hoffen, so sehr blieb den FC-Profis am Samstag nach der Leistung gegen Union Berlin auch ein gellendes Pfeifkonzert erspart. Dass dies gekommen wäre, steht wohl außer Frage. Was man zur Zeit aber nur schwer abschätzen kann, ist das Ausmaß der Enttäuschung, die die Fans aufgrund der sportlichen Krise empfinden. Denn das wöchentliche Feedback von den Tribünen fehlt.

In den sozialen Netzwerken ist man sich hinsichtlich der fehlenden Einstellung der Spieler weitgehend einig. Anders sieht das bei der Verantwortung des Trainerteams aus. Jene Anhänger, die die Verpflichtung von Markus Gisdol bereits im November kritisch gesehen hatten, ehe sie eines Besseren belehrt wurden, sehen sich jetzt wieder bestätigt in ihren Zweifeln an der längerfristigen Wirkung des Cheftrainers. Doch andere Anhänger springen dem 50-jährigen zur Seite. Für sie liegt die Krise nicht am Trainer, der schließlich für den Klassenerhalt gesorgt haben dürfte. Für sie ist die Mannschaft der Kern des Problems. Ein Vorwurf, der sich schon seit der Abstiegssaison 2017/18 hält und trotz umfänglicher Kaderveränderungen immer weiter fortbesteht. Das Team gilt in den Augen dieser FC-Fans als längerfristig schwer trainierbar, punktuell zwar zu großen Leistungen fähig, aber immer wieder mit launischen Einbrüchen, die gerne mal mehrere Wochen anhalten können. Markus Anfang weiß davon zu berichten, Achim Beierlorzer ebenso, nun auch Markus Gisdol.

Sportliche Krise kommt zu einem delikaten Zeitpunkt

Gisdol dürfte sich bewusst sein, dass die sportliche Talfahrt der letzten Wochen zu einem durchaus delikaten Zeitpunkt kommt. Gerade war durchgesickert, dass der Verein über eine Vertragsverlängerung mit dem Schwaben bis ins Jahr 2023 nachdenkt, als die Leistungen einbrachen, die Ergebnisse begannen auszubleiben und das Duell gegen Union Berlin – wie schon in der Hinrunde – einen Tiefpunkt markiert. Bis vor wenigen Wochen sah sich Gisdol noch in bester Verhandlungsposition gegenüber dem FC. Nun muss sich auch der Coach wieder kritische Fragen gefallen lassen.

Klar ist: Vor allen Vertragsgesprächen braucht es ohnehin sportliche Klarheit. Der FC muss den Klassenerhalt unter Dach und Fach bringen, dann verlängern sich die Verträge Gisdols und Horst Heldts erst einmal automatisch um ein Jahr bis 2021. Doch die Verantwortlichen müssen jetzt erstmals beim FC mit deutlicher Kritik umgehen. Heldt und Gisdol erlebten zwar in den ersten Wochen nach ihrer Ankunft eine kurze Phase des Gegenwindes, konnten diesen aber als Neuankömmlinge auf die Zeit vor ihrem Beginn beim FC schieben. Nun stehen sie erstmals selbst oben an Deck in einer Krise, für die sie sich verantwortlich zeichnen müssen. Genauso, wie sie zurecht für ihre hervorragende Arbeit gelobt wurden, die zu einer außergewöhnlichen Serie auf europäischem Niveau geführt hatte, müssen sie nun Kritik einstecken und die Sinne schärfen.

Kritik auch an Gisdol ist eine Konsequenz des Geschäfts

Denn beide wissen auch: Fußball ist ein Tagesgeschäft, ein Ergebnisgeschäft und ein Geschäft, in dem Erfolge schnell in Vergessenheit geraten und nur das zählt, was aktuell unter dem Strich steht. Fakt ist: Achim Beierlorzer hatte beim FC nach vier Punkten aus sieben Spielen bereits in der Kritik gestanden und musste nach acht Punkten aus elf Spielen gehen. Gisdol holte überragende 24 Punkten aus zehn Spielen, dann aber nur noch drei Zähler aus den letzten sieben Spielen. Dass aufgrund der vorherigen Ergebnisse über eine Vertragsverlängerung nachgedacht wurde, war die logische Konsequenz des sportlichen Wandels. Dass nun erste kritische Stimmen laut werden, ist die logische Konsequenz der Schnelllebigkeit des Geschäfts.

Es sollte daher allen klar sein: Die nächsten drei Spiele werden einen großen Einfluss darauf haben, mit welcher Gefühlswelt der FC in die Sommerpause gehen wird, ob sich die Mannschaft noch einmal berappeln konnte oder ob sie Gisdols Appelle ungehört verklingen ließ. Der Klassenerhalt ist auch aufgrund der Ergebnisse der anderen Klubs kaum noch gefährdet. Damit hat Gisdol das Saisonziel erreicht, das kaum jemand für möglich gehalten hatte. Dafür verdient der FC-Trainer große Anerkennung und viel Lob. Doch zunächst einmal ist die Belohnung für dieses Erreichen bereits in seinem bis zum 30. Juni 2020 datierten Vertrag verankert: in Form einer automatischen Verlängerung dieses Kontrakts im Falle des Klassenerhalts um ein Jahr bis 2021.

Bis 2023 wäre Gisdol der viertlängste FC-Trainer im Amt

Eine darüber hinaus gehende Verlängerung, womöglich gar um zwei weitere Jahre bis 2023 inklusive Gehaltsaufstockung, wäre hingegen ein großer Schritt. Keine Frage, sie wäre ein Vertrauensbeweis an Gisdol. Doch der finanziell klamme FC hat kein Geld zu verschenken. Der Klub muss jeden Euro beisammen halten. Entsprechend hatte der Vorstand in der Spielpause aufgrund der Coronakrise bereits erklärt, man müsse bei künftigen Vertragsgestaltungen stets das finanzielle Risiko so klein wie möglich halten – mögliche Abfindungen im Misserfolg eingeschlossen. Millionenschwere Abgänge wie jener von Jörg Schmadtke schweben noch heute als Warnsignal über dem Geißbockheim. Da wäre die Vertragsverlängerung mit Markus Gisdol zum jetzigen Zeitpunkt über drei Jahre außergewöhnlich, zumal die Laufzeit bis 2023 an sich schon außergewöhnlich wäre. Das zeigt ein Blick in die Trainerhistorie der Geißböcke: Bekäme Gisdol einen solchen Vertrag und würden diesen erfüllen, wäre er hinter Peter Stöger, Hennes Weisweiler und Christoph Daum der viertlängste FC-Trainer der Vereinsgeschichte.

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