Nach der gewonnenen Deutschen Meisterschaft 2019 feierte die U19 ein Jahr später den Staffelsieg. (Foto: GBK)

In Wirtz’ Schatten: U17-Talente brillieren und wecken Hoffnungen

Selten waren die Nachwuchsteams des 1. FC Köln so erfolgreich wie in den vergangenen zwei Spielzeiten. Neben der U19 führte auch die U17 der Geißböcke die Tabelle der Bundesliga-Staffel West mit zwei Punkten Vorsprung auf den ärgsten Verfolger aus Dortmund an. Dann kam Corona. Zwar wurde dem amtierenden Deutschen Meister nach Saisonabbruch die Staffelmeisterschaft zugesprochen, doch das mit zahlreichen Top-Talenten gespickte Team um Trainer Markus Daun wäre als Topfavorit auf den nationalen Titel in die Endrunde eingezogen – trotz des Abgangs von Kapitän Florian Wirtz in der Winterpause.

Von Lars Tetzlaff

Köln –  In der Saison 2018/19 sorgte die U17 des 1. FC Köln bundesweit für Schlagzeilen. Unter Trainer Martin Heck besiegten die Kölner B-Junioren Borussia Dortmund im Finale um die Deutsche Meisterschaft und holten überraschend den Titel in den Grüngürtel. In der abgelaufenen Saison galt es, den gewachsenen Ansprüchen als Titelverteidiger gerecht zu werden. Ein Selbstläufer sollte dies freilich nicht werden, zumal ein neuer Übungsleiter das Zepter übernahm.

Mit neuem Trainer und zahlreichen Top-Talenten

Als Markus Daun im Juli 2019 die U17 von Meistertrainer Martin Heck übernahm, hatte der Ex-Profi eine wenig erfolgreiche Zeit hinter sich: Nach einer mehr als verkorksten Hinserie mit der U21 des 1. FC Köln war er als Trainer freigestellt worden. Dennoch trauten ihm die Verantwortlichen des Vereins zu, die U17 zu übernehmen, um mit ihr wieder ganz oben mitzuspielen. Als erste Amtshandlung musste der 39-Jährige ein fast komplettes Team neu zusammenstellen. Rund um die beiden Nationalspieler und Leistungsträger Florian Wirtz und Jens Castrop, die schon über U17-Erfahrung verfügten, formte Daun eine Mannschaft, die sich zum Großteil aus der alten U16 zusammensetzte.

Der Umbruch gelang: Nach einer 0:1-Auftaktniederlage gegen Bayer Leverkusen folgte bis zum coronabedingten Saisonabbruch eine beeindruckende Serie von 20 Spielen ohne Niederlage mit 17 Siegen und drei Unentschieden. Die Statistiker notierten sage und schreibe 85 eigene Treffer bei nur 14 Gegentoren: absolute Liga-Bestwerte. Die Konkurrenz musste anerkennen, dass der FC erneut ein Team auf den Rasen gebracht hatte, in welchem die Talentdichte enorm war und der Zusammenhalt stimmte. Nationalkeeper Jonas Urbig war nur selten zu überwinden, der Defensivverbund um die beiden Innenverteidiger Carlo Kettig und Mikail Özkan stand stabil, im Mittelfeld bestimmten der auf die Sechs zurückgezogene Jens Castrop sowie (bis zur Winterpause) Florian Wirtz das Geschehen undy mit dem österreichischen Neuzugang Philipp Wydra von Austria Wien stieß ein Ausnahmekönner und Torjäger zur Mannschaft, der gemeinsam mit dem erst 15-Jährigen Justin Diehl sowie Maximilian Schmid die torgefährlichste Offensive der Liga bildete. Der verdiente Lohn: Die U17 sicherte sich mit zwei Punkten Vorsprung auf die B-Junioren von Borussia Dortmund den Staffelsieg in der Bundesliga West – immerhin ein kleines Trostpflaster für die virusbedingt verpasste Gelegenheit, den nationalen Titel zu verteidigen. 

Der Wirtz-Abgang: Aufregung im Winter

Bei allem sportlichen Erfolg der jungen Geissböcke trübte nicht nur im Nachwuchsleistungszentrum ein Thema die gute Stimmung. Ein Transfer schlug medial und emotional hohe Wellen. Florian Wirtz, der als Junge aus der Brauweiler Nachbarschaft zehn Jahre beim FC ausgebildet worden war, seit der U15 alle Mannschaften der deutschen Nationalmannschaft durchlaufen hatte und als eines der größten Talente in der Kölner Nachwuchs-Geschichte galt, entschied sich für eine andere sportliche Perspektive und wechselte im Winter zu Bayer Leverkusen. Auch wenn der FC beteuert, Wirtz liebend gerne im Verein gehalten hätte, musste sich der Verein kritische Fragen gefallen lassen. Warum wurde der mittlerweile 17-Jährige nicht frühzeitig (und seinem Leistungsvermögen mehr als entsprechend) zur U19 befördert? Wieso erhielten andere Talente die Chance, sich u.a. im Wintertrainingslager bei den Profis zu beweisen, Wirtz aber nicht? Welche Rolle spielte Armin Veh in dieser Personalie? Das Ergebnis ist bekannt: Wirtz wechselte auf die andere Rheinseite, debütierte schnell bei den Bayer-Profis und wurde mit seinem Treffer gegen Bayern München der jüngste Torschütze in der Bundesliga-Geschichte.

Trainer-Karussell dreht sich weiter

Aus den gemachten Fehlern will der FC nun lernen und seine größten Talente noch früher längerfristig und noch früher mit Profi-Perspektive an den Klub binden. Topspieler wie Castrop, Diehl und Wydra wecken die Hoffnung, dass sie beim FC den Weg gehen, den Wirtz nicht gehen wollte. Die Youngster stehen zwar bereits bei zahlreichen anderen Klubs im Blickfeld, doch an ihnen wird sich der FC nun mit seinen neuen Vorgaben und Zielen messen lassen müssen. Sie zu halten und an den Profikader heranzuführen, wird eine der großen Aufgaben des Klubs sein.

Das Trio wird in der kommenden Saison in die U19 aufsteigen. Die U17 dagegen wird erneute Veränderungen erfahren. Bereits im Winter zeichnete sich ab, dass Markus Daun den Trainerstuhl bei der U17 nach Saisonende wieder räumen würde. Sollte zunächst noch eine andere Aufgabe im Verein für ihn geschaffen werden, steht mittlerweile fest, dass Daun nach sieben Jahren im Verein zu Bayer Leverkusen geht. Dauns Nachfolger wird sein Vorgänger. Martin Heck rückt als frisch gebackener Fußballlehrer vom Posten des U21-Co-Trainers wieder zurück in die U17. Ob es Heck erneut gelingen wird, eine U17 auf den Platz zu bringen, die national um den Titel spielen kann, wird sich zeigen. Der personelle Umbruch wird erneut groß sein.

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