Dass dem 1. FC Köln die angedrohten Klagen einen Strich durch die Ausbau-Pläne am Geißbockheim machen könnten, war bekannt. Dass jedoch ein weiterer Beschluss im Stadtrat vonnöten ist, in dem es nun keine Mehrheit mehr für das Vorhaben der Geißböcke gibt, ist neu. Der FC braucht für den Bau der Kunstrasenplätze einen Pachtvertrag für die Gleueler Wiesen – doch der liegt noch nicht vor. Ihn gäbe es nur mit einem neuen Ratsbeschluss. Und da fehlen dem FC die Stimmen. Stimmen, die ausgerechnet die AfD liefern könnte.
Köln – Droht dem 1. FC Köln das Aus aller Pläne für den Ausbau am Geißbockheim? Im Juni bekamen die Geißböcke dank der Stimmen der SPD, CDU und FDP zwar einen Ratsbeschluss für ihr Bauvorhaben. Mitte November stimmte dann die Bezirksregierung zu, sodass der veränderte Bebauungsplan für die Gleueler Wiesen im Amtsblatt veröffentlicht werden kann. Doch nun tut sich eine überraschende Hürde auf, die alle Gedankenspiele und einen jahrelangen Verhandlungsprozess zum Scheitern bringen könnte: Bevor der FC seine drei neuen Kunstrasenplätze und die vier geplanten Kleinspielfelder am Rande des Militärrings bauen dürfte, bräuchte er einen gültigen Pachtvertrag für die zu bebauenden Wiesenflächen. Ein Pachtvertrag, den der FC mit der Stadt Köln schließen müsste – und den es nur mit einem Beschluss des Stadtrates gäbe.
Drei Stimmen fehlen: Die AfD hat vier Stimmen im Rat
Doch die Kommunalwahlen im September in Köln haben die Machtverhältnisse in eben diesem Rat zu Ungunsten des FC verändert. Hatten SPD, CDU und FDP im Juni noch eine Mehrheit, um die Änderung des Flächennutzungsplans zu beschließen, fehlen dem politischen Trio nun drei Stimmen. Insgesamt weist der Rat 90 Sitze auf, zusammen mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker 91. Für eine Mehrheit bräuchte es also 46 Stimmen. SPD, CDU und FDP kommen aber nur noch auf 43 Stimmen. Die Grünen sind gegen den Ausbau, ebenso die Linken, die Europa-Partie Volt, die Klima Freunde und Gut Köln. Will der FC also einen Pachtvertrag bekommen, müsste er auf Stimmen aus den anderen Parteien hoffen. Die AfD (4 Stimmen), Die Partei (2 Stimmen) und die Freien Wähler (1 Stimme) könnten so zum Zünglein an der Waage werden. Nicht auszudenken, welch Aufschrei durch Köln gehen würde, sollte ausgerechnet die rechtsradikale AfD dem FC zum Pachtvertrag für die Gleueler Wiesen verhelfen.
Laut Kölnische Rundschau fragt man sich derzeit beim FC genauso wie bei den Parteien, wie es überhaupt dazu hat kommen können und wer für dieses offensichtliche Versäumnis verantwortlich ist. FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle wird mit den Worten zitiert: „Ich gehe davon aus, dass die politisch Verantwortlichen dieser Stadt verlässliche Partner sind und diesen Beschluss auch entsprechend umsetzen. Ich habe noch keine Stimme vernommen, dass es für einen Pachtvertrag keine Mehrheit gibt.“ Dann jedoch müsste sich der Finanzboss der Geißböcke taub gestellt haben für die offensichtlichen Bestrebungen der Grünen, als stärkste Partei den Ratsbeschluss aus dem Juni wieder rückgängig machen und in den Sondierungsgesprächen mit den anderen Parteien für ein Mehrheitsbündnis genau diese Causa zum Knackpunkt erklären zu wollen.
War man beim FC zu blauäugig?
Bislang dachte man beim FC, die angekündigte Klage der Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ sei das größte Problem und die letzte Hürde vor dem Bau der Plätze auf der Gleueler Wiese sowie der Errichtung des Leistungszentrums neben dem Franz-Kremer-Stadion. Nun aber scheint es vielmehr eine Frage, ob die Rolle des Pachtvertrags noch in der letzten Legislaturperiode hätte geklärt werden müssen und ob man beim FC zu blauäugig war. Wenn die Geißböcke gedacht haben sollten, die politischen Hürden seien aus dem Weg geräumt, so haben sie sich getäuscht. Der nicht vorhandene Pachtvertrag, der im Zuge einer Baugenehmigung benötigt würde, stellt eine neuerliche Wende im Kampf um den Ausbau dar.
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