Links: Gisdol nach dem Abpfiff in Leipzig im November 2019. Rechts: Gisdol nach dem Abpfiff in Leipzig im Dezember 2020. (Fotos: imago images / Simon, Koch)

Kreis schließt sich: Gisdol kann jetzt nach vorne blicken

Er ballte die Fäuste und jubelte wie nach einem Sieg: Das 0:0 des 1. FC Köln bei RB Leipzig bedeutete für Markus Gisdol und seine Mannschaft zwar keine drei Punkte. Doch das torlose Remis war ein wichtiger Erfolg nach dem 0:4 gegen Leverkusen. Vor allem war es ein Zeichen der Entwicklung unter dem Cheftrainer. 

Leipzig/Köln – Als der 1. FC Köln am 23. November 2019 bei RB Leipzig antreten musste, war es das erste Spiel für Markus Gisdol als Cheftrainer. Der heute 51-jährige hatte den FC gerade erst übernommen, die Mannschaft war körperlich wie taktisch nicht Bundesliga-tauglich und ging bei RB entsprechend komplett baden. “Damals war uns schwindelig”, gestand Gisdol 13 Monate später an gleicher Stelle. Mit 1:4 war der FC damals untergegangen, schon nach 37 Minuten war das Spiel beim Stand von 0:3 entschieden gewesen.

Ein Jahr später machte es der FC anders und besser. “Heute haben wir stabil gespielt und eine Mannschaftsleistung an den Tag gelegt, die aller Ehren wert ist”, sagte Gisdol. Das 0:0 war der elfte Punkt in einer schwierigen Saison und bedeutete, dass der FC über dem Strich und damit nicht in der direkten Abstiegszone überwintert. Die Winterpause mag zwar praktisch inexistent sein, weil es bereits am 2. Januar 2021 weitergeht. Doch sich über die Weihnachtstage daran zu erfreuen, nicht ganz unten drin zu stehen, macht Mut für den weiteren Saisonverlauf.

Große Unterschiede zwischen 2019 und 2020

Für Gisdol war das Spiel in Leipzig aber auch persönlich von Bedeutung. “Es hat sich für mich hier der Kreis geschlossen. Als ich vor einem Jahr begonnen habe, hatten wir wenige Trainingseinheiten, ehe wir in Leipzig antreten mussten. Damals war uns nach der Partie schwindelig. Heute hier zu Null zu spielen, ist für uns wirklich toll.” Die Grundformation 2020 (4-3-3) ähnelte jener vor einem Jahr (4-2-3-1), doch das gesamte Kölner Verhalten auf dem Rasen war ein anderes. Nicht nur, dass der FC 2020 über zehn (!) Kilometer mehr lief als der FC 2019. Der FC gewann mehr Zweikämpfe, beging dabei praktisch keine Fouls (6), ließ weniger Torschüsse zu und zeigte sich taktisch um einiges reifer als vor 13 Monaten. Kurzum: Man sah eine deutliche Entwicklung zwischen dem ersten und dem 37. Pflichtspiel unter Gisdol.

Und so kann Gisdol nun nach vorne blicken. Vor 13 Monaten hatte man ihm kaum etwas zugetraut, die Spiele gegen Leipzig, Augsburg und Union zu Beginn seiner Amtszeit schien die Kritiker in ihren Bedenken zu bestätigten. Dann aber gelang die Siegesserie bis ins Frühjahr 2020. Gisdol rettete den FC, auch wenn die zehn Spiele vor der Sommerpause allesamt nicht gewonnen wurden. Auch diese Saison begann scheinbar fatal, und es schien bereits so, als sei Gisdol am Ende. Es dauerte bis zum 9. Spieltag, ehe der FC wieder siegte. Doch es war der Sieg, den Gisdol und seine Mannschaft brauchten, um den Kurs entscheidend zu korrigieren. Kaum jemand hätte den Geißböcken seitdem acht Punkte aus den Spielen gegen den BVB, Wolfsburg, Mainz, Leverkusen und Leipzig zugetraut. Doch es gelang, und so geht es nun mit einem gänzlich anderen Gefühl ins neue Jahr, als Mitte November noch zu befürchten gewesen war.

Positive Entwicklung des Teams und der Spieler

Natürlich ist längst nichts gewonnen. Der FC steckt weiter im Abstiegskampf. Aber Gisdol scheint nicht nur seinen Kopf aus der Schlinge gezogen zu haben, sondern seine Mannschaft erstmals weiterentwickelt zu haben. In der vergangenen Saison konnte Gisdol nur die Löcher stopfen, personell längst fällige Veränderungen vornehmen und das Team zumindest körperlich konkurrenzfähig machen. Diese Saison jedoch sollte auch eine spielerische Entwicklung bringen. Tatsächlich beginnt man nun eine taktische Variabilität zu erkennen, nicht nur defensiv in Dreier- und Viererkette. Vor allem die Umstellung auf ein Spiel ohne echten Mittelstürmer tut dem Team gut und ist eine Abkehr von allem, was man beim FC seit vielen Jahren gesehen hat. Noch funktioniert das Offensivspiel längst nicht im Detail. Doch wie sich Jan Thielmann und Ondrej Duda entwickeln, dahinter Elvis Rexhbecaj und Salih Özcan, ist fraglos auch ein Erfolg des Trainerteams. Mit elf Punkten nach 13 Spielen ist man weiterhin erst am Anfang. Doch es lässt sich nun ruhiger arbeiten. Wer hätte das vor einem Monat gedacht?

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