Mit 0:5 (0:2) ist der 1. FC Köln am Samstag nicht etwa gegen den FC Bayern oder Borussia Dortmund unter die Räder gekommen, sondern gegen einen vermeintlichen Gegner auf Augenhöhe. Mit der Pleite in Freiburg dürften die Geißböcke nicht nur viel Kredit bei den eigenen Fans verspielen. Der FC hat sich auch sein bis dato anständiges Torverhältnis und das gerade erst gewonnene Selbstvertrauen ruiniert.
Geschichte des Spiels: Markus Gisdol lobte seinen Trainerkollegen Christian Streich vor dem Duell in den höchsten Tönen. Freiburg habe “den besten Trainer der Liga”, sagte der 51-jährige, der noch nie gegen seinen Kollegen verloren hatte. Streich seinerseits nahm das Lob von Gisdol nicht nur dankend an, sondern zeigte dem FC-Trainer am Samstag auch in allen Belangen, was es heißt, eine Mannschaft bestmöglich auf den Gegner einzustellen. Trotz einiger angeschlagener Spieler zeigte Freiburg seine vielleicht beste Saisonleistung, lief über fünf Kilometer mehr als der Gegner und nahm die Kölner nach allen Regeln der Fußballkunst auseinander – kämpferisch, spielerisch, taktisch. Für den gesamten FC mit seinen Spielern und dem Trainer war der Nachmittag im Schwarzwald eine Lehrstunde und bedeutete einen erneuten Absturz in Gefühlswelten, die man vor Weihnachten hinter sich gelassen wähnte.
Das Ergebnis: Der FC hatte bis zu diesem Samstag die beste Auswärts-Abwehr der Liga. Noch in keinem Spiel auf fremden Platz hatten die Geißböcke mehr als ein Gegentor kassiert. Hatte Markus Gisdol in den vergangenen Wochen die Abwehr stabilisiert und mit seiner Mannschaft sogar zwei Spiele in der Bundesliga zu Null über die Bühne gebracht, zerfiel die Defensive gegen Freiburg in ihre Einzelteile. Während sich der FC gegen Bayern, Dortmund und Leipzig mit insgesamt drei Gegentreffern weitgehend schadlos gehalten und auch deshalb mit dem Torverhältnis einen echten Faustpfand im Abstiegskampf erarbeitet hatte, verspielten die Kölner ihre gute Ausgangslage am Samstag selbst.
Kuriosum des Spieltags: 0:5 und 4:0. Unterschiedlicher hätten die Spiele des 1. FC Köln und des ein Jahr lang sieglosen Tabellenletzten FC Schalke 04 nicht ausfallen können. Durch die beiden Ergebnisse machten die Königsblauen am Samstag nicht nur drei Punkte, sondern sage und schreibe neun (!) Tore auf den FC gut.
Umstellung des Spiels: Um gegen Freiburg mehr Offensiv-Power zu kreieren und das vierte torlose Spiel in Folge zu verhindern, hatte Markus Gisdol seine Mannschaft auf Viererkette umgestellt und Anthony Modeste als echten Stoßstürmer gebracht. Zudem setzte der Trainer erstmals in dieser Saison auf Benno Schmitz in der Startelf, um Marius Wolf auf dessen stärkere Position nach vorne zu ziehen. Doch nicht nur, dass die Umstellung in der Offensive völlig verpuffte, beraubte Gisdol seiner Mannschaft damit jener defensiven Stabilität und damit dem nötigen Selbstvertrauen, welches sich die Spieler in den letzten Wochen mühevoll aufgebaut hatten.
Pfiff des Spiels: Für alle, die am Samstag das FC-Trikot anhatten oder es mit dem FC halten, gab es an diesem Tag nur einen Pfiff des Spiels: den Schlusspfiff nach einem desaströsen Auftritt.
Zitat des Spiels: “Tore fallen im Fußball meistens durch individuelle Fehler. Da hat der ein oder andere heute einen zu viel gemacht.” (Markus Gisdol)
Erkenntnis des Spiels: Die Kölner dürfen sich nicht in die Tasche lügen. Der FC hat gegen Freiburg mehr als nur das Torverhältnis und drei Punkte verspielt. Die Geißböcke haben gegen Augsburg und Freiburg alles wieder verspielt, was sie sich vermeintlich im Dezember aufgebaut hatten. Die Mannschaft trat auf, als hätte sie kein Fünkchen Selbstvertrauen aus den Erfolgserlebnissen vor Weihnachten ins neue Jahr hinüber gerettet. Eine Leistung, die in ihrem kollektiven Versagen an Arbeitsverweigerung grenzte und es in der zweiten Halbzeit mitunter auch war. Das Schlimmste dabei: Der Trainer hatte für dieses Versagen noch nicht einmal deutliche Worte auf der Pressekonferenz übrig. Es bedarf einer internen Überprüfung auf allen Instanzen. Wieder einmal.
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