Es war sein 100. Bundesliga-Spiel im Trikot des 1. FC Köln. Doch Anthony Modeste dürfte sich in Zukunft nur ungern an den halbstündigen Auftritt gegen den FC Augsburg (0:1) erinnern. Bis auf eine Rangelei und einen Kopfball über das Tor fiel der Franzose nur durch seine sichtlich schlechte Stimmung über die Rückkehr auf die Ersatzbank auf. Sportchef Horst Heldt nahm den 32-jährigen nun in die Pflicht.
Köln – Es waren Phrasen, wie man sie immer wieder hört, wenn Verantwortliche auf unzufriedene Ersatzspieler angesprochen werden. Jeder Spieler hätte gerne mehr Spielzeit. Es sei gut, wenn ein Ersatzspieler mit seiner Leistung nicht zufrieden sei. Jeder Spieler habe die Chance sich im Training anzubieten. So sagte es auch Horst Heldt am Tag nach dem 0:1 gegen den FC Augsburg, angesprochen auf die Personalie Anthony Modeste.
Ein Tor ohne Wirkung
Doch der Geschäftsführer Sport webte auch eine weitere Note in seine Aussagen ein. Modeste müsse seine Unzufriedenheit “richtig kanalisieren”. Und weiter: “Wenn man dann die Spielzeit bekommt, muss man dann auch liefern”, sagte Heldt. Worte, die durchaus direkt an Modeste gerichtet waren, der im bisherigen Saisonverlauf nach Einwechslungen noch kaum gefährlich geworden war, kein Joker, wie man ihn sich eigentlich erhofft im Falle eines Rückstands. Der 32-jährige hatte bislang nur eine richtig gute Szene in dieser Saison: sein Tor zum 1:0-Sieg im DFB-Pokal gegen den VfL Osnabrück vor Weihnachten.
Dass Modeste sauer war, im folgenden Spiel gegen Augsburg direkt wieder auf der Bank gesessen zu haben, mochte man nachvollziehen. Markus Gisdols Entscheidung war jedoch ebenso nachvollziehbar gewesen. Denn bei allem Jubel um Modestes Treffer im Pokal hatte auch die Erkenntnis gestanden: Selbst gegen den Zweitligisten aus Osnabrück hatte Modeste ansonsten praktisch nicht stattgefunden, hatte lediglich mehrfach im Abseits gestanden, darüber hinaus sich aber einzig diese eine Szene erarbeitet, die auch zum Tor geführt hatte. Weitere Torchancen? Fehlanzeige. Ein wichtiger Bestandteil des Spiels? Ebenso wenig. Das Tor war ohne Wirkung geblieben.
Das ist ein Geben und Nehmen
Auch das dürfte Heldt gemeint haben, indem er sagte, ein Spieler müsse die Spielzeit, die er bekomme, auch nutzen. Modeste konnte dies bislang noch nicht. Gegen Augsburg wurde er von Jeffrey Gouweleeuw rüde gefoult und beschwerte sich darüber solange, bis er Gelb sah. Nach dem Spiel postete er auf Instagram ein Foto eines zugegeben tieferen Kratzers am Sprunggelenk als Beweis, wie schlimm ihm mitgespielt worden sei. Auch das meinten Salih Özcan und Horst Heldt damit, als sie kritisierten, nicht jeder Spieler wäre zu 100 Prozent bei der Sache gewesen. Nebenschauplätze bringen dem FC nicht weiter, auch Modeste nicht, der schon lange nicht mehr mit seiner Haupttätigkeit auffällt: Fußball spielen und Tore schießen.
Fraglos ist diese Saison auch aufgrund von Verletzungen für den einstigen Top-Stürmer eine frustrierende Erfahrung. Doch dies gilt für beide Seiten. Auch der FC hat sich deutlich mehr versprochen von seinem Topverdiener (rund 3,5 Millionen Euro Jahresgehalt) und divenhaften Star, dem ein schwieriges Verhältnis zu Trainer Gisdol nachgesagt wird. Heldt sagte am Sonntag: “Jeder hat die Möglichkeit sich im Training anzubieten oder wenn er Spielzeit bekommt.” Eine dieser Phrasen eben, wenn der Sportchef nicht hinterher geschoben hätte: “Das ist ein Geben und Nehmen.” Doch gegeben hat Modeste seit seiner umjubelten Rückkehr zum FC bislang nur sehr wenig.
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