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FC-Präsident Wolf: “Rücktritt? Warum sollten wir das tun?”

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Werner Wolf. (Archivbild: Bopp)

Wie geht es dem 1. FC Köln finanziell wirklich? Welche Rettungsmaßnahmen hat der Klub eingeleitet? Was wird aus Horst Heldt, Alexander Wehrle und Markus Gisdol? Und würde der Vorstand der Geißböcke bei einem Abstieg zurücktreten? Dr. Werner Wolf hat sich diesen und weiteren Fragen des GEISSBLOG.KOELN gestellt und im Interview erklärt, wie das Präsidium den FC wieder flott machen will.

Das Interview führte Marc L. Merten

GBK: Herr Wolf, warum ist Markus Gisdol noch der richtige Trainer für den 1. FC Köln?

DR. WERNER WOLF: „Horst Heldt hat sich klar dazu positioniert und erklärt, wie er in der Trainerfrage vorgehen möchte. Natürlich sind wir als Vorstand dazu in einem engen Austausch mit ihm und begleiten ihn dabei. Warum sind wir von diesem Vorgehen überzeugt? Weil wir sehen, dass die Gefolgschaft der Mannschaft da ist. Das hat man im Spiel gegen Borussia Dortmund gesehen.“

Das darf dann aber nicht schief gehen. Denn letztlich werden Sie als Vorstand hauptverantwortlich für alles, was beim FC passiert.

Das ist so, das stimmt. Wenn du an der Spitze stehst, bist du in letzter Konsequenz für alles verantwortlich.

Haben die Ideen der sportlichen Führung möglich gemacht

In den letzten Tagen, auch öffentlich von Spielern oder Trainern, wurde immer häufiger der Kader als Hauptursache für die Probleme benannt. Horst Heldt hat hingegen erklärt, die Mannschaft sei gut genug für die Bundesliga. Wie sehen Sie das?

Es ist eine Kombination aus mehreren Gründen. Der Trainer hatte schon vor der Saison darauf hingewiesen, dass die zweite Saison eines Aufsteigers nachweislich schwieriger ist als die erste. Das erleben wir gerade. Die Mannschaft hat mehrfach gezeigt, was sie kann, sie hat Spiele gegen gute Gegner gewonnen. Die Substanz ist also vorhanden. Unser Hauptproblem ist die Konstanz. Und: Wir hatten das Verletzungspech nicht nur mit einem Leistungsträger, sondern mit mehreren. Dass sie jetzt nach und nach zurückkommen, macht mich zuversichtlich.

Es wurde vom FC in den letzten Monaten immer wieder angeführt, Horst Heldt hätte mit leeren Kassen einkaufen müssen. Davon kann bei Ausgaben in Höhe von 18 Millionen Euro für neue Spieler allerdings nicht die Rede sein.

Von leeren Kassen war auch nicht die Rede. Vor der Saison ging es im ersten Schritt darum, Einnahmen zu generieren. Das war ein Dominospiel, das Zeit gekostet hat. Danach haben Vorstand und Gemeinsamer Ausschuss die Ideen, die von der sportlichen Führung im Rahmen unserer Möglichkeiten geäußert wurden, möglich gemacht.

Sie haben den Gemeinsamen Ausschuss angesprochen. Das Gremium soll eigentlich die Entscheidungen der Geschäftsführung hinterfragen und segnet sie dann ab, wenn es keine Einwände gibt. Hat man damit aber nicht den Geschäftsführern ein Alibi geschaffen? Weil diese immer sagen können: Das habe ich ja nicht alleine entschieden. Das hat der GA mitentschieden.

Das entspricht nicht meiner Erfahrung. Als Geschäftsführer führe ich das operative Geschäft und bin für die Dinge verantwortlich, die ich vorschlage. Ich habe in meiner Karriere immer wieder an Gesellschafterausschüsse berichtet. Und obwohl diese zugestimmt haben, habe ich mich dafür verantwortlich gefühlt. Weil es meine Ideen waren, meine Vorschläge. Und ich weiß, dass unsere Geschäftsführung das genauso sieht.

Alexander Wehrle ist niemand, der in so einer Situation einfach so von Bord geht

Wie sehen Sie die Diskussion um die Zukunft von Horst Heldt und Alexander Wehrle?

Das sind Gerüchte, von denen es in dieser Stadt so viele gibt wie Plätze in unserem Stadion. Unsere Geschäftsführer haben sich beide dazu geäußert. Wir sehen es ganz genauso. Wir gehen davon aus, dass sie ihre Verträge erfüllen. Alles andere ist kein Thema.

Es soll mehrere Interessenten an Ihrem Finanzchef geben – der VfB Stuttgart, die DFL…

Alexander Wehrle hat ein großes Verantwortungsgefühl für den 1. FC Köln. Er ist niemand, der in so einer Situation einfach so von Bord geht. Er war zehn Jahre in Stuttgart, inzwischen ist er acht Jahre hier und hat hier bewusst einen langfrisitgen Vertrag unterschrieben

Wie groß ist die Krise des 1. FC Köln?

Das hängt davon ab, wie die Pandemie weiterverläuft. Wenn die Menschen in Deutschland im September weitgehend geimpft sind, wie die Bundeskanzlerin in Aussicht gestellt hat, und wir zu einem halbwegs normalen Leben zurückkehren können, dann haben wir eine geregelte Zukunft – ligaunabhängig.

Die Zweite Liga würde uns kurzfristig existentiell nicht gefährden

Wie schwer würde ein Abstieg wiegen?

Wir müssen für die Lizenzierung immer für beide Szenarien planen. Die Zweite Liga würde uns mittelfristig weh tun, aber kurzfristig würde sie uns existentiell nicht gefährden.

Über welche Zeitspanne reden wir beim Begriff „mittelfristig“?

Das sind fünf, sechs Jahre. Natürlich hat ein Abstieg immer Konsequenzen, am meisten wegen der TV-Gelder. Daraus muss man sich wieder hocharbeiten.

In dieser Woche wird nach langem Zögern die Bilanz der Saison 2019/20 veröffentlicht. Was können Sie dazu sagen?

Alexander Wehrle wird sich noch diese Woche ausführlich dazu äußern. Für die Corona-Zeit kann ich bestätigen, dass uns auf der Einnahmenseite ein mittlerer, zweistelliger Millionenbetrag fehlt, der über 40 Millionen Euro liegt.

Wir haben Geldgeber aus Köln gefunden

Wie will der FC das auffangen?

Es gibt drei Bausteine, an denen wir arbeiten: Working Capital, mittelfristige Kredite und Mezzanine-Kredite.

Können Sie den Begriff „Mezzanine-Kredite“ erklären?

Wir haben verschiedene Geldgeber aus Köln gefunden, die uns bilanzielles Eigenkapital zur Verfügung stellen, ohne sich damit am FC zu beteiligen.

Es gäbe noch eine weitere Möglichkeit.

Sie spielen auf Investoren an.

Sie haben angekündigt, dass die Mitglieder künftig über jegliche Anteilsverkäufe abstimmen sollen, nicht erst ab 25 Prozent. Was steckt dahinter?

Wir sind angetreten mit der Überzeugung, dass der FC ohne Investoren erfolgreich sein kann. Wir werden eine Strategie vorlegen, die zeigt, dass das möglich ist. In der Konsequenz schlagen wir den Mitgliedern vor, dass sie als Eigentümer ab dem ersten Prozent ein Mitspracherecht haben sollen.

Wir wollen den Klub nachhaltig auf gesunde Füße stellen

Versuchen Sie damit die Gunst der Mitglieder zurückzugewinnen, von denen Sie in den letzten Monaten teils hart kritisiert worden sind?

Ein klares Nein. Unsere Haltung zum Thema Anteilsverkäufe ist eine Grundüberzeugung, mit der wir damals zur Wahl angetreten sind. Dabei sind wir geblieben. Wir wollen den Klub nachhaltig auf gesunde Füße stellen und in der Bundesliga etablieren. Dazu werden wir eine Strategie vorlegen. Diese Strategie wird alle Bereiche umfassen.

Kurzfristig droht aber erst einmal der Abstieg. Würden Sie über einen Rücktritt nachdenken, wenn der FC absteigen würde?

Nein, warum sollten wir das tun? Die Satzung sieht vor, dass wir abgewählt werden könnten, wenn Mitglieder der Meinung sind, dass das der richtige Weg wäre. Aber wir sind von unserem Weg überzeugt.

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