Ist die Mannschaft des 1. FC Köln gut genug für den Kampf um den Klassenerhalt in der Bundesliga? Zweifel sind angebracht, zumal sie selbst inzwischen von den Spielern angedeutet werden. Derweil ist das Duell gegen Borussia Dortmund am kommenden Wochenende womöglich die letzte Chance für Trainer Markus Gisdol, seinen Job zu retten. Denkbar ist, dass der FC-Coach dafür noch einmal zu personellen Maßnahmen greift.
Köln – Die Worte von Jonas Hector nach dem 1:2 gegen Union Berlin ließen aufhorchen. “Wir müssen gucken, was wir mit unserem Personal anrichten können”, sagte der FC-Kapitän. “Ich muss jetzt nicht über eine Trainerpersonalie diskutieren, dafür bin ich der Falsche.” Der 30-jährige stellte sich damit weder hinter Trainer Markus Gisdol noch hinter Sportchef Horst Heldt, der das “Personal” immerhin zusammengestellt hatte. Rafael Czichos stieß ins gleiche Horn, bemerkte den Größennachteil gegen körperlich starke Teams wie Union. Auch das ist eine Frage der Kaderplanung. Und dann merkte der Innenverteidiger noch an, dass der FC endlich etwas an der “Herangehensweise” ändern müsse, wie man verteidigen wolle – eine mannschaftstaktische Frage, zu beantworten durch das Trainerteam.
Ich bin davon überzeugt, dass wir mit dieser Mannschaft die Liga halten können
Man kann dies als normale Äußerungen nach einem Spiel ansehen. Man kann darin aber auch eine Aufforderung der Spieler erkennen, dass sich etwas ändern soll. Längst hat man nicht mehr den Eindruck, dass die Mannschaft mit allen Entscheidungen der sportlichen Führung glücklich ist. Umgekehrt ist die sportliche Führung ihrerseits alles andere als einverstanden mit der Leistung der Spieler, insbesondere mit dem fehlerhaften Verteidigen. “Es geht darum, einfach klarer zu verteidigen. So wie Union Berlin”, sagte Horst Heldt am Sonntag. “Man muss den Ball nicht im Spiel halten. Das macht Union auch nicht. Die schießen den einfach ins Seitenaus. Dann kann man sich wieder neu ordnen.” Gemeint war die Szene von Marius Wolf vor dem 1:2, als er Ryerson eigentlich schon abgelaufen hatte, dann aber nicht an der Flanke hinderte. “Unsere Spieler haben schon gezeigt, dass sie es besser machen können”, sagte Heldt. “Wenn es immer derselbe Spieler wäre, der die Fehler macht, wäre es einfacher. Dann würde er halt nicht mehr spielen. Das ist aber nicht so.”
Nein, in der Tat: Es waren in dieser Saison schon zahlreiche Spieler, die immer und immer wieder Gegentore durch grobe Fehler verschuldeten. Klarere Aktionen wären in der Tat ein einfacher Weg hinten stabiler zu stehen. Doch längst ist die übergeordnete Frage entbrannt: Ist der 1. FC Köln überhaupt gut genug für die Bundesliga? Für Horst Heldt stellt sich die Frage nicht. “Ich bin davon überzeugt, dass wir mit dieser Mannschaft die Liga halten können”, sagte der Sportchef. Das muss er allerdings auch sagen, alles andere wäre das Eingeständnis seines eigenen Scheiterns als hauptverantwortlicher Kaderplaner.
Die Qualität vorne reicht einfach nicht
Andere Experten sind sich da nicht so sicher. Hinten macht der FC zu viele Fehler, vorne fehlt die Durchschlagskraft. “Es ist eine ganz schwierige Situation, für die Markus Gisdol eigentlich nicht der Schuldige ist”, sagte beispielsweise Friedhelm Funkel am Sonntag im Doppelpass auf SPORT1. “Es wird immer darüber gesprochen, dass sie zu mutlos spielen und zu wenig Offensivpower haben. Aber dafür brauche ich ja auch die Leute. Die Qualität vorne reicht einfach nicht.” Eine eindeutige und durchaus spannende Analyse, schließlich geistert der Name Funkel schon länger durch das Geißbockheim als möglicher Retter für den Fall, dass sich der FC von Gisdol trennt.
Doch der FC wird mit diesem Kader nun die restlichen neun Saisonspiele bestreiten müssen. Unabhängig möglicher Qualitätsdefizite geht es erst einmal nur darum, dass der FC wieder in die Erfolgsspur zurückfindet. Markus Gisdol hat dafür noch ein Spiel Zeit – am Samstag zuhause gegen Borussia Dortmund. Wird der 51-jährige dafür noch einmal hart durchgreifen und womöglich Veränderungen am Kader vornehmen? Anfang Februar hatte der FC-Trainer erklärt, er werde sich anschauen, wie sich der Trainingskader verändert, sobald alle Verletzten wieder zurück sind. Da Florian Kainz und Sebastian Andersson inzwischen wieder die meisten Trainingseinheiten absolvieren können, wäre nun also der Punkt gekommen. Es könnte Gisdols letzte Chance sein, innerhalb der Mannschaft noch einmal einen Reiz zu setzen, ein Signal an die Spieler, dass er längst nicht am Ende ist, sondern zu harten Entscheidungen weiter bereit.
Bekommt Obuz seine Chance?
Am Montag haben die Spieler frei. Am Dienstag kommt das Team erneut zusammen. Ob es dann Veränderungen geben wird? Länger wünschen sich Fans, dass Marvin Obuz bei den Profis berücksichtigt wird, da er inzwischen bei der U21 regelmäßig zu den Leistungsträgern gehört und auch trifft. Weil gerade offensiv der Schuh drückt, wäre der 19-jährige eine Option mit Blick auf das Duell gegen Dortmund. Andererseits könnte Gisdol Spieler in die U21 versetzen. Doch bislang tat er dies lediglich mit Profis, die ohnehin schon keine Rolle mehr gespielt hatten, darunter Robert Voloder, Christian Clemens und Frederik Sörensen. Ob Gisdol noch einmal echte Signale setzt? Dienstag wäre dafür der richtige Zeitpunkt und wohl die letzte Chance.
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