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Heldt plant die FC-Zukunft: Aber darf er auch bleiben?

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Horst Heldt ist seit November 2019 FC-Sportchef. (Foto: Bopp)

Dass Steffen Baumgart neuer Trainer des 1. FC Köln wird, ist die erste von potentiell zahlreichen Personal-Entscheidungen zur nächsten Saison. Und womöglich die wichtigste. Sportchef Horst Heldt hat seine Position damit stärken können. Der Geschäftsführer Sport bleibt zwar angeschlagen, doch durch die Trainer-Entscheidung müsste ihm der Vorstand nun eigentlich das Vertrauen aussprechen – zumindest im Falle des Klassenerhalts.

Eine kommentierende Analyse von Marc L. Merten

Am Dienstag haben Steffen Baumgart und Horst Heldt zusammengesessen: Der neue Trainer und der FC-Sportchef trafen sich zur Vertragsunterschrift und sprachen dabei auch mehrere Stunden über den Kader, das Trainerteam, die Neuausrichtung der Geißböcke. Wichtige Gespräche also, die Baumgart mit Heldt und umgekehrt führten. Richtungsweisende Gespräche.

Das ist schließlich auch Heldts Aufgabe, dafür wird er bezahlt. Der 51-jährige gibt die Richtung der sportlichen Abteilung vor, plant den Kader für die nächste Saison und hat mit Dejan Ljubicic und Steffen Baumgart nun schon zwei ablösefreie und vielversprechende Transfers vorgelegt. In der Causa Baumgart hat sich der FC gegen mehrere Mitbewerber durchgesetzt, andere große Traditionsklubs, die wie der FC in Schieflage geraten sind. Schalke, Hamburg, Hannover, angeblich auch Bremen.

Baumgart ist Heldts Versuch, den FC zu verändern

Man könnte sagen, Baumgart ist Heldts erster Trainer beim 1. FC Köln. Markus Gisdol wurde im November 2019 von Frank Aehlig, Alexander Wehrle und dem Vorstand plus Berater-Gremium parallel zu Heldts Verpflichtung ausgesucht und war überhaupt der einzige Kandidat, der sich diesen Job noch antun wollte. Der nun amtierende Friedhelm Funkel wurde von Heldt lediglich als Interims-Lösung installiert. Baumgart ist also Heldts erste echte Trainer-Lösung. Wobei, nicht ganz: Denn mit der Vertragsverlängerung von Markus Gisdol und dem späteren Festhalten an dem Schwaben trotz allen Misserfolgs hatte sich Heldt eng an den Übungsleiter gebunden. Somit war Gisdol zumindest ab Sommer 2020 Heldts erster Chefcoach.

Und doch: Baumgart ist Heldts Versuch, den 1. FC Köln zu verändern. Ein Zeichen zu setzen, dass es diese Veränderung auch dringend braucht. Die Gremien waren dem Sport-Geschäftsführer dabei einstimmig gefolgt. Baumgart hatte sich am vergangenen Freitag dem Gemeinsamen Ausschuss präsentiert, nachdem er zuvor mehrere Gespräche mit Heldt, Wehrle, den Vorstands-Beratern Jörg Jakobs und Erich Rutemöller sowie dem Vorstand geführt hatte. Insbesondere die gemeinsame Überzeugung zwischen Heldt als sportlichem Leiter und Jakobs als sportlichem Vorstandsberater ist ein Hinweis darauf, dass Baumgarts Verpflichtung Heldts Position stärkt.

Gisdol war auch der Vorstands-Trainer

Doch noch immer ist nicht klar, wie es mit Heldt beim FC weitergeht. Womöglich, weil noch immer nicht klar ist, ob der FC in der Bundesliga bleibt oder absteigen muss. Der Vorstand will sich nicht zu der Personalie des Sport-Geschäftsführers äußern und sich auch nicht zu Heldt bekennen. Die Gründe für die Zurückhaltung sind so vielschichtig wie die Gründe, die für eine Trennung im Sommer sprechen würden. Im Falle des Abstiegs hätte Heldt sein Ziel des Klassenerhalts verpasst und müsste dafür die Verantwortung übernehmen. Im Fall des Klassenerhalts müsste er sich immer noch für die größtenteils geflopten Transfers im vergangenen Sommer und im darauf folgenden Winter verantworten. Und natürlich für die Vertragsverlängerung mit Markus Gisdol sowie das zu lange Festhalten am Ex-Trainer.

Von letzteren beiden Gründen rund um Gisdol kann sich jedoch auch der Vorstand nicht frei machen. Die Vertragsverlängerung inklusive der absurden Zweitliga-Gültigkeit des Vertrags war ausdrücklich auch vom Vorstand unterstützt worden. Auch Heldts langes Festhalten war im Sinne der Vereinsgremien, die eine frühere Trennung im März verhinderten, weil Heldt zwar Gisdol entlassen, aber den neuen Trainer (Thorsten Fink) nicht nur bis Saisonende installieren wollte. In der Causa Gisdol hängen Vorstand und Geschäftsführung also gemeinsam in der Verantwortung, sollte es zum Saisonende in Liga zwei gehen, weil man sich letztlich zu spät von dem Erfolglos-Trainer trennte.

Darum wartet der Vorstand ab

Es bleibt daher umso mehr die Frage: Warum hat sich der Vorstand zumindest für den Fall des Klassenerhalts noch nicht zu Horst Heldt bekannt? Eigentlich hätten Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich die Entscheidung über den Sportchef noch vor der Entscheidung über den nächsten Trainer treffen müssen. Stattdessen ließ man Heldt nicht nur den neuen Trainer auswählen und die Verhandlungen mit Baumgart führen, sondern nun auch die Planungen der nächsten Saison beginnen. Gespräche, die Heldt in dieser Form wohl kaum führen dürfte, wäre seine Entlassung hinter vorgehaltener Hand bereits beschlossene Sache.

Nun hat Heldt mit Baumgart ein neues Zugpferd verpflichtet und seine Position gestärkt. Sollte der Klassenerhalt gelingen und damit das Saisonziel erreicht werden, müsste Heldt eigentlich ein neues Mandat für die nächste Saison ausgesprochen werden, um den eingeschlagenen Weg mit Baumgart zu beschreiten. Im Falle des Abstiegs sähe dies freilich anders aus. Dann müsste alles auf den Prüfstand. Das Brisante: Auch der Vorstand würde dann infrage gestellt werden. Denn wie gesagt: Gisdol war auch der Trainer von Wolf, Sauren und Wettich. Wohl auch deshalb wartet das Vorstands-Trio das Saisonende ab. Denn auch für sie geht es um viel. Sie müssen am 17. Juni die Mitgliederversammlung politisch überleben. Im Falle des Abstiegs würde ihnen dies wohl nur gelingen, wenn sie den Mitgliedern mit Heldt einen Sündenbock präsentieren könnten. Im Falle des Klassenerhalts hingegen könnte Baumgart als Hoffnungsträger ausreichen.

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