Kevin McKenna. (Foto: imago images/Deutzmann)

Kevin McKenna: “Steffen Baumgart ist ein Riesen-Typ!”

Sieben Jahre spielte Kevin McKenna für den 1. FC Köln. In 140 Spielen warf sich der Kanadier in jeden Zweikampf und hat sich den Titel „Fußballgott“ bei den Fans hart erarbeitet. Nach seiner aktiven Karriere wechselte „Macka“ in den Trainerstab des FC-Nachwuchsleistungszentrums, war unter Interims-Cheftrainer Stefan Ruthenbeck auch Co-Trainer bei den Profis, verließ den Verein aber 2019 in Richtung Kaiserslautern. Der GEISSBLOG sprach mit McKenna über seine Zeit als Co-Trainer in der Pfalz, die zurückliegende FC-Saison, den neuen FC-Trainer Steffen Baumgart und seine persönliche Trainer-Zukunft.

Das Interview führte Lars Tetzlaff

GBK: Herr McKenna, nach zwei Jahren ist das Kapitel Kaiserlautern für Sie seit Herbst 2020 beendet. Woran lag es?

McKenna: “Sagen wir einmal so: Der FC ist schon ein spezieller Verein. Aber was in Kaiserlautern passierte, war noch einmal eine Schippe on top. Wie viele Leute und Investoren da zuletzt mitreden wollten und wöchentlich ihre Meinung änderten, um ihre Interessen durchzusetzen, das war schon krass. Dann kam der Tag, an dem ich zu Boris (Anm. d. Red.: Boris Schommers, ehem. Cheftrainer beim FCK und zuvor langjähriger Trainer-Kollege beim FC) sagte: „Es ist vorbei! Die werden die erste Chance nutzen, uns hier rauszuschmeißen.“ So kam es dann auch schon nach dem 2. Spieltag der letzten Saison. Das war bitter, weil wir dort wirklich viel Professionalität reingebracht haben und langfristig etwas aufbauen wollten.”

Was haben Sie danach gemacht?

Ich habe in der Corona-Zeit für die DFL gearbeitet und die Bundesligaspiele auf Englisch für das TV kommentiert – auch viele Matches vom FC. Das hat wirklich eine Menge Spaß gemacht.

Der FC liegt mir am Herzen

Das heißt, Sie haben die letzte Saison des FC durchaus mitverfolgt?

Aber klar! Der FC liegt mir am Herzen. Es war auch aufgrund der vielen Verletzungen keine leichte Saison für den Verein. Die fünf oder sechs wichtigsten Spieler haben viel zu selten gemeinsam auf dem Platz gestanden. Nur ein Beispiel: Andersson war in meinen Augen eine gute Verpflichtung. Nach dem Abgang von Cordoba hat er alles mitgebracht, was das Team brauchte. Leider konnte er verletzungsbedingt zu wenig helfen. Oder wie oft konnten Czichos und Bornauw zusammen verteidigen? Oder wie oft stand Jonas Hector mit den anderen wichtigen Säulen des Teams gemeinsam auf dem Platz? Zum Glück ist es am Ende gerade noch einmal gut gegangen.

Sie haben ihn gerade angesprochen: Sebastian Bornauw hat sich in Köln zum Leistungsträger entwickelt und steht auf der Wunschtransfer-Liste anderer Vereine. Was sagt der Ex-Innenverteidiger McKenna über Bornauw? 

Vorweg: Er ist gerade einmal 22 Jahre alt. Sein Stellungsspiel ist in der Bundesliga viel besser geworden, sein offensives Kopfballspiel ist Weltklasse. Defensiv hat er bei langen Bällen manchmal noch Probleme mit dem Timing. Aber ich bin mir sicher: Der macht seinen Weg – ob beim FC, in Wolfsburg oder woanders wird man sehen.

Die Jungs müssen klar in der Birne bleiben


Nach dem Karriere-Ende als aktiver Spieler 2014 haben Sie die damalige U17, U19 und U21 als Co-Trainer betreut.  Sie haben also ein Auge für junge Talente. Welchen aktuellen Nachwuchsspielern beim FC trauen Sie auf Dauer zu, im Profifußball Fuß zu fassen?

Naja, das größte Talent ist leider nicht mehr im Verein. Obwohl: Florian Wirtz ist für mich eigentlich kein Talent mehr. Er ist schon jetzt ein sehr guter Fußballer und gehört in die A-Nationalmannschaft. Sein erster Kontakt, sein Gespür für den Raum. Einfach stark.  Und jetzt, nach dem Abitur, kann er sich voll auf den Fußball konzentrieren und wird jetzt so richtig ins Rollen kommen.

Ok, aber das ist ja nun leider Schnee von gestern. Und beim FC? Wer hat da Potenzial?

Jan Thielmann hat Potenzial. Das hat er ja schon bewiesen. Er ist schnell, spielt sehr geradlinig und hat seine Stärken in der Box. Aber er wird noch Zeit brauchen. Das gilt auch für Tim Lemperle, den ich früher auch im Individualtraining betreut habe. Er bringt viele Voraussetzungen mit und hat auch im letzten Jahr ein paar Muskeln zugelegt. Da bin ich gespannt, ob er sich in der nächsten Saison schon bei den Profis zeigen kann. Und dann gibt’s da auch noch Justin Diehl, von dem wir hoffentlich noch viel hören werden. Aber das Wichtigste ist: Die Jungs müssen alle klar in der Birne bleiben und nicht denken, dass sie schon jetzt die Allergrößten sind. Sie müssen fokussiert bleiben und alles dafür geben, es ganz nach oben zu schaffen. Der Hunger muss bleiben! Immer! Denn eins ist klar, jedenfalls für mich: Fußball-Profi ist der geilste Job der Welt.


Etwas Distanz kann nicht schaden

Noch einmal zurück zu Ihnen. Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu alten FC-Weggefährten?

Ja, zu dem ein oder anderen habe ich noch regelmäßig Kontakt. Zum Beispiel zu Timo Horn, Thomas Kessler, Christian Eichner oder Dominik Maroh. Aber ansonsten bin ich nicht der Typ, der sich groß einmischt, nur, weil er mal beim FC war. Ich bleibe eher im Hintergrund und denke mir: „Macht ihr mal euer Ding!“ Da gibt es genügend andere, die sich gerne einmischen. Etwas Distanz kann nicht schaden.

Was trauen Sie dem FC in der nächsten Saison zu?

Das ist natürlich abhängig davon, wie der Kader aussieht. Kann Baumgart seine Spielphilosophie umsetzen? Wenn er diesen Hochtempo-Fußball so durchziehen kann, wie er es möchte, traue ich dem FC durchaus Einiges zu. Mit dem Abstieg sollte man dann jedenfalls nichts zu tun haben. Wichtig ist es, einen halbwegs ordentlichen Start in die Saison zu erwischen. Dann werden die FC-Fans Steffen Baumgart lieben, denn Kölner wollen Spektakel sehen. Die wollen lieber ein 5:4 als ein 1:0 erleben. Und dann bebt die Hütte.


Der zieht sein Ding durch

Sie haben ja mit Steffen Baumgart noch in Cottbus zusammengespielt. Was für ein Typ ist er?

Steffen ist ein Riesen-Typ und ein toller Mensch. Er ist positiv verrückt und sagt klar, was ihm auf der Zunge liegt. Einfach ehrlich, geradlinig und authentisch. Der zieht sein Ding durch und scheut auch keine Diskussion. Ich wünsche ihm, dass er sich mit dieser Art in Köln durchsetzen kann.

Man merkt Ihnen an an: Sie brennen noch für den FC. Wie sehen Ihre Pläne aus? Wann sehen wir Sie wieder am Geißbockheim?

Ich habe die Trainer-A-Lizenz und will gemeinsam mit Boris Schommers bald wieder eine Mannschaft übernehmen. Im Sommer gab es zwei, drei Optionen, aber leider hat es nicht geklappt. Aber der Markt wird bald wieder ins Rollen kommen und dann sind wir startklar – egal wo!

Wäre für Sie auch irgendwann eine Rückkehr nach Köln denkbar?

Es ist kein Geheimnis: Ich bin ja schon fast „ne kölsche Jung“. Meine Kinder sind hier geboren, meine Familie lebt hier, ich fühle mich hier sauwohl. Wenn alles passt, die richtigen Menschen beim FC am Ruder sind und ich mir sicher bin, dann komme ich gerne zurück. Aber vorher muss und will ich an anderer Stelle beweisen, dass ich als Trainer im Profi-Fußball erfolgreich arbeiten kann.

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