Beim 1. FC Köln verschiebt sich Schritt für Schritt die Zusammenstellung des Kaders. Der bevorstehende Abschied von Dominick Drexler ist ein weiterer Dominostein in dem großen Personalkarussel des FC. Trainer Steffen Baumgart hat nun erklärt, auf welchen Positionen er am ehesten Bedarf sieht. Doch mindestens eine weitere Position liegt auf der Hand.
Aus Donaueschingen berichten Sonja Eich und Marc L. Merten
Bis Mittwochmittag wird der Transfer perfekt sein. Dann ist Dominick Drexler offiziell ein Spieler des FC Schalke 04. Der 31-jährige bekommt eine sechsstellige Abfindung hinterher geworfen, Schalke zahlt im Gegenzug keine Ablöse und nur im Falle des Aufstiegs noch eine kleine Prämie an die Geißböcke. So laufen dieser Tage die Transfers beim FC ab, der sich einreden muss, mit diesem Deal sogar noch Geld gespart zu haben. Schönreden nennt man das, andererseits löst es auch Probleme.
Denn Drexler hätte den FC viel Geld gekostet für – zumindest auf Basis der letzten zwei Bundesliga-Jahre – wenig Leistung. Sein Abgang verschafft wiederum Platz – personell wie finanziell – für Neuzugänge. Ob ein solcher wirklich, wie spekuliert, Philipp Klement heißen wird, darf zumindest bezweifelt werden. Im Trainingslager in Donaueschingen deutet nichts darauf hin, dass der FC tatsächlich an dem ehemaligen Baumgart-Spieler interessiert ist. Der 28-jährige würde nun zwar als direkter Ersatz für Drexler ins Profil passen. Ob er den Geißböcken aber wirklich weiterhelfen würde, steht auf einem anderen Blatt.
Baumgart will auf zwei Position neue Spieler
Baumgart selbst hat am Wochenende bei Sky die Notwendigkeit formuliert, auf der Linksverteidiger-Position und im Sturm nachzubessern. Links hinten, weil Ismail Jakobs weg und Jannes Horn mindestens bis September verletzt ist und dann erst einmal drei Monate ohne Training wird aufholen müssen. Noah Katterbach zeigt sich in der Vorbereitung bislang noch nicht in der nötigen Form, um unangefochtene Nummer eins auf seiner Position zu sein. Und so drückt der Schuh sehr wohl links in der Viererkette.
Im Angriff drückt der Schuh ebenso, weil Anthony Modeste und Sebastian Andersson zwar Stück für Stück herangeführt werden an die Maximalbelastung. Dennoch sind Zweifel angebracht, ob das Duo in dem (an-)laufintensiven und auf Pressing ausgerichteten Spiel des FC-Trainers wirklich eine gute Rolle spielen könnte. Denn Fakt ist: Baumgart sieht in den Stürmern ganz vorne die erste und extrem wichtige Defensivreihe, die die gegnerischen Abwehrspieler und Torhüter unter Druck setzen muss, um keinen gezielten Spielaufbau zuzulassen. Weder Modeste noch Andersson sind dafür – Stand jetzt – gemacht.
Kilian in der Verlosung
Namen für mögliche Verpflichtungen im Sturm und links hinten gibt es allerdings noch nicht. Anders sieht das auf der dritten Position aus, über die Baumgart nicht sprach. In der Innenverteidigung hat der FC Sebastiaan Bornauw abgegeben und sucht nach einem Nachfolger. Laut Bild ist Luca Kilian vom 1. FSV Mainz 05 eine Option – auch ein ehemaliger Baumgart-Spieler, der mit 21 Jahren bei den Rheinhessen zu den größten Talenten zählt, jedoch nur auf der Bank sitz und verliehen werden soll. An Arthur Theate, der nun vom KV Oostende nach Bologna wechselt, waren die Geißböcke dagegen nie wirklich interessiert – denn die benötigte Millionenablöse stand nie auch nur ansatzweise zur Verfügung und wird es in dieser Transferperiode auch nicht geben. Ein Theate-Transfer war somit von vorne herein nur Theater.
Und dann gibt es in der Innenverteidigung natürlich noch das Dauer-Getuschel um Dominique Heintz. Als Linksfuß würde er zum FC passen, weil diese Qualität sonst nur Rafael Czichos mitbringt. Dass der 27-jährige gerne zum FC zurückkehren würde, ist schon lange ein offenes Geheimnis. Dass sein Vertrag 2022 ausläuft und Freiburg ihm keine Steine in den Weg legen würde, ebenfalls. Allerdings möchte Freiburg für den Ex-Kölner eine Ablöse generieren – und damit wäre der FC praktisch schon wieder raus aus der Verlosung. Um die Gerüchte eines Interesses von Celtic Glasgow an Heintz ist es ruhig geworden.
Drexler-Abgang eine Blaupause für den FC
Am Rande des Trainingslagers wurde noch einmal deutlich: Der FC schaut nur auf potentielle Leihspieler, also auf Spieler, die sich verändern wollen, weil sie es bei ihrem aktuellen Klub schwer haben – wie Kilian. Diese Suche braucht aber Zeit, weil sich solche Erkenntnisse bei vielen Spielern erst im Laufe einer Vorbereitung einstellen. Bestes Beispiel dafür ist der FC selbst, wo so mancher Spieler noch immer glaubt, eine Zukunft zu haben – und sich damit wohl einer Illusion hingibt.
Neben Leihspielern sind für den FC ablösefreie Spieler eine Option. Entweder aufgrund ausgelaufener Verträge oder nach Vertragsauflösungen – so wie nun Dominick Drexler ablösefrei zum FC Schalke 04 wechselt und nur für den Erfolgsfall in Gelsenkirchen eine Nachzahlung fällig wird. Dieser Vorgang ist auch für den FC eine Option, um noch den einen oder anderen Spieler abzugreifen. Allerdings gilt die Vorgabe: Der Kader soll in den kommenden zwei Jahren so wenig wie möglich durch langfristige Verträge belastet werden.
FC will Kader so wenig wie möglich belasten
Denn: 2022 laufen acht Verträge aus, 2023 sind es 14. Das heißt: Schafft es der FC in den nächsten zwei Jahren in der Bundesliga zu bleiben und den Kader vertraglich nicht weiter zu beschweren, kann der finanziell schwere Rucksack, von denen die Verantwortlichen gerne reden, deutlich erleichtert werden. In zwei Jahren, so die Hoffnung der Geißböcke, soll der FC aus den größten Sorgen raus sein. Erstens, weil man sich in der Bundesliga wieder etabliert hat. Und zweitens, weil dann die aberwitzigen Millionenverträge aus den letzten Jahren ausgelaufen sind und Spieler von der Payroll gehen, bei denen das Verhältnis aus Gehalt und sportlicher Leistung längst aus dem Gleichgewicht geraten sind. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg – und ein schwieriger, weil dem FC auf dem Transfermarkt weitgehend die Hände gebunden bleiben.
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