Der 1. FC Köln gewinnt den Bundesliga-Auftakt gegen Hertha BSC und lernt in nur 90 Minuten, wie erfolgreich der Fußball von Steffen Baumgart sein kann. Die Kölner erkämpfen sich den 3:1-Erfolg gegen Berliner, die der Kombination aus Fleiß, Härte und wachsender Überzeugung nichts entgegen zu setzen haben. Die FC-Profis wissen jetzt: So kann’s funktionieren.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Nach dem DFB-Pokal-Spiel in Jena war Steffen Baumgart nicht gerade einer Meinung mit der medialen Wahrnehmung der Kölner Leistung. Der FC-Trainer hatte viel Gutes im glücklichen Weiterkommen seiner Mannschaft gesehen. Fraglos hatte sein Team viele Ballgewinne erzwungen, körperlich über 120 Minuten fit gewirkt und trotz Rückstands die Ruhe bewahrt. Die erste Hälfte jedoch hatte einen ideenlosen FC gesehen mit so manchem Spieler, der die Aufgabe nicht präsent genug angenommen hatte.
Tore schießen macht mehr Spaß als Tore verteidigen
Eine Woche später trauten die FC-Fans ihren Augen nicht. Einen so forschen, nimmermüde anlaufenden und dabei stets offensiv denkenden 1. FC Köln hat man in Müngersdorf sehr lange nicht mehr gesehen. In der besten Phase unter Markus Gisdol, als es acht Siege aus zehn Spielen gab, begeisterten die Geißböcke die Zuschauer zwar auch, jedoch aus einer deutlich defensiveren Grundhaltung heraus. Unter Baumgart lautet dagegen das Motto: Tore schießen macht mehr Spaß als Tore verteidigen.
Die Zahlen gegen Berlin sprachen eine eindeutige Sprache: deutlich mehr Ballbesitz, deutlich bessere Passquote, viermal so viele Flanken, vier Kilometer mehr gelaufen, dazu eine bessere Zweikampfquote, mehr Torschüsse – und, klar, mehr Tore. Und das eben nicht gegen einen Viertligisten, sondern gegen eine über die letzten zwei Jahre mit einem dreistelligen Millionenbetrag verstärkte Mannschaft.
Fehler analysieren, damit es weiter funktioniert
Der Unterschied: Die Mannschaft, die am Sonntag gewann, war eine Trainer-Mannschaft. Personell nicht stärker als in der Vorsaison, dafür taktisch und mental. Die Spieler scheinen große Lust zu verspüren, den Baumgart’schen Fußball umzusetzen. Besonders beeindruckend am Sonntag: das Kölner Gegenpressing, also das sofortige Umschalten auf Wiedergewinnen des Balles bei Ballverlust, und der Kampf um zweite Bälle. Phasen, in denen Hertha kaum aus der eigenen Hälfte kam. Phasen, in denen die Zuschauer sich ungläubig ansahen.
Es gehört dazu, dass in diesen 90 Minuten längst nicht alles klappte. Die ersten 30 Minuten waren nicht gut. Hertha erzielte zwei Tore nach Standards. Den Spielern fehlte zunächst das Zutrauen in die Vorgaben des Trainerteams. Steffen Baumgart dürfte dies freuen. Denn bei aller Euphorie über den Auftaktsieg: Zum Weg des FC-Trainers gehört auch, nichts für selbstverständlich zu nehmen. Auch daran wird er seine Spieler erinnern – damit es weiter funktioniert.
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