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Bochumer Lehren: Horns erster Tag als Nummer zwei

Timo Horn im Kreis der FC-Verantwortlichen in Bochum. (Foto: IMAGO / Hufnagel)
Timo Horn im Kreis der FC-Verantwortlichen in Bochum. (Foto: IMAGO / Hufnagel)

Vor den Augen von Timo Horn auf der Tribüne läuft der 1. FC Köln den VfL Bochum an die Wand. Doch spielerisch gelingt den Geißböcken beim Aufsteiger fast nichts. Der FC ist froh, nun in eine spielfreie Woche zu gehen und Kraft zu tanken. Der eine Punkt für das 2:2 war zwar nicht der erhoffte Sieg, brachte tabellarisch aber dennoch einen wichtigen Erfolg. Denn erneut trotzten die Kölner einem Verfolger auswärts Punkte ab.

Aus Bochum berichtet Marc L. Merten

Bild des Tages

Es war der Tag, den Timo Horn wohl nie erleben wollte beim 1. FC Köln: Der Torhüter, obwohl nicht im Kader, reiste mit den Verantwortlichen ins Ruhrstadion und verfolgte das Spiel neben Präsident Werner Wolf auf der Tribüne. Es war Horns erstes Spiel als offizielle Nummer zwei der Geißböcke, und der 28-Jährige sah einen gut aufgelegten Marvin Schwäbe, der zwar das 0:1 im Eins gegen Eins durch die Beine kassierte, der darüber hinaus aber eine starke Leistung zeigte. Und hinterher durfte Schwäbe an den Mikrofonen sagen: “Für mich persönlich fühlt sich es sehr, sehr gut an, dass die Entscheidung zu meinen Gunsten ausgefallen ist. Ich bin sehr glücklich und versuche, das zu bestätigen. Timo ist hier eine Vereinsikone, hat hier neuneinhalb Jahre im Tor gestanden. Daher tut es mir natürlich leid für ihn, aber ich muss auf mich schauen.”

Geschichte des Spiels

Steffen Baumgart legte sich mit einem Fan an (“Halt die Fresse!” – mehr dazu hier). Timo Hübers erzielte sein erstes Bundesliga-Tor. Anthony Modeste erzielte ein Traumtor. Doch die Geschichte des Spiels war die Geschichte der Einwürfe. Erst kassierte der FC das 0:1 nach einem eigenen Einwurf am gegnerischen Strafraum, den die Geißböcke nicht gut absicherten. Mit nur zwei Pässen hatte Bochum Köln ausgekontert. Das 2:2 fiel schließlich nach einem gegnerischen Einwurf und weil der FC einen Ball zweimal durch den eigenen Strafraum titschen ließ. Zwei vermeidbare Gegentore, zwei Fehler in der Defensive. Oder wie Baumgart sagte: “Tore fallen, wenn die eine Mannschaft Fehler macht und die andere sie ausnutzt.” So auch bei den beiden Kölner Toren. Vor allem beim zweiten.

Spieler des Spiels

Das zweite Kölner Tor erzielte ein gewisser Anthony Modeste in wundervoller Manier. Einen Fehlpass Bochums nutzte Florian Kainz zu einem Traumpass in die Spitze. Es war einer der wenigen Momente, in denen ein Kölner schnell schaltete und sofort den Weg nach vorne suchte. Und Modeste machte, was Modeste in dieser Saison eben macht: nicht lange fackeln und den Ball versenken. Der Lupfer aus 18 Metern war höchste Fußballkunst, gefühlvoll und schön anzuschauen. Das machte ihn jedoch nicht zu Kölns Spieler des Spiels: Es war darüber hinaus sein Einsatz für die Mannschaft. Modeste arbeitete gegen den Ball, rieb sich auf und kämpfte bis zum Schluss, um das 2:2 zu verteidigen. Dass er nach einer unglücklichen Woche für den FC mit neuem Selbstvertrauen in die spielfreie Zeit gehen konnte, dürfte für die Geißböcke von großem Wert sein.

Pechvogel des Tages

Jannes Horn hätte sich am Samstagabend erneut für einen neuen Vertrag beim FC empfehlen können. Jedoch erlebte der Linksverteidiger nach seiner Einwechslung in der 61. Minute einen rabenschwarzen Tag. Indisponiert beim Einwurf vor dem 2:2, ließ er den Ball vor und hinter sich aufspringen, statt das Leder aus der Gefahrenzone zu dreschen. Chancenlos im direkten Duell gegen Antwi-Adjei zog er per Grätsche gerade noch rechtzeitig an der Strafraumkante das taktische Foul. Und auch nach vorne gelang dem Linksfuß nichts. Konnte sich nicht als Alternative empfehlen.

Die Tabelle

Mit 29 Punkten hat der 1. FC Köln nach 20 Spielen fast einen Schnitt von 1,5 Punkten pro Spiel zu bieten. Das würde in der Endabrechnung zu rund 50 Punkten gereichen. Zur Erinnerung: 2017 holten die Geißböcke 49 Zähler für Platz fünf. Diese 49 Zähler werden diese Saison nicht zu Platz fünf reichen, jedoch ist der FC unter Steffen Baumgart auf Kurs, diese Punktemarke zu erreichen. Fraglos zählt weiterhin nur die Zwischenmarke 40 Punkte – doch dieser ist man ebenfalls näher gekommen und hat den Abstand nach unten auf zehn Punkte (Platz 16, Augsburg) und elf Punkte (Platz 17, Stuttgart) ausgebaut.

Zitat des Tages

“Die allererste Aufgabe ist, dass die Jungs jetzt zur Ruhe kommen. Das ist nach dieser Englischen Woche sehr wichtig. Es gibt einiges aufzuarbeiten. Was genau, will ich nicht sagen.” (Steffen Baumgart)

Zahl des Tages

Der 1. FC Köln konnte am Samstagabend in zahlreichen Bereichen nicht an die starken Leistungen der letzten Monaten heranreichen. Die geringe Passquote (71 Prozent) und der überschaubare Ballbesitz (46 Prozent) bedingten einander, mit gerade einmal acht Schüssen auf das gegnerische Tor demonstrierte der FC die Harmlosigkeit an diesem Tag. Was aber beeindruckte, insbesondere als Abschluss der Englischen Woche nach 120 Minuten gegen den HSV, war die Laufleistung: Mit 120,6 Kilometern spulten die Geißböcke 5,35 Kilometer mehr ab als der Gegner. Der VfL gefiel zwar durch sein Positionsspiel, woran es dem FC mangelte. Jedoch machten die Kölner all ihre anderen Probleme im Ruhrstadion durch großen Einsatz wieder wett.

Erkenntnis des Spiels

Bis zum 16. Spieltag hatte der 1. FC Köln auf seinen ersten Auswärtssieg der Saison warten müssen. In der Hinrunde holten die Geißböcke nur sieben Punkte auf fremden Plätzen. Diese vermeintliche Auswärtsschwäche zeigt sich inzwischen jedoch in einem anderen Licht. Denn der 1. FC Köln ist nun schon seit fünf Auswärtsspielen ungeschlagen. Mainz (1:1), Bielefeld (1:1), Wolfsburg (3:2), Hertha (3:1) und nun Bochum (2:2) – die Kölner trotzten damit allen Teams, die in der Tabelle hinter ihnen lagen und liegen. Der FC fuhr somit Big Points ein und hielt die Konkurrenten mindestens auf Distanz. So auch am Samstag. Auch das ist eine Qualität in dieser Saison.

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