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Das Andersson-Dilemma: Der FC sitzt in der Zwickmühle

Sebastian Andersson nach dem DFB-Pokal-Aus gegen den Hamburger SV. (Foto: Bucco)
Sebastian Andersson nach dem DFB-Pokal-Aus gegen den Hamburger SV. (Foto: Bucco)

Der 1. FC Köln setzt auf einen Spieler, der körperlich und persönlich derzeit eigentlich kein Bundesliga-Format hat. Dahinter scharrt ein Youngster mit den Hufen, der sich in seiner Entwicklung blockiert sieht. Die Geißböcke haben im Kader aktuell eigentlich keine Probleme, doch Sebastian Andersson ist auf dem schlechtesten Weg, sich zu einem zu entwickeln. Der Schwede muss die Kurve kriegen – doch dafür ist er selbst verantwortlich und muss dies auch erkennen. Sonst müssen sich die Wege im Sommer trennen. Ein Kommentar.

Steffen Baumgart, das kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, hat alles getan, was in seiner Macht steht. Zusammen mit seinem Trainerteam, den Physios und Ärzten hat der FC-Coach nicht nur Anthony Modeste, sondern auch Sebastian Andersson in den letzten Monaten körperlich wieder hingebogen. Beide Stürmer hatten vor dem Sommer 2021 um die Fortsetzung ihrer Karriere auf Bundesliga-Niveau bangen müssen. Modeste ist inzwischen wieder ein Top-Torjäger der Liga. Und dem Schweden geht es zumindest wieder besser als vorher.

Inzwischen kann Andersson immerhin wieder jedes Training absolvieren. Das klingt nach einer Selbstverständlichkeit und dürfte eigentlich keiner Erwähnung wert sein. Wir erinnern uns jedoch: Im Frühjahr 2021 war das noch vollkommen undenkbar. Inzwischen ist der 30-Jährige also zumindest wieder spielfähig. Die Frage ist: auf welchem Niveau? Das Urteil, das man insbesondere nach den Startelf-Einsätzen gegen den Hamburger SV im DFB-Pokal und in der Liga bei RB Leipzig ziehen muss, fällt vernichtend aus: Andersson ist in Sachen Tempo und Beweglichkeit weit vom Bundesliga-Niveau entfernt.

Anderssons Gegenleistung geht gegen null

Diese Wahrheit sprechen die Verantwortlichen beim 1. FC Köln allerdings nicht laut aus – und zwar aus mehreren Gründen: Erstens war Andersson bislang der natürliche Modeste-Ersatz, machte in der Hinrunde sogar einige anständige Spiele und war daher sportlich zumindest vorübergehend wichtig. Zweitens ist Andersson als empfindlicher und stolzer Spieler bekannt, der sein eigenes Leistungsvermögen deutlich höher einschätzt als die FC-Verantwortlichen. Und drittens verdient Andersson beim FC rund zwei Millionen Euro im Jahr – und das auch noch in 2022/23.

Und so tun die Verantwortlichen seit Monaten alles, um den Spieler zu schützen, zu motivieren, zu fördern und wieder zu einem besseren Spieler zu machen. Öffentlich lassen Baumgart und Co. nichts auf den Mittelstürmer kommen. Die Gegenleistung des Schweden jedoch ist: nichts. Seine Körpersprache war nicht nur in Leipzig ein Affront für seine Mitspieler. Während der Baumgart’sche Erfolg vom Team-Gedanken und dem gegenseitigen Helfen lebt, kocht der 30-Jährige lieber sein eigenes Süppchen. In den Momenten, in denen Andersson zu Torchancen kommt, fehlt ihm jegliche Spannung und Körpersprache. Und sogar als er zum bis dato letzten Mal traf – im Derby gegen Mönchengladbach zum euphorisierenden 4:1-Endstand – sah sein “Jubel” so aus, als habe er gerade bei einer 1:4-Niederlage den Ehrentreffer erzielt.

Trennung im Sommer wäre die beste Lösung

Andersson, so macht es den Anschein, hat den Glauben und die Lust daran verloren, sich beim 1. FC Köln durchzusetzen. Die Konsequenz daraus müsste eigentlich lauten, dass Tim Lemperle nun seine Chance erhält und der 30-Jährige eine verdiente Denkpause – und dazu eine deutliche Ansage. Für Lemperle ist die Situation nicht einfach. Der Spieler weiß zwar selbst, dass er noch einen langen Weg bis zum Bundesliga-Niveau vor sich hat. Doch bislang wurde ihm ein mürrischer Einzelgänger vorgezogen, dem es – mit Verlaub – an diesem Niveau ebenso fehlt. Das macht es für Lemperle umso schwerer zu akzeptieren.

Das Beste für alle Seiten wäre fraglos, wenn sich Anderssons und Kölns Wege im Sommer trennen würden. Dafür aber müsste der Schwede nicht nur zu einem Wechsel, sondern auch zu finanziellen Abstrichen bereit sein. Ob er das sein wird, darf bezweifelt werden. Denn Andersson gab in den letzten Monaten wenige Anzeichen dafür, dass er auf mehr schaut als nur auf sich selbst. Und so können die Geißböcke eigentlich nur darauf hoffen, dass der Angreifer im Sommer selbständig den Versuch unternehmen wird, den Klub zu verlassen. Beim FC wäre man schon froh, den Schweden von der Gehaltsliste zu bekommen. An eine Ablöse ist bei diesem Leistungsniveau und nur noch einem Vertragsjahr ohnehin nicht zu denken. Und so wäre eigentlich zu wünschen, dass sich Andersson im Saison-Endspurt noch einmal zusammenreißt: um dem FC zu helfen und um sich für einen anderen Klub zu empfehlen.

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