Vladislav Fadeev im Trikot der U19. (Foto: Bopp)

Vladislav Fadeev im Trikot der U19. (Foto: Bopp)

Ursachenforschung: Die schwierige Saison der U19

Die A-Junioren des 1. FC Köln spielen eine durchwachsene Saison: In der UEFA Youth League stark, im DFB-Pokal in der ersten Runde ausgeschieden und in der Bundesliga hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Woran liegt‘s? Eine Analyse.

Nach der Heimniederlage gegen Preußen Münster (0:2) rief Trainer Stefan Ruthenbeck seine Mannschaft wie üblich unmittelbar nach dem Abpfiff zusammen. Aufbauarbeit war gefragt, die enttäuschten Gesichter bei Spielern, Trainern und Betreuern sprachen Bände. Trotz einer schwierigen Wintervorbereitung hatte man sich gemeinsam vorgenommen, mit einem Sieg Boden im Bundesliga-Klassement gutzumachen und den Anschluss an die vorderen Tabellenplätze zu schaffen. Es sollte nicht sein.

Mit 14 Punkten aus elf Spielen rangiert man im Niemandsland der Tabelle. Nach der 1:4-Niederlage gegen Schalke 04 am ersten Spieltag gewann die U19 des 1. FC Köln im weiteren Saisonverlauf einige Spiele zwar mehr als deutlich (z.B. 6:1 gegen Düsseldorf, 9:1 gegen Aachen), doch zu oft belohnte sich das Team für starke Leistungen nicht (z.B. 0:1 gegen Tabellenprimus Dortmund, 1:1 gegen Leverkusen) und ließ wichtige Punkte liegen.

Abgesehen vom internationalen Highlight mit den beiden Spielen gegen den KRC Genk in der UEFA Youth League gehört ebenso das Erstrunden-Aus im DFB-Pokal gegen Mönchengladbach zur durchwachsenen Zwischenbilanz. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Die Rolle der U19

Nach den Erfolgen der Kölner U19-Teams in den Vorjahren hatte Ruthenbeck bereits vor dem Saisonstart im September betont, dass man nicht als Favorit in die Bundesliga-Saison gehen würde. Der Fokus, so betonen die Verantwortlichen im Nachwuchsleistungszentrum immer wieder, liegt vorrangig in der Vorbereitung der Talente auf den Sprung ins Profi-Geschäft. Im Interview mit dem GEISSBLOG unterstrich Ruthenbeck: „Ich glaube, es sucht deutschlandweit wirklich seinesgleichen, wie viele U19-Spieler wir zuletzt in den Seniorenteams untergebracht haben.“

Individuelle Weiterentwicklung statt Teamerfolg

Ganz aktuell bedeutet das: Neben Torwart Jonas Urbig, der in junger Vergangenheit schon dem Profi-Kader angehörte und jetzt in der U21 eingesetzt wird, ist nun auch Mittelfeldspieler Philipp Wydra, in der Hinrunde noch Leistungsträger in der U19, fest in der „Profi-Reserve“ eingeplant und wird nicht mehr für die A-Junioren zum Einsatz kommen.

Auch Innenverteidiger Rijad Smajic verbuchte zuletzt erste Einsätze im Seniorenbereich, lief aber zumindest im Heimspiel gegen Münster wieder für die U19 auf. Mit Pierre Nadjombe, Vladimir Fratea, Ben Decker, Meiko Wäschenbach und Carlo Kettig sammelten im Januar und Februar gleich fünf weitere Akteure wichtige Erfahrungen im Seniorenbereich. Sie werden jedoch weiterhin für die A-Junioren auf Punktejagd gehen.

In dieser Aufzählung dürfen auch Jens Castrop und Nicolas Bajlicz nicht unerwähnt bleiben. Castrop wurde als FC-Jungprofi im Winter an den 1. FC Nürnberg verliehen und gehörte zuvor bereits zur U21. Jedoch hätte der 2003er Jahrgang auch diese Saison noch für die U19 auflaufen dürfen. Bajlicz war als 16-jähriges Top-Talent während der Corona-Pandemie zum FC gewechselt. Jedoch war der Österreicher vor allem persönlich wegen den gesellschaftlichen Einschränkungen nie wirklich in Köln angekommen. Im Winter wechselte er zurück nach Wien.

Dies verdeutlicht, dass die individuelle Weiterentwicklung der Spieler oberste Priorität hat. Und somit, dass sich die U19 immer den Anforderungen des Seniorenbereichs fügen muss und dass die sportliche Punkteausbeute der Nachwuchsteams nicht an allererster Stelle steht.

Verletzungen und Krankheiten

Ende März des letzten Jahres ging Abwehr-Talent Mikail Özkan im Testspiel gegen Schalke 04 mit einem lauten Schrei zu Boden. Eine schwere Knieverletzung lässt an ein Comeback bis heute nicht denken. Sturm-Juwel Justin Diehl überzeugte zu Beginn der Saison, verletzte sich nach einer Bänderverletzung während der Sommervorbereitung im Herbst jedoch erneut. Den leidgeprüften 17-Jährigen plagen weiterhin Kniebeschwerden, er trainiert mittlerweile allerdings punktuell wieder mit der Mannschaft. Zudem erwischte es Simon Breuer beim Auswärtsspiel in Wuppertal. Der Kapitän laboriert weiter an seiner Sprunggelenksverletzung und kommt ebenfalls erst langsam wieder auf die Beine.

Verletzungspech und pandemiebedingte Ausfälle

Das Verletzungspech von Leistungsträgern hatte und hat die U19 fest im Griff. Mit Diehl fehlt ein Spieler, der mit seinem Tempo immer wieder Torgefahr provoziert, mit Breuer fehlt ein Aggressive Leader, der seine Mannschaft auf dem Platz führen kann und auch im Abschluss „abgezockt“ ist.

Hinzu kamen gerade in Coronazeiten immer wieder zahlreiche Krankheitsfälle. Ruthenbeck hatte verständlicherweise nicht nur größte Mühe, einen strukturierten Trainingsbetrieb zu organisieren, sondern musste in etlichen Spielen auf wichtige Spieler verzichten und ständig improvisieren.

Qualität und Breite des Kaders

Ohne Zweifel: Das Fundament aus hochtalentierten Nachwuchsspielern in der A-Jugend des FC ist groß. Die Moral und die Einsatzbereitschaft waren in keinem der absolvierten Spiele zu beanstanden. Vielmehr fällt insbesondere die mangelnde Chancenverwertung, gerade in knappen Spielen, auf.

Die U19 hat zumeist die optische Überlegenheit, bestimmt das Spielgeschehen, agiert im Abschluss jedoch häufig nicht clever genug. Ruthenbeck kritisierte zuletzt technische Mängel, die im A-Junioren-Bereich eigentlich nicht mehr auftauchen sollten. Der erfahrene Coach konstatierte: „So, wie wir jetzt aufgestellt sind, haben wir Probleme. Die Jungs müssen sich weiter verbessern. Gerade auch die Spieler aus der zweiten Reihe, die zuletzt hochgespült wurden, müssen Duftmarken setzen. Das haben sie noch nicht geschafft.“

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