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Modeste: “Ich möchte mit dem FC in Europa spielen, aber…”

Anthony Modeste weiß um seine Rolle beim FC. (Foto: Bucco)
Anthony Modeste weiß um seine Rolle beim FC. (Foto: Bucco)

Anthony Modeste hat im Interview mit dem GEISSBLOG noch einmal klar gemacht: Mit einem auslaufenden Vertrag will der Stürmer des 1. FC Köln nicht in die nächste Saison gehen. Darüber hinaus sprach der Franzose über seinen Status bei den Geißböcken, über den Europa-Traum, über die Probleme mit Markus Gisdol und sein besonderes Verhältnis zu Steffen Baumgart im Vergleich zu Peter Stöger. Das Interview führten Lina Gebhardt und Marc L. Merten

GEISSBLOG: Herr Modeste, keine Frage rund um die Kaderplanung des 1. FC Köln scheint derzeit mehr zu interessieren als die Frage, ob Anthony Modeste beim FC bleibt. Wird das Thema für Sie zum Running Gag?

ANTHONY MODESTE: „Es würde euch Journalisten doch langweilig, wenn ich nicht mehr da wäre. (lacht)

Thomas Kessler hat in der letzten Woche gesagt: Was soll im Sommer schon passieren? Anthony Modeste hat einen gültigen Vertrag bis 2023. Also alles gar nicht so wild?

Für mich ist Sicherheit wichtig. Im April werde ich 34 Jahre alt. In diesem Alter will ich nicht mit einem auslaufenden Vertrag in die nächste Saison gehen. Denn wenn der FC irgendwann nächste Saison sagt: ‚Wir wollen nicht mit dir verlängern!‘ Was mache ich dann?

Sie würden also einen Wechsel bevorzugen, sollte der FC im Sommer nicht mit Ihnen verlängern?

Sollte es einen anderen Verein geben, der mir einen Zwei- oder Drei-Jahres-Vertrag anbieten sollte und das würde mich reizen, dann würde ich mir darüber Gedanken machen und mit dem FC sprechen.

Haben Sie gerade ein Déjà-vû?

Anthony Modeste über Europa

Die Gespräche können aber erst beginnen, wenn Christian Keller beim FC angekommen ist.

Ich bin nicht der Einzige, der auf Christian Keller wartet. Alle warten auf ihn. Er wird hier erwartet wie Messias. (lacht) Er hat sicher viel Arbeit vor sich, und ich freue mich ihn kennen zu lernen und mit ihm zu sprechen.

Vertrag hin oder her: 2017 hat sich der FC für Europa qualifiziert und Sie haben den FC verlassen…

Haben Sie gerade ein Déjà-vû? (lacht)

Sagen Sie es mir! Oder werden Sie diesmal bleiben, wenn der FC sich wieder für Europa qualifiziert?

Ich erinnere mich daran, dass ich nach meiner Rückkehr aus China gesagt habe: Ich möchte mit dem FC einmal in Europa spielen. Der FC bleibt mein erster Ansprechpartner, aber in meinem Alter weiß ich eben auch: Meine Karriere ist bald vorbei. Ich bin nicht die Zukunft des FC. Ich bin hier glücklich, ich weiß, dass ich hier eine Geschichte habe und etwas Besonderes bin. Am Ende muss ich auch an mich denken.

Die Zeit nach Ihrer Rückkehr aus China hatte ja alles: das umjubelte Comeback, der tiefe Fall, jetzt die Wiederkehr des Helden. Ist das der Profifußball in der Nussschale?

Klar, so funktioniert Fußball. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man ganz oben ist, aber auch, wenn man ganz unten ist. Ich habe alles erlebt. In dieser Zeit sieht man, wie die Menschen wirklich sind. Ich war immer für mich selbst verantwortlich. Niemand kann mir helfen zu laufen, niemand kann mir helfen Tore zu schießen. Für alles, was ich geschafft habe, war ich selbst verantwortlich.

Manchmal haben der Trainer und ich auch Stress

Anthony Modeste über Steffen Baumgart

Trotzdem sind Sie doch ein Spieler, der den richtigen Trainer haben muss.

Auf jeden Fall. Diese Saison erinnert mich sehr an die Zeit mit Peter Stöger. Dabei ist er ein ganz anderer Trainer als Steffen Baumgart. Am Ende ist mein Verhältnis zum Trainer das Wichtigste. Wenn ein Trainer hinter mir steht, gebe ich immer alles. Deshalb war das Gespräch vor dieser Saison mit Steffen Baumgart auch so wichtig.

Worüber haben Sie geredet?

Ich habe das gebraucht. Ich hatte hier noch zwei Jahre Vertrag und wusste nicht, wie es weitergeht. Man hat über mich gesagt, ich hätte kein Bundesliga-Niveau mehr. Steffen Baumgart war ehrlich zu mir, aber ich war auch ehrlich zu ihm. Manchmal tut Ehrlichkeit weh, aber am Ende geht es nicht ohne. Ich habe das Vertrauen zurückbekommen, und bis jetzt habe ich 15 Tore geschossen.

Was haben Sie Ihrem Trainer in dem Gespräch gesagt?

Dass ich kein Typ bin, über den man hinter seinem Rücken redet. Man soll mir alles ins Gesicht sagen. Genauso bin ich auch. Ich sage den Menschen ins Gesicht, was ich denke. Manchmal haben der Trainer und ich auch Stress, manchmal gefällt ihm nicht, was ich sage. Aber am Ende sind wir ehrlich, und genau deshalb funktionieren wir so gut miteinander.

In den zweieinhalb Jahren zwischen Herbst 2018 und Sommer 2021 lief es nicht. Sie waren nicht fit. Würden Sie sagen: Auch Sie haben in dieser Zeit was falsch gemacht?

Wie willst du fit sein, wenn du nicht spielst? Ich habe immer versucht dranzubleiben, habe zweimal die Woche individuell mit einem Personal Trainer gearbeitet. Wenn ich höre: Tony hatte damals sieben Kilo mehr. Das stimmt einfach nicht. Aber wie gesagt: Wenn du nicht spielst, ist es schwer. Wenn du nicht das Vertrauen des Trainers hast, wenn du ein komisches Gefühl hast, dann geht es nicht. Deshalb hatte ich auch keinen Bock mehr und ich musste weg. Deshalb bin ich nach St. Etienne gegangen.

Mit keinem Trainer hatten Sie ein schlechteres Verhältnis als mit Markus Gisdol. Obwohl Sie sich mal zu einer Aussprache getroffen haben.

Das war nach dem Heimspiel gegen Frankfurt (im Oktober 2020, Anm. d. Red.), als er mich erst ganz zum Schluss für nur eine Minute eingewechselt hat. Danach sind selbst die Fans ausgerastet. Eine Minute rein und dann fertig? Da hat selbst der Trainer gemerkt, dass das drüber war. Deshalb wollte er mit mir reden, aber egal, was er gesagt hat: Es hat nichts geändert.

Geht schnell, oder? Also wenn die Saison gut läuft, geht sie schnell… (lacht)

Anthony Modeste über das Saisonfinale

Sind Sie heute ein anderer Mensch als 2017?

Ich bin immer noch Schwarz. (lacht) Klar, es ist ein großer Unterschied, ob ich 28 oder 33 bin. Ich habe viel mehr Erfahrung, ich bin cleverer. Obwohl es manchmal unter Baumgart schwer ist, etwas weniger, dafür mit Auge zu machen – der sieht sowas immer. (lacht)

Die Saison geht dem Ende entgegen. Es sind nur noch sieben Spiele…

Geht schnell, oder? Also wenn die Saison gut läuft, geht sie schnell… (lacht)

Welche Ziele setzen Sie sich noch für den Endspurt?

Ich will die 20-Tore-Marke knacken. 20 Tore sind noch einmal eine andere Nummer. Wir sind im April. Wir haben den Klassenerhalt geschafft. Was gibt es Besseres? Klar, ich weiß, was jetzt alle hören wollen, aber wir sind entspannt und stehen nicht unter Stress. Und ohne Stress passieren die schönsten Dinge.

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