Unter den Augen von Armin Veh hat der 1. FC Köln am Samstag beim FC Augsburg mit 4:1 gewonnen und dabei erstmals in dieser Saison einen Elfmeter zugesprochen bekommen. Die Geißböcke dominierten den FCA in allen Bereichen und ließen die Fans jubeln. Diese fangen nun an zu rechnen: Denn zuletzt geht es gegen zwei ehemalige FC-Bosse – wenn auch nicht gegen Veh.
Aus Augsburg berichtet Marc L. Merten
Geschichte des Spiel
Wenn eine Reaktion des 1. FC Köln dieses Spiel beim FC Augsburg perfekt umschrieb, so war es das Tor der Geißböcke zum 4:1. Nicht nur, weil der FC nur vier Minuten nach dem Augsburger Treffer zum 3:1 reagierte und die FCA-Hoffnungen auf ein Comeback im Keim erstickte. Vor allem, weil wieder einmal zwei Dinge zusammenpassten: Erstens war es erneut ein Joker (Tim Lemperle), der entscheidend am Schlusspunkt eines FC-Sieges beteiligt war. Sein Solo vorbei an Dorsch war sehenswert und ließ aufleuchten, wozu Lemperle zukünftig fähig sein könnte. Zweitens war es das Zusammenspiel von Mark Uth und Anthony Modeste, dem in der Liga derzeit formstärksten Sturm-Duo. In den letzten vier Spielen waren Uth (2 Tore, 5 Vorlagen) und Modeste (4 Tore, 2 Vorlagen) die überragenden Offensivkünstler beim FC. Und auf ihnen ruhen die Hoffnungen für den Schlussspurt gegen Wolfsburg und Stuttgart.
Spieler des Spiels
Eigentlich müsste hier erneut Mark Uth genannt werden. Doch erstens gehört Uth zur Geschichte des Spiels, und zweitens verdiente sich auch Jan Thielmann am Samstag diesen Titel. Der Youngster glänzte neben Modeste und Uth als dritter Angreifer mit einem Tor und einer Vorlage. Er brachte den FC auf die Siegerstraße. Nach seinem Tor gegen Bielefeld nutzte der 19-Jährige seine Startelf-Chance zu einem bärenstarken Auftritt. Gemeinsam mit den beiden Routiniers im Sturm will Thielmann nun entscheidend zum Europa-Traum beitragen.
Pfiff des Spiels
In der 62. Minute ertönte ein Pfiff, den es so in dieser Saison in einem Bundesliga-Spiel mit Beteiligung des 1. FC Köln noch nicht gegeben hatte: ein Elfmeter-Pfiff. Anthony Modeste war von FCA-Kapitän Gouweleeuw im Strafraum gefoult worden – klare Sache, Schiedsrichter Robert Schröder entschied auf Strafstoß. Modeste verwandelte sicher mit rechts, in eine Lieblingsecke vom Schützen aus links unten. In den 31 Spieltagen zuvor hatte es weder für noch gegen den FC einen Elfmeter gegeben. Nun war es soweit und Modeste ließ sich die Chance nicht nehmen.
Zuschauer des Tages
All dies erlebte ein gewisser Armin Veh auf der Tribüne. Was sich wohl der ehemalige Sportchef der Kölner gedacht haben mag, als er das Spiel des 1. FC Köln sah? Womöglich feierte er sich innerlich für die sechs Spieler, die beim FC zum Einsatz kamen und von Veh einst geholt worden waren (Schmitz, Skhiri, Kainz, Modeste, Schaub, Schindler). Sicherlich nicht wird er an die zahlreichen Transferflops gedacht haben, die der FC nach Vehs Aus abfinden musste und wegen denen Vehs Nach-Nachfolger Christian Keller kaum weiß, wie er im Sommer eine schlagfertige Truppe auf die Beine stellen soll. Vielleicht kam Veh aber auch der Gedanken, dass er den FC schon 2019/20 gut genug sah, um nach dem Aufstieg sofort wieder nach Europa zurückzukehren. Gut möglich, dass er sich nun darin sogar bestätigt sah. Ob er sich dabei aber auch eingestand, dass Veh als ehemaliger Meistertrainer für diese Mission in der entscheidenden Frage immer daneben gelegen hatte? In der Trainerfrage.
Zitat des Spiels
Der aktuelle Trainer des 1. FC Köln sprach derweil nach dem Sieg: “Ob wir an Europa glauben? Haben Sie diese Leistung gesehen? Dann haben Sie gesehen, dass wir glauben.”
Zahlen des Tages
Es gab am Samstag nur eine einzige Statistik, die der FC nicht gewann: Augsburg hatte nach 90 Minuten ein paar mehr Sprints absolviert. Der Rest? FC-Dominanz pur. 4:1 Tore. 3,58 zu 2,71 xGoals. 18 zu 14 Torschüsse. 7 zu 5 Ecken. 55 zu 45 Prozent Ballbesitz. 112,3 zu 108,0 Kilometer Laufleistung. 105 zu 90 gewonnene Zweikämpfe. 81 zu 74 Prozent Passquote. Dejan Ljubicic lief am meisten (11,7km), Jan Thielmann lief am schnellsten (33,74 km/h), Jonas Hector gewann die meisten Zweikämpfe (19) und Tony Modeste schoss am häufigsten aufs Tor (7).
Einwechslung des Spiels
Fünf Spiele in Folge stand Kingsley Schindler nicht im Kader des 1. FC Köln. Der Rechtsaußen fehlte in dieser Zeit immer wieder aus privaten Gründen im Training und weilte nicht in Köln. In der Nachspielzeit in Augsburg wechselte Steffen Baumgart den 28-Jährigen erstmals wieder ein. Ein Zeichen der Zugehörigkeit nach persönlich schwierigen Zeiten – auch diese Signale an seine Spieler gehören zu den Geheimnissen des Erfolgs von Steffen Baumgart.
Erkenntnis des Spiels
Vor den Augen von Ex-Boss Armin Veh gelang dem 1. FC Köln eines der besten Bundesliga-Spiele der letzten Jahre. Vor den Augen zweier weiterer Ex-Bosse müssen nun noch zwei weitere solche Leistungen gelingen. Dann klappt es sicher mit Europa. Gegen den VfL Wolfsburg mit Jörg Schmadtke kann der FC im Bestfall die Europa League, sicher aber die Conference League fix machen. Ein Punkt reicht für die kleinere europäischen Bühne Conference League, ein Sieg könnte für die Europa League reichen, sollte Union Berlin verlieren. Und dann geht es eine Woche später zum VfB Stuttgart mit Alexander Wehrle. Was dann noch möglich sein wird, entscheidet sich im letzten Heimspiel der Saison vor 50.000 Zuschauern in Müngersdorf. Kein Wunder, dass die Geißböcke für diese Partie über 200.000 Karten hätten verkaufen können.
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