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Darum müssen sich die Talente unter Baumgart gedulden

Maximilian Schmid, Justin Diehl und Winzent Suchanek durften sich bereits bei den Profis zeigen. (Foto: Bucco)
Maximilian Schmid, Justin Diehl und Winzent Suchanek durften sich bereits bei den Profis zeigen. (Foto: Bucco)

Der 1. FC Köln muss aufgrund seiner Finanzlage zwangsläufig vermehrt auf junge Spieler setzen. Doch in der vergangenen Saison setzte Steffen Baumgart vornehmlich auf erfahrenere Spieler. Der Erfolg gab ihm Recht. Doch warum taten sich viele Talente schwer, sich im Training für mehr Einsätze zu empfehlen? Ein Liga-Vergleich zeigt: Der FC lag mit seiner Talentförderung im Bundesliga-Mittelfeld.

Die Statistiken sprechen auf den ersten Blick eine deutliche Sprache: Bright Arrey-Mbi (19 Jahre alt) kam auf null Einsätze, Marvin Obuz’ (20) Sekunden-Einsatz im DFB-Pokal bekam statistisch gesehen nicht einmal eine Einsatzminute, Mathias Olesen (21) wurde zweimal in der Bundesliga eingewechselt (acht Minuten), Noah Katterbach (21) nur einmal (15 Minuten), Tomas Ostrak (21) zwar immerhin sechsmal, aber auch nur für insgesamt 71 Minuten.

Nur Thielmann und Lemperle stechen heraus

Von den Jüngsten im Kader durften sich nur Tim Lemperle (20 Jahre alt/14 Einwechslungen/144 Minuten) und vor allem Jan Thielmann (19 Jahre alt, 31 Einsätze, 1419 Minuten) über regelmäßige Einsätze freuen, während unter den 20 Spielern mit den meisten Profi-Einsatzminuten nur Thielmann unter 20 Jahre und nur Luca Kilian unter 23 Jahre alt war.

Der Erfolg mit den vermehrt älteren Spielern gab Steffen Baumgart fraglos Recht, die Priorität lag auf der positiven Entwicklung der gesamten Mannschaft und in der Hoffnung, dass die Talente im Windschatten des Erfolgs einen großen Sprung für die Zukunft machen würden. Thielmann gelang dies, Lemperle auch, Olesen gehörte zum Saisonende als fester Bestandteil zum Kader.

Welche Klubs setzten die meisten Talente ein?

Doch warum nicht mehr? Ein Liga-Vergleich zeigt: Der FC lag mit seinen zwei eingesetzten U20-Spielern (Thielmann, Lemperle – Obuz ausgenommen) im Bundesliga-Mittelfeld. Stuttgart (8), Bayern und Dortmund (je 7), Hoffenheim und Hertha BSC (je 6) führen die Tabelle der eingesetzten Teenager an. Fünf Mannschaften setzten dagegen nur einen U20-Spieler ein (Bochum, Frankfurt, Union, Mainz, Bielefeld), während Fürth keinem einzigen Teenager in dieser Saison zum Profi-Debüt verhalf.

Der FC mit Thielmann und dem erst seit Februar 20-jährigen Lemperle lag somit zusammen mit Gladbach und Augsburg auf einem geteilten zehnten Platz. Dennoch: Hätten die Geißböcke, die sich die Nachwuchsförderung auf die Fahne geschrieben haben und wegen der finanziellen Probleme dringend benötigen, nicht noch mehr Talenten ihre Debüts verschaffen sollen?

Was heißt denn Spielpraxis? Wir sind doch nicht im Kindergarten.

Steffen Baumgart

Steffen Baumgart hat dazu eine klare Meinung und äußerte diese bereits im GEISSBLOG-Interview im Januar: “Die Jungs brauchen alle noch ein, zwei Jahre, bis wir sagen: Das sind Bundesliga-Spieler. Aktuell sind sie im Bundesliga-Kader und können punktuell helfen.” Und weiter: “Toptalente kommen voller Selbstbewusstsein aus der Akademie und sagen: Wir wollen spielen. Das Problem ist, dass sie ab diesem Moment einen anderen Weg gehen müssen. Denn dann geht es nicht mehr nur um das Talent, sondern um harte Arbeit. Warum, glauben Sie, setzen sich nicht immer die Talentiertesten durch? Weil es darum geht, bissig zu sein und zu bleiben, kontinuierlich zu arbeiten, demütig zu sein.”

Auch zur Frage, wie wichtig frühe Spielpraxis für Talente sei, hatte Baumgart eine klare Meinung: “Was heißt denn Spielpraxis? Wir sind doch nicht im Kindergarten. Ein Spieler muss einen anderen Spieler verdrängen, um spielen zu können”, sagte Baumgart. “Gefördert wird er im Training. Jeden Tag. Der Spieler kann unter höchsten Bedingungen bei uns trainieren. Dieses Training hilft ihm, und nicht, dass er am Wochenende mal zehn Minuten reingeworfen wird.”

Talent-Förderung versus Bundesliga-Alltag

Im Training band Baumgart in der zurückliegenden Saison zahlreiche Talente ein: In der Vorbereitung im Sommer konnten sich zahlreiche Talente zeigen, darunter Justin Diehl, Philipp Wydra, Meiko Sponsel und Georg Strauch. Jonas Urbig, Marvin Obuz und Tim Lemperle blieben neben Jan Thielmann dauerhaft dabei. Mathias Olesen stieß in der Rückrunde dazu. Darüber hinaus waren immer wieder Talente situativ dabei, unter anderem Rijad Smajic, Winzent Suchanek, Maximilian Schmid und Damion Downs.

Wer in der kommenden Sommer-Vorbereitung wieder mittrainieren darf, ist noch nicht bekannt. Klar ist aber, dass Baumgart mit Blick auf die Kaderplanung auch für die kommende Saison wieder vornehmlich auf erfahrene Kräfte setzen will. “Bei allen Talenten, die wir fördern wollen, dürfen wir nicht vergessen: Wir brauchen eine Bundesliga-Mannschaft”, sagte der 50-Jährige. “Wir brauchen Jungs, die bewiesen haben, dass sie bestehen können.”

Frage der Geduld: Downs als Beispiel

Ein wichtiger Grund: Gerade die jüngeren Toptalente führt der laufintensive und kraftvolle Spielstil unter Baumgart körperlich noch schnell an die Grenzen. Das mussten Youngster wie Diehl, Wydra und Sponsel früh in der Vorbereitung merken. Auch Downs, der im März im Testspiel gegen Siegburg glänzen konnte, wird deshalb im kommenden Jahr noch nicht regelmäßig bei den Profis stattfinden. Nach GEISSBLOG-Informationen ist der 17-jährige Stürmer fest in der U19 eingeplant.

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