Der 1. FC Köln ist das erfolgreichste Pressingteam Europas. (Foto: Bucco)

Der 1. FC Köln ist das erfolgreichste Pressingteam Europas. (Foto: Bucco)

Wie sich der FC zum erfolgreichsten Pressingteam Europas entwickelt hat

Letztes Jahr ist der 1. FC Köln knapp der 2. Bundesliga entkommen, dieses Jahr steht sensationell der siebte Platz zu Buche. Wie sich das Team unter Steffen Baumgart zu dem erfolgreichsten Pressingteam Europas entwickelte und wieso der FC nächstes Jahr auf der internationalen Bühne spielt. Teil 2 der großen Saisonanalyse von CREATEFOOTBALL*.

Eine Stärke der Kölner in der vergangenen Saison war vor allem das aggressive Stören des Gegners im Spielaufbau (8.00 PPDA). Im Verlauf der Saison zeigte sich ein leicht positiver Trend im Bezug auf die Anzahl der hohen Pressingaktionen (im letzten/gegnerischen Drittel). Noch auffälliger ist der Anstieg der Erfolgsquote bei den hohen Pressingaktionen im Laufe der Saison. Führten zum Anfang der Saison noch etwas weniger als 50 Prozent der Aktionen zu einem Ballgewinn, waren am Ende der Saison knapp sechs von zehn Pressingaktionen erfolgreich. Mit 58.8 erfolgreichen Pressinaktionen pro Spiel erreichten die Kölner zudem den Topwert aller Top-5-Ligen und entwickelten sich damit zum erfolgreichsten Pressingteam Europas.

Eine weitere Stärke des FC war die Flankenhäufigkeit. Wie bereits in Teil 1 der Saisonanalyse beschrieben, flankte kein Team häufiger als die Kölner (19.6). Auch wenn die Flankengenauigkeit nur Mittelmaß in dieser Bundesliga-Saison war, führte die schiere Menge an Versuchen dazu, dass die Kölner die zweitmeisten Flanken (6.8 pro Spiel) zum Mitspieler brachten – nur Hoffenheim ist mit 7.0 angekommenen Flanken stärker gewesen. Ein Trumpf war dabei Anthony Modeste, der überragende zehn Kopfballtore in dieser Saison erzielen konnte.

TeamFlanken/90minGenauigkeit (%)Erfolgreich
Hoffenheim17,2740,707,03
Köln19,3835,006,78
Union Berlin15,3637,505,76
Bayern München15,4937,105,75
RB Leipzig14,0938,205,38
Eintracht Frankfurt15,7433,205,23
Augsburg12,7638,604,93
Freiburg13,7734,104,70
Stuttgart11,5639,704,59
Wolfsburg14,3030,904,42
Bochum13,0333,804,40
Mainz 0512,2236,004,40
Bayer Leverkusen11,3332,303,66
Arminia Bielefeld10,5533,903,58
Borussia Dortmund10,5633,203,51
Borussia M’gladbach9,1438,203,49
Hertha BSC10,7930,903,33
Greuther Fürth9,7829,002,84

Wenig progressive Pässe

Steffen Baumgart lässt sein Team ballbesitzorientierten Fußball (55.4%) spielen, lässt dabei den Ball allerdings relativ langsam zirkulieren (nur 13.6 Pässe pro Minute). Auch in Bezug auf den Anteil der progressiven Pässe (7.) und den Pässen in das letzte Drittel (9.) an der Passanzahl ist Köln eher Bundesliga-Mittelmaß. Das liegt allerdings daran, dass Köln durch die hohen Ballgewinne meist nicht mehr viel Raum zum Tor des Gegners für viele progressive Pässe hat oder schnell den Abschluss sucht, da der Weg zum Tor nicht mehr sehr weit ist.

Chancen und Chancenverwertung

Vergleicht man die beiden Grafiken zur (gegnerischen) Chancenverwertung, fällt auf, dass sich besonders die Trendlinien nahezu identisch verhalten. Im Laufe der Saison konnte man sich mehr Chancen herausspielen, dafür sank die Chancenverwertung erheblich. Auch der Gegner konnte sich gegen Köln im Laufe der Saison immer mehr Chancen herausspielen, doch auch beim Gegner nahm die Chancenverwertung im Laufe der Saison ab.

xG und xGa pro Schuss

Nimmt man die Werte für die xG und xGa pro Schuss hinzu, wird schnell klar, dass die abnehmende Chancenverwertung des Gegners unter anderem daran liegt, dass man die gegnerische Mannschaft im Verlauf der Saison in immer unattraktivere Abschlussposition gedrängt hat.

Sowohl xG als auch xGa pro Chance zeigen einen negativen Trend im Laufe der Saison auf, dass heißt, Köln hat sich immer ungefährlichere Chancen herausgespielt, allerdings dem Gegner auch immer ungefährlichere Chancen gewährt. Besonders der Ausreißer am 6. Spieltag beim 1:1 bei Eintracht Frankfurt verfälscht hier den Trend der xG pro Chance, da man aus einer Chance ein Tor erzielen konnte bei einem xG-Wert von 1.17. Zwar verliefe der Trend ohne Bewertung dieses Spiels nicht so schnell abwärts, allerdings wäre der Trend immer noch leicht negativ.

Fazit

Zwar nahmen ein paar fußballrelevante Statistiken im Laufe der Saison an Qualität (Flankengenauigkeit, Chancenverwertung, Ballbesitzanteile) ab, allerdings gelang es die Quantität (Flanken, Pressingaktionen, herausgespielte Chancen, Pässe) in den entsprechenden Aktionen zu erhöhen, sodass die erfolgreichen und gelungenen Aktionen über die gesamte Saison konstant blieben (Tore, angekommene Flanken, Passrate, erfolgreiche Chancen). 

Steffen Baumgart konnte dem 1. FC Köln in dieser Saison wieder eine klare Spielidee (hohes Pressen, viele Flankenläufe und ballbesitzorientierter Fußball) aufdrücken und wenn bedacht wird, dass die Mannschaft letzte Saison noch in der Relegation gespielt hat, ist die Europa Conference League trotz der beiden Niederlagen zum Saisonende ein unglaublicher Erfolg.

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*Dieser Text stammt von der Fußball-Consultancy CREATEFOOTBALL GmbH, die national wie international Profivereine, Berateragenturen sowie Medienanstalten in den Themenfeldern Datenscouting und -analyse berät.

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