Christian Keller plant die nächste FC-Saison. (Foto: Bucco)

Christian Keller plant die nächste FC-Saison. (Foto: Bucco)

Keller im Interview: Auf diesen Positionen sucht der FC neue Spieler

Christian Keller im GEISSBLOG-Interview: Der neue Sportchef des 1. FC Köln spricht über die Kaderplanung und den schwierigen Transfermarkt, über Anthony Modeste und die Conference League, bestätigt Linton Maina und deutet das Interesse an Denis Huseinbasic an. Der erste Teil des großen Interviews – Teil zwei erscheint am Freitag.

Das Interview führten Sonja Eich und Marc L. Merten

GEISSBLOG: Herr Keller, schmerzt es Sie als Geschäftsführer, dass der 1. FC Köln den Einzug in die Gruppenphase der Europa League verpasst hat?

CHRISTIAN KELLER: „Der finanzielle Unterschied zwischen der Conference und der Europa League ist nicht weltbewegend.Das schenkt sich nicht viel, sofern wir die Gruppenphase erreichen. Auch, weil wir dann durch die Play-offs ein Heimspiel mehr hätten. Erst nach der Gruppenphase geht die Spanne weiter auseinander, weil die Prämien in den K.o.-Runden unterschiedlich groß sind. Richtig kracht es erst in der Champions League. So weit sind wir aber noch nicht (lacht). Wir können zufrieden sein, dass wir überhaupt die Play-offs erreicht haben.“

War es trotzdem für Sie eine Erleichterung, dass Union gewonnen hat?

„Ja, sonst hätten wir uns aufgeregt. Nach dem Spiel war in der Kabine zunächst schlechte Stimmung, weil alle gewinnen wollten. Dann kam aber relativ schnell die Ansage: Kommt, jetzt freut euch, wir haben eine starke Saison gespielt! Und dann wurde gefeiert – bis hin zum Diver in der Kabine.“

Wie verändert sich für Sie die Kaderplanung aufgrund der Conference League?

„Erstmal überhaupt nicht. Ich bin grundsätzlich kein Freund von einem zu großen Kader. Einerseits finde ich, dass jeder Spieler Aufmerksamkeit im Sinne der individuellen Förderung braucht. Dafür müsste man das Trainerteam größer machen, und wir haben zumindest nicht vor, es deutlich zu vergrößern. Andererseits würden auch bei einer Mehrfachbelastung nicht alle zum Zug kommen. Wenn der Kader eine gesunde Größe hat, reduziert das von Anfang an eine potentielle Unzufriedenheit. Deswegen planen wir den Kader losgelöst von den Play-offs. Schließlich haben wir keine Garantie, dass wir sie überstehen.“

Wir werden primär Spieler holen, die viel Potential haben, aber ihre Qualität auf Bundesliga-Niveau noch nicht nachgewiesen haben

Christian Keller

Sie sagen, dass Sie das Trainerteam nicht deutlich vergrößern wollen. Das klingt danach, als gäbe es Veränderungen.

„Ich will es nicht ausschließen. Unsere beiden Spielanalysten halten sich tagtäglich im Büro auf. Wenn der Rest des Trainerteams einen freien Tag hat, sitzen die beiden trotzdem acht bis zehn Stunden da. Wenn jetzt weitere Spiele durch Europa dazu kommen, müssen wir überlegen, ob es noch tolerierbar ist, was sie an Arbeitsleistung abrufen.“

Einige Personalentscheidungen wurden schon vor ihrem Amtsantritt getroffen. Wie laufen die Transfers jetzt unter ihnen als Sport-Geschäftsführer ab?

„Ein Transfer ist immer eine Kollektiventscheidung. Da werden die Scouts, das Trainerteam und Thomas Kessler mit einbezogen. Ich kann nicht vorhersehen, wie sich ein Spieler entwickelt. Natürlich habe ich immer eine Meinung dazu, aber ich habe keine Glaskugel. Wenn aber alle Beteiligten eine ähnliche Meinung haben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir richtig liegen. Eines ist klar: Wir werden auf Sicht nicht in der Lage sein, fertige Spieler zu holen. Wir werden primär Spieler holen, die viel Potential haben, aber ihre Qualität auf Bundesliga-Niveau noch nicht nachgewiesen haben.“

Können Sie das ausführen?

„In meiner Definition bedeutet Qualität, dass die Spieler in der Lage sind, auf einem hohen Niveau, in unserem Fall der Bundesliga, konstant Leistung abzurufen. Potenzial bedeutet, der Spieler hat die Anlagen, um Bundesliga zu spielen, dies aber noch nicht oder nicht regelmäßig unter Beweis gestellt. Unsere Aufgabe wird sein, aus Potenzial Qualität zu machen. Die Verpflichtung von Timo Hübers im letzten Sommer ist dafür ein Paradebeispiel.

Ist Denis Huseinbasic auch so eine Idee?

„Da wir uns in Regensburg viel mit Regionalliga-Spielern beschäftigt haben, können Sie davon ausgehen, dass ich mich in der Regionalliga sehr gut auskenne. (lacht)“

Wir wollen auch noch einen Stoßstürmer holen

Christian Keller

Auf welchen Positionen sehen Sie den dringendsten Bedarf?

„Weil Jannes Horn uns verlassen hat, brauchen wir einen Linksverteidiger, der im Idealfall auch linker Innenverteidiger spielen kann. Ich bin ein großer Freund von Positionsflexibilität. Auch im Hinblick auf die Belastungssteuerung gibt das der Mannschaft ganz andere Möglichkeiten. Die zweite Position ist ein Spieler, der links und rechts vorne spielen kann. Steffen Baumgart nennt sie die Achter-Positionen. Wir suchen dort Spieler, die schnell sind, Tiefgang haben und Eins-gegen-Eins-Situationen auflösen können.

So wie Linton Maina?

Mit Linton Maina haben wir einen Spieler gefunden, der diese Fähigkeiten mitbringt. Dazu wollen wir noch einen Spielertyp wie ihn dazu holen. Das wird unserer Mannschaft im letzten Drittel gut tun.

Von hinten nach vorne – kommt dann jetzt noch die Stürmer-Position dazu?

Genau. Wir wollen auch noch einen Stoßstürmer dazu holen.

Weil Anthony Modeste den Verein verlassen könnte?

Nein, mein Wunsch ist, dass Tony bleibt. Tony ist kein Stoßstürmer im klassischen Sinne. Von seiner Statur, seinem Kopfballspiel und Abschluss her ist er es natürlich. Aber er agiert nicht gerne mit dem Rücken zum Tor. Daher wollen wir einen Stürmer finden, der neben Tonys Qualitäten noch mehr als Wandspieler agieren kann und gleichzeitig eine gewisse Dynamik mitbringt.

Wo findet man diesen Spieler denn?

Wenn man viel Geld hat, ist das kein Problem. (lacht) Wenn man nicht viel Geld hat, muss man wieder das Spiel aus Potential und Qualität spielen.

Linksverteidiger, Tempospieler und Stürmer – wäre der Kader dann komplett?

Ob noch andere Positionen dazu kommen werden, hängt davon ab, ob es zu Veränderungen kommen wird, die wir uns nicht unbedingt wünschen, die wir aber auch nicht aufhalten können.“

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