Die U19 des 1. FC Köln hat den Derbysieg bei Borussia Mönchengladbach (3:1) womöglich teuer bezahlt. Stefan Ruthenbeck sah nach Spielende für eine Rudelbildung die Rote Karte und droht nun mehrere Spiele gesperrt zu werden. Der FC-Trainer jedoch wehrte sich anschließend gegen die Vorwürfe des Schiedsrichters und warf dem Gegner vor, die Situation provoziert zu haben.
Es liefen die letzten Sekunden eines hitzigen U19-Derbys. Die A-Junioren des 1. FC Köln führten mit 3:1, das Spiel war entschieden. Die Geißböcke klärten einen letzten Ball aus dem eigenen Strafraum zur Seite. Max Finkgräfe setzte nach und wollte den Ball noch vor der Seitenlinie erreichen, um diesen mit einem Befreiungsschlag in die Gladbacher Hälfte zu befördern.
Doch der Kölner wurde übel abgeräumt. Ein Gegenspieler beförderte Finkgräfe im Moment des Ballkontakts mit einem rüden Bodycheck über die Linie. Ein klares Foulspiel, das auf einem Fußballplatz wie jenem am Fohlen-Park bedeutete, dass das FC-Talent unkontrolliert und ungebremst in den zwei Meter entfernten Metallzaun flog. Der 18-Jährige blieb daraufhin benommen liegen.
Sorge um Finkgräfe löst Rudelbildung aus
Was anschließend passierte, wurde erst nach Sicht der Bilder von DFB.TV sowie eines Scouting-Feeds klar. FC-Trainer Stefan Ruthenbeck eilte nach Finkgräfes Einschlag in die Bande an der Trainerbank der Gladbacher vorbei in Richtung seines Spielers. Kurz bevor der 50-Jährige jedoch das Ende der Ersatzbank der Heimmannschaft passiert hatte, wurde er von einem Betreuer und einem Ersatzspieler der Gladbacher gestoppt.
Der Betreuer hielt Ruthenbeck auf, der Spieler schubste den FC-Trainer. Sekunden später entstand eine Rudelbildung, in die praktisch alle Spieler, Trainer und Betreuer verwickelt waren. Der Schiedsrichter hatte das Spiel mit dem Foul an Finkgräfe zwar beendet. Doch er bewertete die Rudelbildung hinterher trotzdem noch: Ein dem GEISSBLOG namentlich nicht bekannter Gladbacher sah nachträglich die Rote Karte, aber auch Stefan Ruthenbeck.
Im Gespräch mit dem GEISSBLOG schilderte der 50-Jährige die Situation aus seiner Sicht: “Es war am Ende sehr nickelig. Es sind ein paar Dinge vorgefallen, die nicht in Ordnung waren. Das Ding gegen Max Finkgräfe war brutal. Der wurde voll in das Gitter geschmissen”, sagte Ruthenbeck. “Ich habe den Jungen da liegen gesehen und habe gedacht: Da ist richtig was passiert. Ich bin daraufhin an der Gladbacher Trainerbank vorbeigelaufen und wollte nachschauen, wie es ihm geht. Das sind immerhin meine Jungs.”
Doch dazu kam es nicht. “Dann werde ich von zwei Leuten abgefangen und die schubsen mich direkt. Dadurch entsteht die Rudelbildung. Der Schiedsrichter hat mir anschließend gesagt, ich sei in die Coaching Zone reingelaufen, aber das bin ich nicht.” Die Videobilder belegen, dass Ruthenbeck die Coaching Zone der Borussia nicht betreten hatte und auch zu keinem Gladbacher den Kontakt gesucht hatte, ehe er von den beiden Gegnern kurz vor Ende der Trainerbank gestellt wurde.
Sperre droht – aber wie?
“Ich habe danach sofort versucht zu deeskalieren, habe meine Spieler rausgezogen. Trotzdem habe ich die Rote Karte bekommen”, sagte Ruthenbeck, der nun alles verfügbare Videomaterial mit einer schriftlichen Stellungnahme einreichen wird. Trotzdem droht Ruthenbeck eine Sperre, womöglich sogar für zwei Spiele. Entscheidend dürfte sein, welche Aktion das Sportgericht als Auslöser für die Rudelbildung bewerten wird: Ruthenbecks Laufweg oder das Konfrontieren und Schubsen durch die Gladbacher Betreuer und Spieler.
Sollte Ruthenbeck gesperrt werden, ist noch nicht klar, wie diese Sperre faktisch umgesetzt werden würde. Den Regularien zufolge darf ein gesperrter Trainer vor, während und kurz nach dem einem Pflichtspiel keinen Kontakt zur Mannschaft haben. In Profi-Spielen lässt sich dies durch die einzelnen Zonen in einem Stadion umsetzen. Im Nachwuchsfußball mit Zuschauern direkt am Spielfeldrand hätte Ruthenbeck aber zumindest theoretisch die Möglichkeit, seine Spieler als Zuschauer zu coachen – sofern er sich dort aufhalten dürfte. Dies war kurz nach dem Spiel am Samstag in Gladbach noch nicht klar.
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