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Der 1. FC Köln zahlt für Europa einen hohen Preis

Steffen Baumgart in Belgrad an der Seitenlinie. (Foto: IMAGO / Treese)
Steffen Baumgart in Belgrad an der Seitenlinie. (Foto: IMAGO / Treese)

Der 1. FC Köln hat zum dritten Mal in Folge ein Pflichtspiel verloren. Unter Steffen Baumgart ist dies ein Novum. Die Geißböcke zahlen dieser Tage einen hohen Preis für die Freude, an einem europäischen Wettbewerb teilnehmen zu dürfen. Die Spieler stoßen an ihre Grenzen – körperlich und mental. Jetzt gilt es sich zu besinnen und durchzuhalten.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass der famose 3:2-Sieg des 1. FC Köln gegen Borussia Dortmund erst zwei Wochen her ist. Doch seitdem ist viel passiert. Der FC hat drei Pflichtspiele verloren, zweimal gegen eine abgezockte Truppe aus Belgrad, einmal in Gladbach. Die Pleite in Gladbach war erklärbar, der FC war bis zum Platzverweis besser, dann zog die Gelb-Rote Karte gegen Kainz den Geißböcken den Stecker.

Doch es sind die beiden Niederlagen gegen Partizan Belgrad, die etwas verändert haben. Sie haben nicht nur gezeigt, dass dem FC die “Lösungsqualität” (Zitat Christian Keller) gegen tief stehende Gegner fehlt. Vor allem haben die zweimal 90 Minuten bewiesen: Der Kader stößt an seine Grenzen, die Spieler stoßen an ihre Grenzen, das Trainerteam stößt an seine Grenzen.

Drei Bereiche, drei Probleme

Zum Kader: Schon im Sommer wirkte der Kader auf der einen oder anderen Position zu dünn besetzt. Mehr war nicht drin, so hieß es, aus finanziellen Gründen. Mehr sollte aber auch nicht drin sein, so hieß es, weil der FC keine vermeintlichen Söldner leihen und stattdessen lieber unerfahrene Nachwuchsspieler einbauen wollte. Diesem Weg hat sich der FC verschrieben. Doch mit einer Doppelbelastung aus Bundesliga und Europa lässt sich dieser Weg aktuell nicht ausgewogen beschreiten.

Zu den Spielern: So mancher Spieler ist in seiner Entwicklung einfach noch nicht so weit, muss aber trotzdem auf höchstem Niveau funktionieren. Genau davor hatten die Experten im Sommer gewarnt. Unter diesem Druck, gepaart mit dem Verletzungspech, kommen Leistungen wie in Belgrad zustande. In einem Kader, in dem betont wird, jeder Spieler sei wichtig, fällt dann eben auch jede Verletzung ins Gewicht. Den Spielern fehlt die Erholung, um sich körperlich auf das nächste Spiel vorzubereiten. Ihnen fehlt aber auch die Erholung, um das Erlebte zu verarbeiten. Insbesondere solch emotionale Spiele wie eine 2:5-Niederlage im Derby oder die elektrisierende Atmosphäre in Belgrad.

Zum Trainerteam: Und auch das Trainerteam stößt an seine Grenzen. Steffen Baumgart betont, die Abläufe bestünden seit Wochen fast ausschließlich aus Spielvorbereitung, Spiel, Regeneration. Echtes Training, um Spielzüge einzustudieren, Automatismen zu entwickeln und zu pflegen, die Neuzugänge weiter zu integrieren und Verletzte zurückzuführen gibt es fast gar nicht. Darunter leidet die Qualität des Spiels im Ernstfall. Bestes Beispiel: die weiterhin extrem schwache Abschlussquote im Strafraum.

Europa wird für den FC zur Last

Und so zahlt der 1. FC Köln einen hohen Preis dafür, den europäischen Traum leben zu dürfen. Der Fokus liegt weiter auf der Bundesliga, doch das gesamte Spielniveau der Geißböcke leidet unter den Fußballfesten während der Woche in Europa. Kein Wunder, dass sich so mancher Fan – und wohl auch so mancher Verantwortlicher im Geißbockheim – insgeheim fragt, ob ein Ausscheiden in der Gruppenphase womöglich hilfreich sein könnte.

Das spricht natürlich niemand laut aus, doch es wird immer offensichtlicher, dass die Geißböcke für Europa einfach noch nicht bereit sind. Darin steckt nicht einmal ein Vorwurf. Die beeindruckende letzte Saison hatte genau diesen Ausgang mit der Qualifikation für die Conference League verdient. Doch für das Kerngeschäft, für die Bundesliga, für die kommenden Wochen bis Mitte November, wird Europa für den FC zu einer gefährlichen Belastungsprobe. Umso wichtiger wird das Spiel am Sonntag gegen Augsburg. Gelingt dort ein Kraftakt, winkt zumindest eine Europa-freie Woche, um den Fokus noch einmal auf die tägliche Trainingsarbeit zu richten.

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