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Die erste Krise

Sargis Adamyan vergibt die Riesenchance in Berlin. (Foto: IMAGO / Matthias Koch)
Sargis Adamyan vergibt die Riesenchance in Berlin. (Foto: IMAGO / Matthias Koch)

Der 1. FC Köln kann es nicht mehr von der Hand weisen: Nach einem starken Saisonstart stecken die Geißböcke erstmals unter Steffen Baumgart in einer Krise. Das Problem: Der FC nimmt dieses Gefühl mit in die Winterpause. Zwei Monate haben Verantwortliche wie Spieler nun Zeit, mit der Situation umzugehen, um sie im Januar wieder zu verbessern.

Lange sah es so gut aus. 16 Punkte nach zehn Spielen, Platz sieben. Glückliche Spielverläufe hatte der FC zu Saisonbeginn zwar erlebt. Doch die Geißböcke verdienten sich dieses Glück, je länger der Saisonstart lief. Dortmund und Augsburg wurden daheim niedergerungen. Es waren emotionale Siege, doch abgesehen von den Spielen in Europa blieben es die letzten emotionalen Höhepunkte.

Seit Oktober hat der 1. FC Köln von zwölf Pflichtspielen nur noch drei gewonnen (Dortmund, Augsburg, Slovacko). Sieben Spiele hingegen gingen verloren. Die Probleme sind leicht auszumachen. Der FC kassierte in diesen zwölf Spielen 26 Gegentore, traf selbst nur 13 Mal. Selbst taktische Umstellungen griffen nicht. Statistiken einer Krise, die der FC in den Griff bekommen muss.

1. Seit August nicht mehr zu Null

Die Defensivprobleme lassen sich nicht von der Hand weisen. Der 1. FC Köln kassiert zu viele Gegentore (29). Nur Schalke (32) und Bochum (36) haben mehr Treffer kassiert – die beiden Tabellenletzten. Die Gründe sind vielfältig. Grobe individuelle Blackouts stehen ganz oben auf der Liste – die Aussetzer reihten sich zwischenzeitlich aneinander.

Doch zuletzt kamen auch kollektive Aussetzer vermehrt hinzu. Das taktische Verhalten bei allen sechs Gegentoren gegen Freiburg, Leverkusen und auch gegen die Hertha war erschreckend. Paradebeispiel: die beiden Treffer nach Einwürfen in Freiburg und Berlin. Wer einmal einen groben Fehler macht, sollte ihn danach nicht noch mal machen – und schon gar nicht eine Woche später.

2. Nur zwei Tore in fünf Spielen

Doch auch offensiv läuft es beim 1. FC Köln nicht. Nach zehn Spieltagen hatte der FC schon 19 Tore erzielt, ein starker Wert. Doch seitdem sind nur noch zwei Tore in fünf Spielen hinzugekommen. Die Abläufe in der Offensive sind fast vollständig zum Erliegen gekommen. Steffen Tigges war in Berlin nicht einmal mehr der erste Joker, obwohl Florian Dietz fehlt und Sargis Adamyan alles andere als formstark daher kommt. Außer Florian Kainz tut sich kein Top-Scorer hervor, doch der Österreicher war zuletzt überspielt.

Was Spieler wie Maina, Adamyan und Tigges eint: Ihnen fehlt noch der letzte Biss, die Konzentration, der nötige letzte Schritt, um konsequent Chancen herauszuspielen und zu verwerten. Maina und Adamyan hätten die Hertha im Alleingang abschießen können, Tigges hätte gegen Leverkusen noch den Punkt retten und den FC gegen Nizza zum Sieg schießen können. Doch was allen fehlt: die Automatismen. Denn…

3. Baumgarts Experimente

Steffen Baumgart musste in den vergangenen Wochen immer größere Experimente eingehen. Aus dem konsequenten 4-4-2 mit Raute, das die Geißböcke in der Vorbereitung spielten, wurde entweder ein 4-2-3-1 oder ein 4-2-2-2. Gegen Hoffenheim und Freiburg versuchte es der FC-Trainer gar mit defensiverem Spiel, was weder dem Trainer noch der Mannschaft liegt. Und schließlich ersetzte Baumgart im Sturmzentrum nach 16 Monaten konsequenter Aufstellungen mit Stoßstürmern den wuchtigen Mittelstürmer (Tigges) durch einen spielenden Angreifer (Adamyan).

Dem FC fehlten durch Europa merklich die Trainingseinheiten, um wieder im Kollektiv funktionieren zu können. Baumgart muss im Winter die spielfreien Wochen und die vier angekündigten Testspiele nutzen, um wieder zu seinem System und zu den erfolgreichen Abläufen der Vergangenheit zurückzufinden. Es ist noch alles da, was den FC einmal ausmachte, doch es ging unter in der Belastung, den personellen Problemen und dem Abwärtsstrudel der letzten Wochen.

Fazit

Der 1. FC Köln steckt fraglos in einer sportlichen Krise, und diese ist mehr als nur eine Ergebniskrise. Doch die Geißböcke können sich an grundsätzlichen Dingen aufrichten: Die Mannschaft warf in fast allen Spielen körperlich alles dem Gegner entgegen. Gegen Leverkusen, im 23. von 24 Pflichtspielen in drei Monaten, absolvierte der FC die läuferisch beste Leistung aller Partien. Das zeigt, wozu die Spieler fähig sind. Wozu sie dagegen gerade nicht fähig sind: diese körperliche Belastung durchzuziehen und dabei die Fehler auf ein Minimum zu reduzieren.

Und auch die Spiele gegen Leverkusen und Hertha dürfen als Aufbaumittel gelten, denn in beiden Spielen war der FC besser, hätte gewinnen können wenn nicht gar müssen. In nur zwei Spielen bei Elf gegen Elf in dieser Saison waren die Geißböcke unterlegen – gegen Union und in Freiburg (die beiden Klatschen in Unterzahl in Gladbach und Mainz ausgenommen). Darüber hinaus bot Köln jedem Gegner die Stirn. Und so soll es in 2023 weitergehen – dann aber wieder mit besseren Ergebnissen.

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