Jeden Winter gibt es in der Bundesliga Diskussionen um das Wetter, die Bespielbarkeit des Rasens, die Trainingsmöglichkeiten. Nun kommt eine weitere Diskussion dazu: der Energieverbrauch für Flutlicht und Rasenheizung. Steffen Baumgart regt eine Diskussion an, die in letzter Konsequenz zu einer Spielplan-Revolution führen müsste.
Andreas Rettig war es im vergangenen Sommer ob der explodierenden Energiekosten im Zuge des russischen Angriffs- und Wirtschaftskrieges, der die Diskussion entfachte: Muss der Profifußball in Deutschland und Europa seinen Beitrag leisten zur potentiellen Energiekrise im Winter, aber auch zu Klimakrise? Der ehemalige DFL-Geschäftsführer nannte Zahlen. Demnach verbrauche eine ölbetriebene Rasenheizung in einem Fußballstadion circa 2000 Liter Heizöl – und das pro Tag.
Auch die Experten von stadionwelt.de und wintersport-arena.de haben sich diesem Thema angenommen und verglichen: Eine einzige Rasenheizung im Fußball verbraucht pro Tag (!) so viel Energie wie ein Einfamilienhaus in einem ganzen Jahr, nämlich zwischen 2.000 und 4.000 kWh. Durch die explodierten Energiekosten sehen sich viele Klubs nicht nur enormen Mehrkosten in sechsstelliger Höhe ausgesetzt. Vor allem muss sich der Profifußball die Frage gefallen lassen: Ist ein solcher Energieverbrauch noch zu rechtfertigen?
Diese Frage stellte sich am Freitag auch Steffen Baumgart. Der Trainer des 1. FC Köln wurde gefragt, wie die Geißböcke die längere Winterpause durch die WM in Katar gestalten würden und ob der FC in ein Trainingslager fahren werde. Letzteres sei nur im Notfall geplant, so der 50-Jährige. Doch Baumgart dachte weiter und sprach über den Spielplan. “Die Energiekosten sind für uns ein Thema. Da hätte ich einen Vorschlag – die Spiele einfach in die warmen Jahreszeiten legen und nicht in den Winter. Vielleicht müsste man da nicht immer Flutlicht und Rasenheizung anmachen. Nur mal als Idee.”
Bekanntlich spielen die meisten europäischen Ligen zwischen September und April ihre Meisterschaften aus, mit den ersten und letzten Spielen einer Saison Ende August und Anfang Mai. Die wärmsten Monate des Jahres, Juni und Juli, sind für die Turniere der Nationalmannschaften und für die Sommerpause reserviert. Nur in Ländern mit deutlich kälteren Wintermonaten wie Schweden, Finnland oder Norwegen wird die Saison im März oder April begonnen und im November beendet.
Baumgart sieht kein Bestreben nach ernsthaften Diskussionen
Fraglos wäre ein solcher Wechsel der Fußball-Gezeiten nur mit einer Spielplan-, Transfermarkt- und Vertrags-Revolution vereinbar. Doch kann sich der Fußball andererseits leisten, weiterhin derart viel Energie zu verbrauchen? Verantwortliche wie Baumgart und Rettig scheinen zumindest bereit mal über den Tellerrand hinaus zu blicken und über Veränderungen nachzudenken. Doch Hoffnungen auf ernsthafte Diskussionen hat der FC-Trainer nicht. Das hätten auch die WM-Vergabe nach Katar und die spätere Verlegung des Turniers in den Winter gezeigt.
“Ich bin nicht glücklich, wie das läuft. Das passiert, wenn du nicht die fragst, die wirklich etwas damit zu tun haben, sondern Leute aus dem Büro entscheiden, die gar kein Gefühl mehr haben für das, was wir eigentlich machen”, sagte Baumgart. “Als die Vergabe kam, haben alle gesagt, dass es so kommen würde. Nur die, die für die Vergabe gesorgt haben, haben gesagt: Nee, das wird nicht so kommen.” Und so endet nun der erste Teil der Bundesliga-Hinrunde zu einem Zeitpunkt Mitte November, an dem in Schweden gerade mit BK Häcken der neue Meister gekürt wurde.
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