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U17-Trainer Manuel Hartmann: “Im Verein ist eine echte Aufbruchstimmung entstanden”

U17-Trainer Manuel Hartmann. (Foto: 1. FC Köln)
U17-Trainer Manuel Hartmann. (Foto: 1. FC Köln)

Seit fünf Jahren ist Ex-Profi Manuel Hartmann als Trainer im Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Köln tätig. Im letzten Sommer übernahm er die U17 des Vereins und hat mit seiner Mannschaft für einige positive Schlagzeilen gesorgt. Im Interview mit dem GEISSBLOG spricht der 38-Jährige über die Arbeit mit den Jugendlichen, die Zusammenarbeit der Club-Verantwortlichen und die Aufbruchstimmung im Verein.

Das Interview führte Lars Tetzlaff

GEISSBLOG: Herr Hartmann, im Sommer 2022 sind Sie als Trainer von der U16 des FC zur U17 gewechselt und haben die Nachfolge von Martin Heck angetreten. Was ist der größte Unterschied in der Arbeit zwischen den beiden Jahrgängen?

MANUEL HARTMANN: Bezogen auf die Spieler ist zu sagen, dass die meisten ein Jahr älter sind und sich körperlich wie hormonell weiterentwickelt haben. Das macht sich deutlich bemerkbar. Auf der anderen Seite ist das Interesse an der U17 einfach viel größer – auch in der öffentlichen Wahrnehmung. In der U16-Mittelrheinliga hast du gegen Teams wie Borussia Hohenlind um den Titel gekämpft, in der U17 spielst du gegen Mannschaften wie Mönchengladbach, Dortmund, Schalke usw. Das ist dann schon etwas anderes.

Ist es ein Vorteil, dass Sie einige der Spieler schon aus der U16 kennen? 

Definitiv! Es ist ein Riesenvorteil, die Jungs in diesem Alter über zwei Jahre hinweg zu betreuen. Nicht ohne Grund sind auch die meisten Nachwuchsleistungszentren dahingekommen, dass die Teams über zwei Jahre von einem Trainer trainiert werden. Das haben wir beim FC jetzt auch so organisiert. Ich werde in dieser Saison noch für die U17 verantwortlich sein, gehe dann zurück zur U16 und begleite diese dann wieder zwei Jahre. 

Die Jungs stecken gerade alle in der Pubertät. Ist der Fußballtrainer da hin und wieder auch in anderer Funktion gefragt? Sie verbringen schließlich eine Menge Zeit tagtäglich miteinander.

Das Schöne an meinem Beruf ist, dass es nie Alltag gibt. Man wird jeden Tag mit neuen Themen überrascht: Mal sind es familiäre Geschichten, Probleme in der Schule oder die Freundin hat Schluss gemacht. Dann ist es auch gut, wenn man zu seinen Spielern ein offenes und ehrliches Verhältnis hat. Das macht den Reiz aus. Wir arbeiten nicht mit Maschinen, sondern mit jungen Menschen, die gute Zeiten haben, die aber auch Sorgen und Nöte haben. Wie vertrauensvoll und eng das Verhältnis ist, zeigt vielleicht auch, dass mich meine Mannschaft zur Geburt meiner Tochter überrascht und beschenkt hat. Wir haben hier echt feine Jungs beim 1. FC Köln (grinst).

Das hilft mir als jungem Trainer sehr

MAnuel Hartmann

U19-Trainer Stefan Ruthenbeck betont immer wieder, dass das oberste Ziel nicht die Deutsche Meisterschaft sei, sondern die Entwicklung von Talenten und die Heranführung an die Lizenzabteilung. Ist das bei der U17 ähnlich?

Selbstverständlich! Unser Ziel ist es, die Spieler der U17 fit für die U19 zu machen. Ganz einfach, weil die U19 der letzte Schritt auf dem Weg zu den Profis ist. Aber ganz klar: Ziel aller Nachwuchsmannschaften beim FC ist es, Spieler für den Profibereich zu entwickeln.

Wie sieht der Austausch mit den anderen Trainern im Nachwuchsbereich aus? Es soll ja jetzt eine grundlegende und gemeinsame Spielphilosophie des Vereins verfasst werden. Gab es die bisher nicht?

Es ist ein Riesenunterschied, ob ich diese Idee oder Philosophie irgendwo als PowerPoint-Präsentation runtergeschrieben habe oder ob ich sie im kompletten Verein auch wirklich lebe. Und das tun wir jetzt beim FC. Von der U8 bis zu den Profis sind wir Trainer immer im Austausch, diskutieren Dinge offen und fragen untereinander auch mal um Rat. Das hilft mir als jungem Trainer natürlich sehr.

Worauf liegt der Fokus, wenn es die Frage zu klären gilt, welcher Spieler den Sprung von der U17 in die U19 schafft?

Das alles Entscheidende ist das Potenzial des Spielers. Wir müssen eine Idee davon haben, ob der Spieler hier im Verein weit kommen kann. Wir schauen beim FC, im Gegensatz zu einigen anderen Clubs, nicht zuerst auf das Körperliche, sondern auf das Fußballerische.  Aber um ehrlich zu sein: Keiner von uns hat eine Kristallkugel und weiß, was aus welchen Spielern wird. Wenn das so wäre, wären wir vielleicht alle Spielerberater und hätten ein Haus in Malaga (lacht). Aber im Ernst: Wir müssen aus Erfahrungswerten professionell einschätzen, wer das nötige Entwicklungspotenzial hat. Und bei dieser Einschätzung sind ganz viele Kollegen involviert – übrigens auch aus dem Trainerteam der Profis, die bei der Kaderplanung dabei sind.

Wir wollen gegen die Besten testen

Manuel Hartmann

In der Bundesliga steht jetzt erst einmal die Winterpause an. Wie geht es dann weiter und welche sportlichen Ziele haben Sie für den Rest der Saison mit der U17?

Wir haben jetzt ein paar Tage frei und wollen dann zunächst im Training Gas geben. Einfach Gas geben! Jeder soll die Chance haben, sich in der Vorbereitung noch einmal zu präsentieren. Und dann geht’s in der Vorbereitung gegen Top-Teams aus anderen Nachwuchsleistungszentren:  Wolfsburg, Frankfurt, Hoffenheim und Dortmund. Wir wollen gegen die Besten testen, weil das meine Mannschaft weiterbringt. Und dann startet die Bundesliga wieder, wo wir die letzten drei Spiele maximal erfolgreich sein möchten.

Zum Abschluss eine private Frage: Als Profi sind Sie ja in ganz Deutschland unterwegs gewesen und sind dann als Jugendtrainer vor fünf Jahren nach Köln gekommen. Haben Sie hier jetzt Wurzeln geschlagen?

Wenn ich mich irgendwo wohl fühle und merke, dass ich an einem spannenden Projekt mitarbeite, dann bin ich keiner, der unbedingt weiterziehen will. In Köln fühle ich mich einfach pudelwohl. Mir gefällt die Stadt, ich mag die Leute und merke auch, dass ich mir hier im Verein ein gutes Standing erarbeitet habe. Wichtig ist mir auch, dass meine Frau hier in Köln ihren Job hat und sie sich auch wohlfühlt.

Also werden wir Sie in Köln noch einige Jahre an der Seitenlinie sehen?

Ich bin mit Herz und Seele Ausbilder. Und wenn mich der Verein in diesem Bereich braucht, spricht Nichts dagegen. Im Gegenteil: Mit der neuen Geschäftsführung, Steffen Baumgart und den neuen Verantwortlichkeiten im Verein ist hier eine Aufbruchstimmung entstanden, die ich gerne weiter mittragen möchte.

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