Zwei auslaufende Verträge werden den 1. FC Köln wohl noch einige Wochen, womöglich Monate beschäftigten. Timo Horn und Jonas Hector haben noch keine neuen Arbeitspapiere für die Saison 2023/24. Der Unterschied zwischen beiden Spielern zeigt, was sich beim FC ändert.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Als Sky am Donnerstag vermeldete, der 1. FC Köln biete Timo Horn für einen neuen Vertrag nur ein mittleres, sechsstelliges Gehalt, begannen heiße Diskussionen in den Fan-Foren und den Sozialen Netzwerken. Respektlos oder richtig? Drastisch oder konsequent? Sollte es tatsächlich ein solches Angebot gegeben haben, dann ist dies vor allem eines: marktüblich.
Diese Aussage ist in keiner Weise als Missachtung oder Herabwürdigung gegenüber Timo Horn zu verstehen. Die Leistungen des Torhüter für seinen FC sind vielfach diskutiert, vielfach gewürdigt und vor allem unzweifelhaft. Dennoch wäre ein solches Angebot über ein Jahresgehalt in sechsstelliger Höhe an einen Torhüter, der die Nummer zwei eines Mittelklasse-Bundesligisten sein würde, nichts anderes als marktüblich. (Zum Vergleich: Neuer-Vertreter Sven Ulreich soll beim FC Bayern rund 1,4 Mio. Euro jährlich verdienen.)
Horn kann selbst entscheiden, was er will
Horn ist seit einem Jahr nur noch die Nummer zwei. Die Verantwortlichen lassen keinen Zweifel daran, dass Horn dies bei einem Verbleib in Köln auch bleiben würde, sollte Marvin Schwäbe sich nicht verletzen. Und das heißt, dass eine Nummer zwei des 1. FC Köln niemals, egal, wie er heißt, auf der Bank sitzend ein millionenschweres Jahresgehalt einstreichen darf.
Schon diese Saison leisten sich die Geißböcke aus Vertragstreue gegenüber Horn einen viel zu teuren Torhüter hinter Schwäbe, den sich der Klub eigentlich nicht leisten kann. Die Vereinskasse ist leer, jeder Euro wird gebraucht, die Gehaltsstruktur muss massiv korrigiert werden, und Horn muss sich diesem Wandel unterordnen. Das Gute ist: Er kann selbst entscheiden, ob er das möchte oder nicht. Will er bei seinem FC bleiben, würde er weiterhin gut verdienen, wenn auch deutlich weniger als zu seinen besten Zeiten. Will er mehr verdienen als das Gebotene, muss er sich einen neuen Klub suchen, der ihm mehr zahlt. Auch das ist: marktüblich.
Der FC baut seine Gehaltsstruktur gerade nach einem einfachen Muster um: Talente, gestandene Bundesliga-Spieler und Leistungsträger. Horn ist kein Talent mehr, als Nummer zwei aber auch kein Leistungsträger mehr – zumindest nicht auf dem Bundesliga-Rasen. Im Training wohl, aber das reicht eben nicht mehr für eine Bezahlung in dieser Kategorie. Schon gar nicht nach neuen Standards. Also ein gestandener Bundesliga-Spieler, aber eben einer, der die Perspektive des Ersatzspielers hat. Und diese kann nicht siebenstellig vergütet werden.
Der Unterschied zu Jonas Hector
Anders sieht es bei Jonas Hector aus. Der FC-Kapitän soll nicht nur im Training und in der Kabine weiterhin eine tragende Rolle spielen, sondern vor allem weiterhin in der Bundesliga. Selbst für einen solchen Spieler wird der FC keine Drei-Millionen-Gehälter mehr bezahlen können. Diese Zeiten sind vorerst vorbei. Doch für Hector wird sich der FC strecken, um ihn zur Fortsetzung der Karriere zu überreden.
Horn muss akzeptieren, dass er den sportlichen Stellenwert, den Hector weiterhin genießt, verloren hat. Das ist eine bittere Erkenntnis für eine langjährige Nummer eins, vor allem für einen Spieler, der mit dem Herzen so an einem Klub hängt wie Horn am FC. Nichts hätte dem 29-Jährigen wohl mehr bedeutet, als seine gesamte Karriere als unangefochtene Nummer eins am Geißbockheim zu bestreiten. Doch im Profifußball sind Sentimentalitäten fehl am Platze.
Der FC muss die Besetzung der Nummer zwei hinter Schwäbe personenunabhängig betrachten. Es gibt zahlreiche gute Torhüter, die sich die Finger nach diesem Posten mit einem solch kolportierten Gehalt lecken und dafür alles geben würden. Und genau einen solchen Keeper wird der FC verpflichten, sollte Horn ablehnen. Das wäre keine respektlose Herabwürdigung oder eine drastische Maßnahme, es wäre nur eines: marktüblich.
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