Julia Simic hat das Rekordspiel der Bundesliga-Frauen des 1. FC Köln begeistert verfolgt. Die 33-Jährige hofft jedoch, dass es nicht bei diesem einmaligen Ereignis bleibt. Was es nun brauche, sei “Mut der Verantwortlichen”.
Julia Simic saß auf der Haupttribüne im RheinEnergieStadion und genoss die Atmosphäre. Die einstige Deutsche Meisterin und Pokalsiegerin sowie heutige Sky-Expertin hatte es sich nicht nehmen lassen, das Rekordspiel der FC-Frauen gegen Eintracht Frankfurt vor 38.365 Zuschauer selbst mitzuerleben.
“Jeder Fan hat hier ein riesiges Lächeln im Gesicht, unabhängig vom Ergebnis”, sagte Simic hinterher dem GEISSBLOG. “Das zeigt, was möglich ist, wenn man Zeit und auch Geld investiert. Solche Spiele müssten öfter passieren. Diese Erkenntnis ist das eigentliche Highlight heute.“
Simic ist heute Assistenztrainerin der deutschen U16 – im Übrigen als rechte Hand von Nationaltrainerin Friederike Kromp, die beim FC als Favoritin auf die Nachfolge von Sascha Glass zur neuen Saison gilt. Die gebürtige Nürnbergerin setzt sich seit ihrem Karriereende für das Wachstum im Frauenfußball ein und forderte im GEISSBLOG-Gespräch den “Mut der Verantwortlichen, dass große Verein wie der FC sich trauen sollten, die Tore zu ihren großen Stadien häufiger zu öffnen”.
Simic betonte: “Man muss die Lust haben und die Motivation, noch mehr erreichen zu wollen. Es gehört mehr dazu, als nur ein bisschen Werbung zu machen. Man muss die Leute immer wieder mobilisieren, dann kommen sie irgendwann von selbst – auch in ein so großes Stadion wie hier in Köln.”
Keller kündigt Veränderungen an
Beim 1. FC Köln scheint Simic damit zumindest auf offene Ohren zu stoßen. Sport-Geschäftsführer Christian Keller erklärte nach der Partie, dass das Rekordspiel “nur ein Kick-off für den Frauenfußball beim 1. FC Köln” sein sollte. Weitere Pläne wollte der Sportchef noch nicht verraten, doch Trainer-Managerin Nicole Bender-Rummler kündigte bereits Gespräche über mindestens ein großes Spiel pro Saison an.
Damit wäre es aber wohl noch längst nicht getan. Das weiß auch Keller. “Wir wollen dem Frauenfußball eine neue Bühne geben”, sagte der 46-Jährige – in dem Wissen, dass der Weg, insbesondere in Köln, noch sehr weit sei. Die Geißböcke können längst noch nicht annähernd so viel Geld pro Saison investieren wie die großen Klubs aus Wolfsburg und München. Der Kölner Jahresetat für die Frauen liegt dem Vernehmen nach bei ca. 1,5 Millionen Euro, beim VfL Wolfsburg ist dieser mindestens sechs Mal so hoch.
So weit ist der Weg wirklich noch
“Wir müssen erst einmal Rahmenbedingungen schaffen, damit die Frauen ihrem Sport professionell nachgehen können”, sagte Keller und gab zu, dass längst nicht alle Erstliga-Spielerinnen in Köln längerfristig von ihren Verträgen leben könnten. “Dafür braucht es erst einmal eine anständige Grundsicherung. Das ist unser erstes Ziel beim FC.” Welches noch nicht erreicht ist – und was zeigt, wie weit der Weg für den Frauenfußball in Köln noch ist.
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